Fernwärme für Bielefeld: Warum die Arbeiten der Stadtwerke so lange dauern

Bielefeld. Im November 2023 war es schon herbstlich frisch draußen. Doch für die Menschen in 200 Wohnungen rund um den Lohmannshof im Bielefelder Westen galt das auch drinnen. Ein Leck in der Fernwärmeleitung ließ sie im Kalten zurück. Kein Fernsehabend bei wohliger Wärme und schon gar keine warme Dusche am Morgen. Und das für bis zu vier Tage. &bdquo;Das war für die Menschen dort unangenehm, für uns aber auch“, sagt Nils Neusel-Lange, Geschäftsbereichsleiter Netze und Infrastruktur bei den Stadtwerken. Gemeinsam mit Olaf Schnittger, Baubeauftragter des Versorgers, steht er vor einem Schacht gegenüber der Stadtbahnstation Wellensiek, nah dran am Lohmannshof. &bdquo;Jetzt sorgen wir dafür, dass so etwas hier nicht wieder passiert“, sagt Schnittger. Seit April entsteht dort auf einer Länge von 165 Metern ein neuer Leitungsweg. Er unterquert die Stadtbahnschienen und führt weiter in das Wohngebiet. Die alte Leitung liegt dagegen mittendrin, zum Teil auch noch mit Garagen überbaut. &bdquo;Deshalb war es damals schwierig, dranzukommen“, sagt Neusel-Lange. Und deshalb hat es so lange gedauert, bis der Schaden behoben war. Zeitintensive Arbeiten Aber auch der Bau neuer Fernwärmeleitungen braucht Zeit. Für Laien ist kaum nachvollziehbar, warum es am Lohmannshof insgesamt acht Monate, noch bis November oder Dezember, dauern wird. Erst dann soll die 165 Meter lange neue Leitung fertiggestellt sein. Nicht nur dort zieht es sich. Mitten in der Innenstadt, an der Elsa-Brändström-Straße, wird gefühlt seit einer Ewigkeit gebuddelt. Dort werden im Bereich zwischen der Arndtstraße und der Alfred-Bozi-Straße die Fernwärmeleitungen saniert und erweitert. Fünf Bauabschnitte waren dafür nötig. Im November soll wieder ein Beidrichtungsverkehr möglich sein, im Dezember voraussichtlich das Ende der Baustelle. Die Zufahrten zu Parkplätzen und Parkhäusern dort erschwerten die Arbeiten. Aktuell laufen bei den Stadtwerken zehn ähnliche Fernwärmeprojekte wie in der City und am Lohmannshof parallel – mit entsprechenden Einschränkungen. Zum Thema: Nah- und Fernwärme: So sieht die Zukunft der Bielefelder Wärmeplanung aus Was macht sie so langwierig? Bei Fernwärme wird nicht mit einem Rohr gearbeitet, sondern mit zweien. Durch den Vorlauf kommt das heiße Wasser, durch den Rücklauf wird es zurückgeführt. &bdquo;Das macht schon mal die Trassen breiter“, sagt Neusel-Lange. Werden Gas- oder Wasserleitungen verbaut, kommen die mit einem Drittel der Flächen aus. Fernwärmeleitungen müssen außerdem tiefer verlegt werden. Die Rohre sind dicker, weil stärker isoliert. Teils sind komplizierte Schweißarbeiten nötig. Auf Statik und Hydraulik muss besonders geachtet werden. Schließlich soll ja alles im Fluss sein. Und das in einem richtigen Verhältnis. &bdquo;Auch die richtige Trasse zu finden, ist beim Fernwärmeleitungsbau viel komplexer“, so Neusel-Lange. Gerade im Innenstadtbereich sind oft viele andere Leitungen im Weg. Beim Bau von Stromleitungen geht es 30-mal so schnell voran .responsive23-iGkyxVu5UjqrIy3h-donut-waermemix-in-bielefeld { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-iGkyxVu5UjqrIy3h-donut-waermemix-in-bielefeld { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-iGkyxVu5UjqrIy3h-donut-waermemix-in-bielefeld { padding-top: 142.86%; } } So kommt es, dass beim Bau einer Fernwärmeleitung im Schnitt nur ein Meter pro Tag geschafft wird. Zum Vergleich: Bei einer Wasserleitung sind es fünf Meter, bei Stromleitungen sogar 30 Meter. &bdquo;Wir hören auch immer mal wieder, dass auf den Baustellen niemand arbeiten würde“, ergänzt Olaf Schnittger. Das kommt vor, wenn zum Beispiel Beton in Schichten aushärten muss. Neusel-Lange und Schnittger bitten deshalb um Geduld. Die müssen die Bielefelder auch in den kommenden Jahren aufbringen. Aktuell schaffen es die Stadtwerke, jährlich 2,3 Kilometer neuer Fernwärmeleitungen zu bauen. Bis 2030 sollen es 7,7 Kilometer pro Jahr werden. Denn die Fernwärme spielt eine Hauptrolle bei der Wärmeplanung der Stadt – weg von Gas- und Ölheizungen, die noch fast 80 Prozent der Bielefelder Haushalte nutzen. Es soll hin zu einer nachhaltigen Versorgung gehen. Weniger klimaschädliches CO2 soll ausgestoßen werden. Doch derzeit liegt der Fernwärmeanteil erst bei 18 Prozent. Fernwärme ist weiterhin nachgefragt Auch bei den Hausanschlüssen wollen sich die Stadtwerke deshalb steigern – von aktuell 100 pro Jahr zu 250 im Jahr 2030. Die Nachfrage bei den Kunden ist da. Manchmal sei sie größer in Bereichen, wohin die Fernwärme aus technischen Gründen nicht kommen wird, als dort, wo es sie schon gibt. &bdquo;Aber wir arbeiten dran“, sagt Neusel-Lange. 165 Meter Fernwärmeleitung am Lohmannshof kosten übrigens 1,2 Millionen Euro. Das sind fast 7.300 Euro pro Meter. Ganz so teuer wird es üblicherweise nicht. Die Stadtwerke kalkulieren derzeit für die Kosten im Leitungsbau mit einem Durchschnittswert von 3.500 Euro pro Meter. Geht es um einen Hausanschluss, liegt der Meterpreis bei rund 1.600 Euro. Mit einer neuen interaktiven Fernwärmeausbaukarte für Bielefeld können Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen nun schnell prüfen, ob ihr Gebäude ans Fernwärmenetz angeschlossen werden kann oder künftig ein Ausbau möglich ist. Die digitale Karte zeigt nicht nur die bereits bestehenden Anschlussmöglichen, sondern auch Eignungsgebiete, in denen ein Ausbau sinnvoll ist, sowie Prüfgebiete, die noch näher untersucht werden. Die Karte ist unter waermeplanung.stadtwerke-bielefeld.de einsehbar. Weitere Infos: www.stadtwerke-bielefeld.de/fernwaerme. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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