Bielefelder Polizist klagt auf TikTok über ansteigende Respektlosigkeit und geht viral

Bielefeld. 1,8 Millionen Mal wurde das kurze Video vom Jahnplatz auf TikTok angesehen (Stand: 19. September), 125.300 User haben es mit einem &bdquo;like“ versehen. Auf Instagram hat das Video 62.600 Likes eingesammelt. Dabei wollte der Fotograf namens &bdquo;Floztu“ nur eines seiner viel beachteten Straßenporträts mit seiner Kamera von zwei Polizisten am Bielefelder Jahnplatz machen. Doch dann sagt einer der Beamten ein paar Sätze, die tief blicken lassen: &bdquo;Die Zeiten haben sich leider Gottes verändert. Es gibt so gut wie keinerlei Respekt mehr vor der Polizei.“ Dieses Statement hat viele der User sehr berührt. Viele wollen dem Beamten Wertschätzung zuteilwerden lassen. Doch wie kam es überhaupt dazu? Das Konzept von Floztu, der aus Kassel kommt und offensichtlich in Bielefeld zu Besuch war, besteht aus einer großen Portion Freundlichkeit, Komplimenten für seine zufällig angetroffenen Amateurmodels und auffallend schönen Fotos. Um diese Fotos einer größeren Öffentlichkeit schmackhaft zu machen, filmt er die Anbahnung des spontanen Fotoshootings auf offener Straße mit einer Kamera mit und stellt dieses oft sehr persönliche Gespräch samt dem fotografischen Ergebnis später ins Internet. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von floztu (@floztu) Die Porträtierten lassen sich dabei meist von Floztus Komplimenten schmeicheln und kommen auf diese Weise sehr sympathisch rüber. So auch eine junge Polizistin aus Bielefeld und ihr erfahrener Kollege, die eigentlich gerade auf dem Jahnplatz Pause machen wollen. Auch sie lassen sich zu einem kurzen Fotoshooting überreden. Das mit der Respektlosigkeit ist eine &bdquo;Katastrophe geworden“ Die Fotos sind toll. Nachdem der TikToker alles im Kasten hat, fragt er die Beamten vor laufender Kamera nach ihrer Motivation für den Polizeidienst. Während die ganz junge Kollegin ein wenig ausweicht (&bdquo;Ich bin erst seit ein paar Tagen dabei“), wird der stadtbekannte Beamte (58), der sonst immer für einen Spaß zu haben, ausnahmsweise ernst: &bdquo;Ich bin schon ein wenig zu alt, um mich zu fragen, ob ich noch etwas mag an meinem Job.“ Er sei inzwischen 33 Jahre lang in Bielefeld im Dienst, vorher sei er in Köln im Einsatz gewesen. Seitdem habe der Respekt der Leute vor der Polizei enorm abgenommen. &bdquo;Das ist eine Katastrophe geworden.“ Trotzdem fragt der Fotograf den Beamten nach seinen Zielen, als er damals zur Polizei gegangen war. Der Bielefelder antwortet ehrlich: &bdquo;Es ist eigentlich der geilste Job der Welt: Es macht Spaß, anderen Menschen zu helfen und Ganoven zu verhaften. Das ist einfach ein cooler Job.“ Habe er es denn über die Jahre bereut? &bdquo;Nein, bereut habe ich es nicht, aber ich habe mir meine letzten Jahre ein bisschen anders vorgestellt.“ Dieser Satz lässt in Sachen Alltagsgeschäft auf den Straßen in der Stadt tief blicken. Großer Respekt geht Usern an die Bielefelder Beamten Dieses Video ging innerhalb weniger Tage durch die Decke. Die Reaktionen der User sind weitestgehend wohlwollend: &bdquo;Falls der Herr das sieht: Ich habe Respekt vor der Polizei. Danke!“, scheibt ein User. &bdquo;Wow, sehr großen Respekt an beide. Der Herr weiß genau, was er sagt. Das ist traurig. So sympathisch sind die beiden“, schreibt ein anderer. Natürlich findet sich auch die übliche Hetze unter den 1.352 Kommentaren – gegen Polizisten oder gegen Ausländer. Trotzdem reagiert der größte Teil der User mit Wertschätzung. Ein Bielefelder bedankt sich sogar nachträglich ganz konkret bei diesem Beamten: &bdquo;Der Polizist ist wirklich eine sehr gute Seele. Als ich 13 oder 14 Jahre alt war – also vor rund 15 Jahren – hat er mir immer wieder gesagt: ’Hör auf deine Eltern und mach keinen Unsinn!’“ Offensichtlich haben diese Worte bei dem Jugendlichen Wirkung gezeigt. Der User scheibt weiter: &bdquo;Danke! Heute bin ich selbstständig und arbeite Vollzeit als Schichtleiter. Auch dafür vielen Dank, Herr Polizist. Ich wünsche Ihnen alles Gute und ganz viel Gesundheit im Leben!“ Das sind Rückmeldungen, die sicherlich jeden Polizisten – trotz allem – wieder aufbauen können. Die TikTok-Porträts von Floztu sind übrigens auch fernab solcher Statement sehenswert. Sein Video-Foto-Porträt einer 92-jährigen bescheidenen Rentnerin aus Fulda oder einer Dame (86), die davon berichtet, dass sie stets wohlwollend sei und nicht hassen könne, haben inzwischen sogar die Aufmerksamkeit von mehr als 4 Millionen Usern gefunden. Es sind Zufallskontakte mit sehr menschlichen kleinen Begegnungen.

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