
Bielefeld. Ab dem 29. März bleibt der Bildschirm schwarz, bei den Fernsehzuschauern, die die öffentlich rechtlichen Sender über Digitalfernsehen DVB-T per Antenne empfangen. Das jedenfalls wird den Nutzern schon seit Längerem auf dem Bildschirm per Info-Einblendung suggeriert. Tatsächlich bleibt in Bielefeld aber erst einmal alles beim Alten. Frühestens Anfang 2018 ist hier die Umstellung von DVB-T1 auf die neue Technik DVB-T2 geplant.
"Hektik ist also völlig unangebracht", sagt Matthias Dräger. Der Bielefelder nutzt seit fast zehn Jahren DVB-T, das nur öffentlich-rechtliche Sender überträgt. Über die neue Technik DVB-T2 werden alle Programme, also auch die der privaten Sender, in HD-Qualität ausgestrahlt. Dafür muss aber extra bezahlt werden, ebenso für einen neuen Receiver.
Etwa 2,1 Millionen Nutzer in Nordrhein-Westfalen müssen früher oder später auf die neue Technik umsteigen. Zum Vergleich: 3,7 Millionen Menschen in NRW haben Kabelanschluss, 4 Millionen nutzen eine Satellitenschüssel.
Die Umstellung startet nicht überall in Deutschland zur selben Zeit. Der Aufwand, die eingeblendeten Hinweise auf den lokalen Starttermin anzupassen, sei aber zu groß, sagt ein Sprecher des Westdeutschen Rundfunks, der in Nordrhein-Westfalen für die technische Umrüstung der Sendeanlagen zuständig ist.
"Es schadet aber nicht, sich jetzt schon einen neuen Receiver zu kaufen", so der Sprecher.
Die Technik sei abwärts kompatibel, das heißt, mit einem DVB-T2 Receiver kann auch Fernsehen geschaut werden, das noch über DVB-T1 gesendet wird.
Das wissen anscheinend auch die großen Elektronikanbieter. Denn die werben in Bielefeld jetzt schon mit den neuen Empfängern und Fernsehgeräten, die einen eingebauten DVB-T2 Receiver haben. "Wichtig beim Kauf ist das grüne Logo mit dem Schriftzug DVB-T2 HD", sagt Michael Gundall, Experte von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. "Dann kann man sicher sein, dass der Empfänger kompatibel mit der neuen Technik ist."
Sicher ist der Käufer dann aber auch, dass er einen Receiver gekauft hat, der mit einem Karten-Slot für die Privatsender ausgerüstet ist. "Es wird nirgendwo darauf hingewiesen, dass es auch günstigere Receiver ohne die Privatsender-Option gibt", sagt Matthias Dräger. Und bei freenet, dem Anbieter des Privatfernsehens über DVB-T2, könne man sich online kostenpflichtig freischalten lassen, obwohl die Privatsender in Bielefeld erst ab 2018 zur Verfügung stehen.
Auf Nachfrage dieser Zeitung teilte Holger Crump, Sprecher von freenet mit, dass Media Broadcast, Betreiber der freenet.tv-Plattform, davon ausgehe, dass sich jeder Zuschauer vor einer Buchung über die Verfügbarkeit des Produkts informiere. Auf der Internetseite gebe es dafür den Empfangs-Check.
"Das Guthaben einer Abo-Karte verfällt auch nicht", sagt Crump. "Wenn in einer Region erst später umgeschaltet wird, kann die Guthabenkarte zu einem späteren Zeitpunkt eingelöst werden." Die Receiver, die nur öffentlich-rechtliche Sender empfangen, seien außerdem nur 10 bis 20 Euro günstiger, sagt Michael Gundall.
INFORMATION
Neue Technik
- Grund für die Einführung von DVB-T2 ist der Verkauf eines Teils der Frequenzen.
- Die Bundesnetzagentur versteigerte die Bereiche ab 700 MHz an Mobilfunkanbieter, um flächendeckend mobiles Internet zu gewährleisten.
- Der geringere Frequenzbereich und die HD-Qualität machen eine Komprimierung der Daten nötig.
- Neue DVB-T2 Receiver mit Karten-Slot für die Privatsender kosten zwischen 60 und 90 Euro.