Große Verunsicherung: Bielefelder Eltern fürchten um OGS-Plätze für ihre Kinder

Bielefeld. Große Aufregung jetzt bei Elternabenden an Bielefelder Grundschulen: Sie habe gehört, dass der OGS-Träger im kommenden Jahr Kinder priorisiere, wirft eine Mutter in die Runde. &bdquo;Und wir verlieren dann möglicherweise unseren Platz wieder.“ Vielerorts in der Stadt sind Eltern ähnlich verunsichert. Hintergrund ist, dass ab August 2026 alle Grundschulkinder der ersten Klassen einen Rechtsanspruch auf einen Platz im Offenen Ganztag (OGS) haben. Dieser Anspruch wird jedes weitere Jahr um eine Klassenstufe erweitert. Ab dem Schuljahr 2029/2030 gilt er dann für jedes Grundschulkind. Statt einer Verbesserung kann das aber jetzt für einige Familien eine Verschlechterung bedeuten. &bdquo;Ich kann die Befürchtungen sehr gut verstehen“, sagt Nadine Friedrichs, Fachbereichsleiterin Schule beim AWO-Kreisverband Bielefeld. Der ist OGS-Träger an 23 Bielefelder Grundschulen und betreut dort rund 4.000 Kinder. Viele Fragen seien bei dem Thema aktuell noch offen, so Friedrichs. An vielen Schulen gibt es bereits seit Jahren Wartelisten. &bdquo;Aber wenn man einmal einen Platz hatte, war die Verlängerung bisher eigentlich nur eine Formsache“, sagt die Fachbereichsleiterin, selbst Mutter eines Grundschulkindes. Mit dem neuen Rechtsanspruch sei die Situation eine andere. &bdquo;Jetzt haben die neuen Erstklässler ein Vorrecht.“ Nicht alle Bielefelder Familien wollen einen OGS-Platz Aber nicht alle Familien meldeten ihre Kinder mit Beginn der Schulzeit für die OGS an, zeige die Erfahrung. Das hänge von der individuellen Situation ab. &bdquo;Deshalb hoffen wir, dass wir für alle Familien eine gute Lösung finden werden“, sagt Friedrichs. Um die vielen, mit dem neuen Rechtsanspruch verbundenen, noch offenen Fragen zu klären, gibt es seit einigen Wochen ein gemeinsames Gremium mit Vertretern der Träger, des Amtes für Schule und des Bielefelder Jugendamtes. Dort liegt die formale Zuständigkeit zur Umsetzung des Ganztagsanspruchs. Aufgrund des Rechtsanspruchs sind ab August 2026 die Grundschulkinder der ersten Klassen vorrangig zu berücksichtigen, heißt es auch von der Stadt. Ziel sei es aber, &bdquo;dass Zweit-, Dritt- und Viertklässler dadurch ihren Platz nicht wieder verlieren“. Je nach Anmeldezahlen und Stand des OGS-Ausbaus am jeweiligen Schulstandort könne es jedoch nicht ausgeschlossen werden, &bdquo;dass dies in Einzelfällen passieren kann“. Lesen Sie auch: Bis 1.500 Euro: Die großen Kostenunterschiede beim Offenen Ganztag in OWL Um das möglichst zu verhindern, sei eine möglichst frühzeitige Rückmeldung der Eltern ganz entscheidend, so Friedrichs. Der Anmeldezeitraum an den Grundschulen ist am Montag, 29. September, gestartet und endet am 15. November. Die Anmeldungen bei den OGS-Trägern laufen parallel. Wann genau die Aufnahmebescheide der Grundschulen erteilt werden, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar, so die Stadt. Es sei weiterhin beabsichtigt, die Eltern noch vor den Osterferien zu informieren. &bdquo;Nach Erteilung der Aufnahmebescheide versenden dann auch die OGS-Einrichtungen zeitnah die Zusagen.“ Warteliste für OGS-Plätze in Bielefeld Laut Amt für Schule gibt es an allen 50 Grundschulstandorten das Angebot des Offenen Ganztags (OGS). Zur Erklärung: OGS bezieht sich ausschließlich auf die Primarstufe. In der Sekundarstufe 1 gibt es gebundene Ganztagsangebote. Insgesamt gibt es 15 verschiedene OGS-Träger in Bielefeld, die größten sind der Kreisverband der AWO und das DRK. Im Schuljahr 2024/25 besuchten 8.174 Schülerinnen und Schüler von insgesamt 12.374 Grundschülern die OGS. Das entspricht 66,1 Prozent. Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Die Wartelisten reduzierten sich während des laufenden Schuljahres regelmäßig im Rahmen der normalen Fluktuation, ergänzt die Stadt. Von 350 zu Beginn des Schuljahres 2024/25 (Stand 10/24) standen zuletzt noch 240 Kinder auf der Warteliste (Stand 03/25). &bdquo;Mit den Ausbaumaßnahmen an den städtischen Grundschulen gehen wir weiterhin davon aus, den sich sukzessive aufbauenden Bedarf decken zu können“, so die Stadt. Sie gehe im Zuge des Ganztagsanspruchs von einer OGS-Quote von 90 Prozent aus, um die Bedarfe der Kinder und Eltern decken zu können. An mehreren Schulen sei bereits auf gewachsene Raumbedarfe und den anstehenden Rechtsanspruch mit Aus- und Erweiterungsbauten reagiert worden. Auch interessant: Streit spitzt sich zu: Warum kommt das Schulessen für Bielefeld aus Heidelberg? Aber: An 31 Grundschulen sind noch Baumaßnahmen zur Erweiterung der OGS-Kapazitäten in Planung. An 18 dieser Schulen setzt die Stadt auf Systembauweise. Hierzu laufe derzeit ein Ausschreibungsverfahren. Die mögliche Vergabe sei im nächsten Quartal geplant. Die aktuellen Planungen zielten darauf, dass auch im Bereich Küche und Mensa bis 2029/2030 ausreichende Kapazitäten geschaffen seien, so das Amt für Schule. Nach aktueller Rechtsauffassung habe ab dem Schuljahr 2026/27 auch ein Erstklässler, der im laufenden Schuljahr einen OGS-Platz wünscht, einen Rechtsanspruch darauf, ergänzt die Stadt. Derzeit werde davon ausgegangen, dass sich Zu- und Abgänge, beispielsweise aufgrund eines Umzuges, &bdquo;im Ergebnis ausgleichen werden“.

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