Berührend und aufrüttelnd: Eine Bielefelder Künstlerin tauft ihr Werk aus Corona-Masken „Jens Spahn“

Bielefeld. Wer den Vorgarten von Thomas Strakhof an der Großdornberger Straße betritt, wird von Holzskulpturen empfangen. Eine Figur steckt in einem Metallgerüst. Der Kopf ist von den übrigen Gliedmaßen getrennt, die im Wind schaukeln. Einige Meter weiter befinden sich zwischen großen Eichen weitere große und kleinere Objekte. Wer einen Blick in das Wohnhaus wirft, trifft auf die Ehefrau des 66-jährigen Künstlers. Sie heißt Heidi Mettin und sagt: &bdquo;Das ist hier ein Gesamtkunstwerk.“ Wer in das Haus hineinschaut, weiß, was sie damit meint. Links vom Eingang ist ein schwarzer Eisenkopf auf einem Sockel zu sehen. Thomas Strakhof berichtet, dass er seit drei Jahren an den Offenen Ateliers teilnimmt. Die Zuhörerin merkt sofort, dass sie es mit einem politischen Menschen zu tun hat. Sein Wochenende der Offenen Ateliers widmet er dem Nachhaltigkeitsziel Nr. 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen. &bdquo;Frieden, Krieg und Aufrüstung sind Themen, die mich extrem belasten und berühren“, sagt der Dornberger. Eine seiner Arbeiten trägt den Titel: &bdquo;Fingerzeig Gottes“. Eine Skulptur, die Arche, wurde kürzlich in der Süsterkirche ausgestellt. &bdquo;Was mich berührt hat, ist das bewegliche Objekt am Anfang der Ausstellung. Man überlegt, wie viele Menschen in Kriegen ihre Arme oder Beine verlieren“, sagt Nachbarin Karin Wehmeyer, die am Sonntag zu Gast im verwunschenen Garten ist. Im hinteren Bereich liegen dicke Eichenstämme, Eschen, Walnuss- und Kirschbäume. &bdquo;Wenn man das Holz frisch verarbeitet, bekommt es mit der Zeit Risse“, sagt der Künstler. Die Risse in den Gesichtern seien gewollt. &bdquo;Das zeigt, dass heute ein Riss durch die Gesellschaft geht. Solidarität gibt es immer weniger“, bedauert Strakhof. Die Architektur des Menschen ist interessant Wenige Kilometer weiter befinden sich am Wickenkamp zwei Alteliers, die in einem ehemaligen Blumenfachgeschäft untergebracht sind. Henning Bock zeigt in seinem Schauraum Bildhauerei, Zeichnungen und Druckgrafik. Die Bilder von Marlies Jung leuchten schon von weitem in kräftigen Farben. Viele Besucherinnen und Besucher lassen sich gerne zum Schauen und zu einem Gespräch einladen. Die Künstlerin erzählt, dass sie früher als Architektin im Planungsamt tätig war. Später ist sie Ergotherapeutin geworden, hat 30 Jahre lang im Krankenhaus Mara in Bethel gearbeitet: &bdquo;Die Architektur des Menschen ist interessanter.“ Lesen Sie auch: Offene Ateliers in Bielefeld Stationen sind jetzt per App planbar Für ihre Bilder nutzt sie Ölfarbe, die sie mit Leinöl verdünnt: &bdquo;Die kann man länger bearbeiten als Acryl.“ Zu ihrer Technik gehört auch die Nutzung eines Fensterwischers. Dabei entstehen interessante Muster. Ein bemerkenswertes Muster ist auch bei der Installation von Angelika Rabe zu sehen, die ihr Atelier einige Meter weiter geöffnet hat. Erst beim Näherkommen sieht man, dass es sich um lauter weiße Corona-Masken handelt, in die die Künstlerin Gesichter geschnitten hat, die verschiedene Gefühlslagen zeigen. Auch interessant: Künstler in NRW erhalten Mindesthonorar mit Folgen für Bielefeld und die Region &bdquo;Man könnte die Installation Jens Spahn nennen“, sagt Rabe und schmunzelt. Auch ihre Arbeiten beschäftigen sich mit aktuellen Themen, beispielsweise die Situation von Frauen in Afghanistan. &bdquo;In Kabul hat eine Katze heute mehr Freiheiten als eine Frau.“ Diesen Satz habe die US-Schauspielerin Meryl Streep gesagt. Mit einer Aktion auf dem Siegfriedplatz hat die Bielefelderin vor drei Jahren mit Künstlerkolleginnen und -kollegen auf die umweltschädliche Textilproduktion aufmerksam gemacht. Kupferblech von der Neustädter Marienkirche Mit einem komplett anderen Material beschäftigt sich Torsten Rehm in der Drögestraße. Es geht um Kupfer. &bdquo;Er stammt von der Neustädter Marienkirche und vom Paderborner Dom“, berichtet der 60-Jährige. 2001 sei die Neustädter Marienkirche neu eingedeckt worden. &bdquo;Ich habe den Dachdecker kennengelernt, dem das Kupferblech gehörte. Er hat mir etwa 10 Quadratmeter verkauft“, berichtet der gelernte Tischler. Schwieriger sei gewesen, das Blech vom Dom zu bekommen. Seit 1988 baut Rehm Metallskulpturen in seiner Garage. Auch ein Kissen aus geflochtenem Kupfer ist dabei: &bdquo;Da steckt über eine Woche Arbeit drin, weil ich alles mit einer kleinen Zange selber biege.“ 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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