Empfang in Bielefeld

Bielefelder IHK-Präsident Wahl-Schwentker fordert Mut von der Wirtschaft

Jörn Wahl-Schwentker appelliert an die heimische Wirtschaft, den Krisen zu trotzen und Potenziale zu nutzen. Beim Jahresempfang hat er am Ende ein kleines Bonbon für Mitglieder.

Die IHK hat zum Jahresempfang geladen: Raphaela Knoke (vordere Reihe v.l.), Petra Pigerl-Radke und Alexandra Altmann sowie Carl Oetker (hintere und mittlere Reihe v.l.), Ortwin Goldbeck, Wolf D. Meier-Scheuven, Thilo Pahl, Markus Miele, Christop Plass und Jörn Wahl-Schwentker repräsentieren die Bielefelder Kammer.
Hinten v.l.: Carl Oetker, Ortwin Goldbeck, Wolf D. Meier-Scheuven, Thilo Pahl, Dr. Markus Miele, Christop Plass, Jörn Wahl-Schwentker. | © Peter Unger

Martin Krause
01.12.2025 | 01.12.2025, 20:00

Bielefeld. Jörn-Wahl-Schwentker hatte zum vorweihnachtlichen Jahresempfang der IHK Ostwestfalen nicht nur Nettigkeiten mitgebracht. Unsicherheit und Herausforderungen seien angesichts der bekannten schweren Krisen spürbar, die Wirtschaft stehe weiterhin unter Druck. In den vergangenen beiden Jahren seien allein in Ostwestfalen fast 7.000 Industriearbeitsplätze verloren gegangen, klagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer in Bielefeld. „Und die neue Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz hat bislang nicht die erhofften Impulse für einen echten Aufschwung geliefert“, kritisierte Wahl-Schwentker zur Begrüßung.

Immerhin aber seien einige politische Vorhaben auf den Weg gebracht worden, die in absehbarer Zeit Potenziale freisetzen und Chancen eröffnen könnten, stellte der Kammer-Chef auch fest. Wahl-Schwentker nannte die Milliardenzuschüsse zu den Netzentgelten, die für sinkende Strompreise sorgen würden, sowie die Pläne für reduzierte Industriestrompreise. Er nannte das 500-Milliarden-Paket für Investitionen in Infrastruktur, Städtebau und Klimaneutralität sowie erhöhte Verteidigungsinvestitionen. Er verwies auf die ab 2028 geplante schrittweise Senkung der Körperschaftssteuer. Und auf angeschobene Vereinfachungen für die Baubranche, die auch ostwestfälischen Möbel- oder Geräteherstellern zu neuem Schwung verhelfen könnten.

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Wahl-Schwentker forderte die von ihm vertretenen Unternehmen und ihre Beschäftigten dazu auf, die sich bietenden Chancen dann auch zu nutzen: „Mit vereinten Kräften, mit Mut und Zuversicht werden wir die Herausforderungen meistern“, zeigte er sich überzeugt. Statt nur auf politische Entscheidungen in Berlin, Brüssel oder Düsseldorf zu warten, müssten die Menschen vor Ort auch selbst Verantwortung übernehmen, so der Wunsch des Kammer-Präsidenten.

Herausragendes Beispiel für Eigenverantwortung

Er meinte zum Beispiel den Mut, neue Marktnischen zu suchen, wenn es im Kerngeschäft nicht gut läuft. Ein „herausragendes Beispiel für Eigenverantwortung und Engagement der hiesigen Wirtschaft“ sei Anfang 2025 die Gründung der Flugbetriebsgesellschaft „skyhub PAD“ gewesen, sagte Wahl-Schwentker. Unternehmer und Persönlichkeiten der Region hätten so gemeinsam dafür gesorgt hätten, „dass die wichtige Direktflugverbindung zwischen Paderborn und München erhalten bleibt“.

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Der Bielefelder Speditions-Unternehmer sparte nicht an Schmeicheleien für die Ostwestfalen und ihre Wirtschaft („eine der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands“) und ihre Innovationskraft („Forschungsausgaben und Patentanmeldungen liegen deutlich über dem Landesdurchschnitt“). Zugleich machte er jedoch klar, dass der Weg aus der Wirtschaftskrise erst durch die Politik geebnet werden müsse.

Erinnerung an einen „mutigen Reformschritt“ der Vergangenheit

Der als eher liberal geltende Kammer-Chef erinnerte an einen SPD-Politiker als leuchtendes Beispiel: Der aus dem Lipperland stammende Altkanzler Gerhard Schröder habe mit der Agenda 2010 einst „den nötigen Mut bewiesen, um Deutschland wirtschaftspolitisch wieder auf Kurs zu bringen“. Heute stehe das Land erneut an einem Punkt, an dem es nicht reiche, kleine Stellschrauben zu drehen: „Wir brauchen wieder einen solch mutigen großen Reformschritt zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit“, forderte Wahl-Schwentker.

Ein kleines Adventsgeschenk hatte der IHK-Präsident am Ende auch noch parat: Dank „des sorgsamen und sparsamen Wirtschaftens“ der Kammer könne der IHK-Beitragssatz für das kommende Jahr von 0,15 auf 0,13 Prozent gesenkt werden, teilte Jörn Wahl-Schwentker mit. Die anwesenden Unternehmer und Manager bedankten sich für die durchaus spürbare Entlastung mit einem herzlichen Applaus.

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