Krone, Klima und klare Kante: Polit-Abschied von Hannelore Pfaff aus Bielefeld

Bielefeld. Eine Ära endet: Nach 31 Jahren nahm Hannelore Pfaff am Dienstag, 4. November, in der Bezirksvertretung (BZV) gefühlt ihre Krone ab – die langjährige Bezirksbürgermeisterin und von einigen liebevoll &bdquo;Königin“ genannte Grüne verabschiedete sich aus der BZV. Nachfolgerin ist Kerstin Metten-Raterink. Politisch ebenfalls grün. Denn bei der Kommunalwahl mussten die Grünen zwar mit gut 13 Prozent weniger Stimmen auskommen, aber mit knapp 35 Prozent sind sie nach wie vor die Nummer eins. Nur ohne absolute Mehrheit – Partnersuche war angesagt. Und die war erfolgreich. Mit den jeweils zwei Vertretern von Linke und SPD gibt es &bdquo;eine Kooperation“, wie Metten-Raterink es nennt. Sechs Grüne und jeweils zwei Rote haben 10 der 15 Stimmen, eine stabile Mehrheit. Eine gegen rechts, wie Metten-Raterink betont. &bdquo;Das war uns wichtig: Es soll ein klares Zeichen dafür sein, dass in Gadderbaum gut auf alles von rechts verzichtet werden kann.“ Offenbar sieht dies die AfD selbst so. Ihr Vertreter Mathias Schmidt blieb gleich der ersten Sitzung und damit seiner Vereidigung unentschuldigt fern. Damit hat die AfD zwar ihren errungenen Sitz in der BZV, aber bisher keinen stimmberechtigten Vertreter. Nach zweieinhalb Jahren Wechsel auf Miladinoviç Der Rest verlief wie erwartet: Mit zehn Stimmen wurde Metten-Raterink gewählt, ihr Stellvertreter ist Carsten Strauch (Linke). Nach zweieinhalb Jahren soll in der Stellvertretung auf Aleksander Miladinoviç (SPD) gewechselt werden. Auf Marco Kollmeier (CDU) entfielen drei Stimmen, auf Gebhard Spilker (FDP) eine. Metten-Raterink, 45-jährige Logopädin, zwei Kinder, war jahrelang bereits Pfaffs Stellvertreterin, auch sie will Akzente setzen. &bdquo;Ich habe ja die beste Lehrerin gehabt“, sagte sie nach einer dicken Umarmung von Pfaff. Metten-Raterink: &bdquo;Ich setze darauf, dass wir einen noch besseren Draht zu Bethel bekommen und mehr gemeinsam mit Bethel entscheiden und mehr gemeinsame Themen entwickelt werden. Hinzukommen Verkehrs- und Klimaschutzthemen, so alles rund um eine umweltfreundlichere Energieversorgung.“ An der Bikelane solle nicht gerüttelt werden, formuliert sie schon einmal in Richtung des CDU-geführten Rathauses. Über allem, das ist in jedem Satz von Metten-Raterink zu spüren, steht aber &bdquo;ein klares Bekenntnis zu Vielfalt und Zusammenhalt, ein entschiedenes Nein gegen Ausgrenzung und Rassismus“. Ein Satz, der noch einmal mehr Gewicht erhält, wenn er dort gesprochen wird, wo Menschen mit Handicap Normalität sind im Alltag eines Stadtbezirks. Kooperation in den Farben Grün, Rot und Rot Ihr Stellvertreter ist jetzt erst einmal Carsten Strauch, zurückgekehrt zur Linken, und anfangs augenzwinkernd überrumpelt. Metten-Raterink bei der Gratulation: &bdquo;Ich habe ganz nasse, kalte Hände“ – und Strauch, gespielt empört: &bdquo;Das wusste ich vorher nicht!“ Dennoch sagte er betont emotional &bdquo;Ja, ich will“ zu seiner neuen Rolle. Er wünsche sich &bdquo;ein vernünftiges politisches Klima in der BZV“, und dann ein Seitenhieb auf den fehlenden AfD-Vertreter: &bdquo;Dieses gute Klima sollten wir unter allen hier anwesenden Bezirksvertretern beibehalten.“ Emotional wurde es dann auch beim Abschied von Hannelore Pfaff: Nach 31 Jahren kehrt sie Gadderbaums BZV den Rücken, bleibt aber für Gadderbaum im Bielefelder Rat. Mit Blick auf die AfD zitierte sie eine Talkshow-Moderatorin mit dem Satz &bdquo;Es kann einem nur rausrutschen, was in einem drin ist“ – alles, was AfD-Politiker gesagt hätten, spiegele ihr Inneres. Deshalb habe für sie immer gegolten, &bdquo;Haltung zu zeigen“. Es brauche viel davon in diesen Monaten und Jahren, furchtlos müsse überall dort Einspruch erhoben werden, &bdquo;wo die Demokratie von menschenverachtenden Akteuren angegriffen wird“. Lesen Sie auch dieses Interview: Bielefelds schräge, supererfolgreiche Vorzeige-Grüne vor ihrer Krönung Pfaff betonte, sie hätte keinen einzigen Tag ihrer Zeit in der BZV eintauschen wollen – und da spricht sie immerhin von 11.357 Tagen. Und einem geretteten Freibad. Unter anderem. Dann packte sie ihre Blumen und eine von der Stadt überreichte Goldmünze ein. &bdquo;Ich bin denn mal wech“. Verabschiedet nach 29 und 31 Jahren politischen Einsatzes Geehrt wurden auch zwei weitere Politiker, die es auf 31 und gut 29 Jahre in der BZV brachten, Achim Weigert von der CDU und Ole Heimbeck von der SPD. Ebenfalls verabschiedet wurden Daniel Dewenter (Grüne/fünf Jahre), Heinz Faust (CDU/drei Jahre), Detlef Werner (CDU/drei Jahre). Und verabschiedet wurde auch eine Frau, die nicht zur BZV gehört, aber immer präsent war. Peter Brunnert von den Grünen ließ es sich nicht nehmen, zu Pfaffs Abschied auch Vera Höxter zu würdigen. Höxter ist seit 20 Jahren die Lebenspartnerin von Pfaff. &bdquo;Vielen Dank an Vera“, sagte Brunnert, &bdquo;sie hat viele Reden vorformuliert und recherchiert, sie hat ganz viel politische Arbeit in der BZV geleistet, ohne hier zu sein.“ Da nickte Pfaff, die vor einigen Jahren mal augenzwinkernd über sich als Bezirksbürgermeisterin sagte: &bdquo;Vera ist das Gehirn, ich das kluge Herz.“ Lesen Sie auch dieses Interview: Sie hat Kultstatus: Bielefelds bekannteste Bürgermeisterin hört in ihrem Stadtbezirk auf

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