Besondere Passion: Bielefelder Auswanderin reist als Pinguinforscherin um die Welt

Bielefeld. Meeresbiologin Antje Steinfurth nimmt ein totes Seevogel-Küken in die Hand und untersucht es. Im Magen entdeckt sie Plastik. Die Eltern des Kükens hatten es wohl fälschlicherweise für Nahrung gehalten. Noch bevor das Küken das Nest verlassen konnte, ist es daran verendet. Der Vorfall ereignete sich 2012 und zeigt, wie weit die Meeresverschmutzung durch Plastik schon damals fortgeschritten war. Gefunden hat die aus Bielefeld stammende Forscherin das Küken auf der britischen Insel Tristan da Cunha, dem entlegensten bewohnten Ort der Welt. Steinfurth ist begeistert von der abgelegenen Atlantikinsel mit ihren rund 250 Einwohnern, und nennt sie sogar ihr &bdquo;home away from home“ (die Heimat abseits der Heimat). Um Schutzmaßnahmen für Pinguine zu entwickeln, hat sie die Insel bereits mehrmals besucht. Die 54-Jährige wusste schon früh, wohin ihr Weg sie führen würde: &bdquo;Mich hat es schon immer zum Meer gezogen, obwohl ich in Bielefeld aufgewachsen bin.“ Als Kind verbrachte sie viel Zeit im Teutoburger Wald, heute erforscht sie Pinguine auf der ganzen Welt. In Jöllenbeck aufgewachsen, brachte ihre Leidenschaft für das Meer und die Natur sie dazu, nach ihrer Schulzeit am Max-Planck-Gymnasium Meeresbiologie in Kiel zu studieren. Ein Vortrag über Pinguine inspirierte sie nachhaltig und führte dazu, dass sie sich auf die Tiere spezialisierte. Lesen Sie auch: Bielefeld statt Neuseeland – Deshalb kehrt diese Auswanderin in ihre Heimat zurück Pinguine sind keine Kuscheltiere Während sie ihre Diplomarbeit schrieb, bot sich ihr erstmals die Gelegenheit, die flugunfähigen Seevögel in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Bei der Feldforschung in Patagonien erwartete sie dabei gleich zu Beginn eine Überraschung. &bdquo;Ich dachte, die haben so engelsgleiche Rufe. Aber die Magellan-Pinguine hören sich eher an wie Esel“, sagt Steinfurth schmunzelnd. Später setzte sie ihre Forschung auf den Galapagosinseln fort, wo sie zur Einrichtung von Pinguin-Schutzzonen beitrug. Anschließend arbeitete sie an den Universitäten Bristol (England) und Kapstadt (Südafrika). Ein Projekt über den nördlichen Felsenpinguin, den sie als charismatisch, aber stark bedroht beschreibt, führte sie schließlich nach Tristan da Cunha. Seit 2017 lebt sie in Cambridge (England) und arbeitet dort als Wissenschaftlerin für eine Organisation zum Schutz von Wildvögeln. Die 54-Jährige erklärt, dass gängige Vorstellungen über Pinguine oft nicht der Realität entsprechen. Dass Pinguine niedliche &bdquo;Kuscheltiere“ seien und ausschließlich in Schnee und Eis leben, sei ein weitverbreiteter Irrglaube. &bdquo;Das sind Muskelmaschinen mit scharfen Schnäbeln und spitzen Krallen. Sie fühlen sich auch nicht weich an, sondern eher wie ein Rugbyball“, beschreibt sie. Von den Schnäbeln hat sie einige Narben davongetragen, etwa wenn sie Pinguine für Forschungszwecke fangen musste. Auswandern nach Abu Dhabi: Bielefelderin zwischen Wüstensand und Glaspalästen Strenger Geruch in der Kolonie Viele Pinguinarten leben nicht im Schnee, sondern in warmen Regionen, etwa in Südafrika. &bdquo;Das Erste, was Menschen an einer Pinguinkolonie bemerken, ist der Geruch“, erklärt die Forscherin. Der entsteht, weil die Tiere ihren Lebensraum mit Kot überziehen. In Südafrika hat sie erlebt, wie Menschen anfangs begeistert waren, Pinguine in ihren Gärten zu haben – bis sie den Geruch und den Lärm der Kolonien kennenlernten. Trotz ihrer Beliebtheit beim Menschen sind mehr als die Hälfte aller Pinguinarten durch ihn vom Aussterben bedroht, erklärt Steinfurth. Zu den Ursachen zählen der Klimawandel, Überfischung, Habitatverlust und Krankheiten. Ein Grund dafür ist die Erwärmung der Meereslebensräume, durch die sich Fische und Krill in tiefere oder weiter entfernte Gebiete zurückziehen. Diese größeren Distanzen und Tiefen können Pinguine körperlich nicht bewältigen. In der Folge verhungern manche Küken, weil ihre Eltern zu lange auf Nahrungssuche sind oder nicht genug Beute finden. Auch interessant: Bielefelder Auswanderin betreibt mit ihrer Familie eine riesige Farm in Kanada .responsive23-loGrsR5mmDhru97s-map-bielefelder-auswanderin-reist { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-loGrsR5mmDhru97s-map-bielefelder-auswanderin-reist { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-loGrsR5mmDhru97s-map-bielefelder-auswanderin-reist { padding-top: 142.86%; } } Von Pinguinen lernen Trotz des Artensterbens bleibt die Meeresbiologin optimistisch und schöpft Hoffnung aus den vielen Menschen, die sich für Umweltschutz und Bildung engagieren. &bdquo;Ich würde nicht in meinem Beruf arbeiten, wenn ich diesen Optimismus nicht hätte“, sagt sie. Auch die Pinguine zeigen eine Resilienz, die inspirieren könne: &bdquo;Nicht aufgeben, weitermachen, immer wieder aufstehen. Da sind die unglaublich gut drin“, lobt sie. Ihre Forschung zielt daher darauf ab, Schutzstrategien zu entwickeln und dort umzusetzen, wo sie den größten Nutzen für den Erhalt dieser Tiere haben. Trotz ihres internationalen Lebens fühlt sich Steinfurth nach wie vor Bielefeld eng verbunden. Sie komme mindestens zweimal jährlich, um Freunde und Familie zu besuchen, und verbringe immer noch gerne Zeit im Teutoburger Wald. Manchmal besucht die Familie jedoch auch sie. So hat ihr Vater auch schon bei der Forschungsarbeit geholfen. &bdquo;Vergleichbar mit MacGyver. Er war der beste Feldassistent, den ich mir hätte wünschen können“, sagt sie. Auswander-Serie: Alle Teile aus der NW-Themenreihe Was Antje Steinfurth an Pinguin-Filmen stört Kinofilme mit Pinguinen findet die Forscherin zwar unterhaltsam, stört sich dann aber an Details, die den meisten Zuschauern wohl nicht auffallen würden. Der 2024 erschienene Film &bdquo;Der Pinguin meines Lebens“ handelt zum Beispiel von einem Magellan-Pinguin, tatsächlich sei jedoch ein Humboldt-Pinguin zu sehen. In Filmen würden Pinguine oft vermenschlicht, allerdings habe sie wahrlich oft Verhalten von Pinguinen beobachtet, das an Menschen erinnere. So stehlen sie einander Nestmaterial, verteidigen ihre Partner vor anderen Verehrern und ziehen ihre Brut zusammen auf. Und so kann eine Pinguinkolonie durchaus auch mal an eine Seifenoper erinnern, sagt Steinfurth lachend. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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