Realitätscheck in Bielefeld: Digitale Auskunft der Stadt zeigt viele Baustellen nicht an

Bielefeld. Schwer beladen mit den Betonelementen für einen Baukran wartet ein Tieflader vor der roten Ampel an der Kreuzung Arndtstraße/Große Kurfürstenstraße. Da fährt einer der neuen Wasserstoff-Gelenkbusse von Mobiel vor, und blinkend signalisiert die Fahrerin, dass sie an ihm vorbei um die Kurve muss. Da gerade keine Falschparker im Weg stehen, setzt der Trucker auf der Großen Kurfürstenstraße ein paar Meter zurück, und das zentimetergenaue Abbiegemanöver gelingt. Muss gelingen, weil die auf Höhe der Arndtstraße 19 wegen Dacharbeiten eingerichtete Baustelle die halbe Straße sperrt und die verbleibende Fahrspur in eine Einbahnstraße verwandelt – Fahrtrichtung stadtauswärts. Wer sich über diese Baustelle informieren möchte, muss vor Ort schauen und bei Bedarf fragen, denn es gibt keinen Karteneintrag in der digitalen Online-Baustellen-Auskunft der Stadt. Um es auf die Karte zu schaffen, müssen nämlich laut Stadt folgende Kriterien erfüllt sein: Baustellen müssen an Hauptverkehrsstraßen und besonders relevanten Straßen liegen. Vollsperrungen von Fahrbahnen, erhebliche Verkehrseinschränkungen sowie lange andauernde Baustellen werden auch angezeigt. Zu letztgenannten zählt theoretisch auch die Geister-Baustelle am östlichen Ende der Dorotheenstraße. Die sei dort schon seit vier Monaten eingerichtet, sagt ein Anwohner auf Gassi-Runde, aber in der Grube passiere längst nichts mehr. &bdquo;Gar nichts“, präzisiert ein zweiter Passant auf Nachfrage und regt an, doch einmal zu erkunden, warum die begonnenen Fernwärme-Arbeiten nicht endlich einmal beendet würden. Die exakte Antwort aus der Pressestelle steht noch aus. Auf der Homepage der Stadtwerke gibt es jedoch einen Antwortkatalog für alle möglichen Gründe von Verzögerungen und auch eine Erklärung auf die Frage, warum an vielen Baustellen scheinbar tagelang nicht gearbeitet werde: Online-Auskunft der Stadt und Homepage der Stadtwerke geben gleiche Infos &bdquo;Von außen betrachtet könnte dieser Eindruck entstehen. Die Realität ist aber häufig eine andere, weil oft Parallelarbeiten im Hintergrund laufen, etwa Materialprüfungen, Genehmigungen oder Wartezeiten auf Spezialtechnik/-material. Außerdem gibt es auch geplante Pausen, beispielsweise wegen notwendiger Trocknungszeiten bei entsprechenden Werkstoffen oder aufgrund von Arbeitsschutzvorgaben,“ heißt es dort. Während die kleine Apendix-Dauer-Baustelle keinen Eintrag auf der Karte erhalten hat, weil nur am Ende der Straße, sieht das auf der weiter nördlich gelegenen Rolandstraße anders aus. Dort besteht ebenfalls eine Vollsperrung wegen Fernwärme-Arbeiten. Bloß am Dienstag ohne Arbeitende. Gründe? Siehe oben! Am Mittwoch, als die Sonne scheint, schaut immerhin der Mitarbeiter einer Fachfirma für Spritzbeton in die Baugrube, macht ein Foto und wendet danach seinen Bulli in etlichen Zügen, denn die angrenzende Weststraße ist auf Höhe der Hausnummer 66 ebenfalls voll gesperrt – maximale Sackgasse. Die Dacharbeiten dort dauern bereits knapp drei Monate, doch solle der imposante Baukran laut den Infos der Online-Auskunft nur noch bis Montag, 6. Oktober, den motorisierten Durchgangsverkehr blockieren. Dann müsste die Weststraße zwischen Stapenhorststraße und Arndtstraße wieder für alle frei passierbar sein. Allerdings befindet sich die Vollsperrung bereits in der Verlängerung um einen Monat. Lesen Sie auch: Baustelle auf der Eckendorfer Straße in Bielefeld: Schon jetzt ist eine Spur gesperrt Während der Baukran an der Weststraße demnächst wieder verschwindet, bekommt die Großbaustelle in der Dorotheenstraße den zweiten angeliefert. Der Gigant behauptet seit Mittwoch die Lufthoheit über der Kreuzung zur Großen Kurfürstenstraße, sein Pendant im Norden ragt an der Kreuzung zur Siechenmarschstraße in die Höhe. Die Vollsperrung für das Bauprojekt mit den 30 Wohnungen währt laut Online-Auskunft allerdings nur noch bis zum 12. Oktober 2025 – unter Vorbehalt der nächsten Verlängerung. Das Amt für Verkehr managt die Online-Baustellen-Auskunft der Stadt Die Eintragungen nehme das Amt für Verkehr vor, erklärt Stadtsprecherin Ruth Braun, und ergänzt, dass die Infos zu den Fernwärme-Baustellen mit den Stadtwerken abgestimmt seien. Darum verweist der kommunale Versorger auch seinerseits auf die städtische Online-Auskunft, und informiert auf der eigenen Homepage nur zusätzlich über die größeren Baustellen wie beispielsweise an der Elsa-Brändström-Straße (Fernwärme). Und ob Eintrag auf der digitalen Karte oder auf der Homepage: In beiden Fällen gibt es den Kontakt zu einem Verantwortlichen. Der fehlt wiederum bei den kleinen Baustellen, weil die gar nicht verzeichnet sind. Doch bis zur nächsten Gassi-Runde wird für die Nachbarschaft noch geklärt, ob die Baustelle ganz am Anfang der Dorotheenstraße in die Winterpause gehen muss oder doch noch Fernwärme in die angeschlossenen Häuser leitet. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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