
Bielefeld. Vogelarten wie Kraniche und Gänse sind allgemein bekannte Zugvögel, die im Herbst mit ihren spektakulären Flugformationen auch über Bielefeld oft beobachtet werden. Viele Kleinvögel dagegen brechen schon Ende des Sommers auf, um einzeln oder in kleinen Gruppen eine manchmal sehr lange Reise in den Süden anzutreten. Dabei sind sie oft so unauffällig unterwegs, dass ihr Aufbruch unbemerkt bleibt. Plötzlich sind sie weg.
Vier Arten, die uns jetzt verlassen, stellen wir hier vor - sie alle sind auffällig, entweder farblich oder stimmlich.
MAUERSEGLER
Sie sind typische Gebäudebrüter der Großstädte, wo sie in Hohlräumen hoher Häuser oder zunehmend auch in speziell angebrachten Nisthilfen ihren Nachwuchs aufziehen. Wenn die rasanten Flieger Anfang Mai in Bielefeld auftauchen und ihre auffälligen "Sriii"-Rufe ertönen lassen, hat die warme Jahreszeit begonnen. Mauersegler sind Dauerflieger, die sich von Fluginsekten ernähren. Sie schlafen im Flug und selbst die Paarung ist ihnen ein luftiges Vergnügen. Lediglich zum Brüten benötigen sie festen Boden unter den winzigen Füßen. Kaum sind die Jungvögel im August flügge, schwingen sie sich in die Luft und fliegen gen Süden, überqueren das Mittelmeer und die Sahara. Über der afrikanischen Savanne jagen und schlafen sie, ohne sich jemals hinzusetzen. Frühesten mit zwei Jahren klappen sie erstmals die Flügel ein, beim Brüten. Geht alles gut, können sie bis zu 20 Jahre alt werden.

KUCKUCK
Auch er ist ein Langstreckenzieher, der in Afrika südlich der Sahara überwintert. Ein mit einem Sender ausgestatteter Kuckuck aus Bayern - "Käpt?n Kuck" genannt - wurde an einem Montag im April noch in Ghana registriert, am folgenden Donnerstag war er bereits am Gardasee: 4.500 Kilometer flog er in drei Tagen. Eine gefährliche Reise - und so ist der Kuckucksruf auch in Bielefeld nur noch selten zu hören. Dass er bei uns nicht brütet, ist allerdings kein Wunder, denn der Kuckuck überlässt als Brutparasit die Aufzucht seines Nachwuchses anderen Vögeln. Dabei sind die Kuckucksweibchen auf eine bestimmte Wirtsvogelart spezialisiert. Das Kuckucksei ähnelt farblich stets den Eiern der jeweiligen Stiefeltern. Diese päppeln den nimmersatten Sprössling liebevoll auf, sodass er spätestens im September seinen leiblichen Eltern in den sonnigen Süden folgen kann.
Unterwegs mit dem Experten
- Jedes Jahr überfliegen Millionen von Kleinvögeln nahezu unbemerkt unsere Dörfer und Städte.
- Selbst unter engagierten Vogelbeobachtern gibt es nur wenige, die bei diesen Bedingungen noch einzelne, oft sehr ähnliche Arten voneinander unterscheiden können.
- Dazu muss man die Flugrufe kennen, die Flugformation von Kleingruppen, die Art des Flügelschlagens und mehr.
- Kaum jemand kann das besser als Dirk Wegener vom Nabu Bielefeld, der seine Kenntnisse gern weitergibt und dazu am 3. Oktober eine Führung zur Beobachtung des Herbstvogelzuges anbietet.
- Mehr Informationen gibt es im Internet unter: www.nabu-bielefeld.de
PIROL
Er kommt erst spät wieder zurück, im Mai. Deshalb heißt er auch Pfingstvogel. Noch vor 50 Jahren war sein melodisches "Didlüo" oft zu hören, war sein Gelb bei genauem Hinsehen oft zu entdecken in lichten Wäldern und alten Gärten. Mit dem Verschwinden von Auwäldern und zunehmendem Pestizideinsatz ist der Pirol seltener geworden und in Bielefeld als Brutvogel verschwunden. Wer in der Region Ostwestfalen Pirole hören will, sollte durch das Große Torfmoor bei Lübbecke wandern; ab Mai wieder.
KARMINGIMPEL
Er ist selten und wenig bekannt - und dabei ein echter Hingucker. Er erreicht in Deutschland die westliche Grenze seines Verbreitungsgebietes. In Bielefeld konnte die Art 1989 am Obersee beobachtet werden, die nächsten bekannten Brutreviere liegen am Steinhuder Meer. Mitte Mai treffen sie dort ein, nach 10.000 Kilometern - die kleinen Finkenvögel kommen aus Indien und Südchina zurück. Sobald die prächtigen Männchen ihr Brutrevier erreicht haben, lassen sie ihren melodischen Gesang erklingen. Im Prinzip gibt es nur eine Strophe, die lautmalerisch wie "Nice to meet You" klingt. Wenn das nicht eine freundliche Begrüßung ist - und sie wird zweimal in die Welt gezwitschert - nach dem Mai im August, wenn die Jungvögel Gesangsunterricht erhalten. Wer den Karmingimpel hören will, klickt im Internet diese Adresse an: