Bielefelds wichtigste Verkehrsadern: Welche Straßen wo schon jetzt überlastet sind

Bielefeld. 15 Prozent der Bielefelder Straßen, die die Hauptverkehrslast in der Stadt tragen, sind bereits überlastet. Zu diesem Ergebnis kommen Verkehrsplaner des Gutachterbüros Lindschulte aus Düsseldorf, das im Auftrag der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen zu Bielefeld, Verkehrsströme und Straßenkapazitäten in der Großstadt genauer unter die Lupe genommen hat. Überraschend: Statt großer Achsen wie Eckendorfer oder Detmolder Straße sind es drei andere zentrumsnahe Verkehrsadern sowie zwei Straßen am Stadtrand, die am stärksten betroffen sind. Rund zehn Prozent der rund 1.300 Kilometer Bielefelder Straßen machten das sogenannte Kernstraßennetz aus, haben die Düsseldorfer Verkehrsplaner im ersten Schritt ihrer Studie ermittelt, die auf Verkehrsdaten aus dem Jahr 2021 basiert. Dieses Netz für motorisierte Verkehre sei rund 128 Kilometer lang und setze sich zusammen aus allen Bundes- und Kraftstraßen, wichtigen Strecken für den Schwerlastverkehr wie der Osningstraße sowie Hauptverkehrsstraßen, auf denen durchschnittlich täglich mindestens 14.000 Kraftfahrzeuge unterwegs sind (inklusive Sonn- und Feiertagen), und ihren wichtigsten Verbindungsrouten. Das verkehrliche Ausgangsszenario, das die Planer so entwerfen, überrascht erst einmal nicht: Ostwestfalendamm und Artur-Ladebeck-Straße im Nadelöhr des Teutoburger Waldes, die großen Einfallstraßen von Stadtrand und Autobahnenabfahrten bis ins Zentrum sowie eine Art Stadtring aus Stapenhorststraße, Voltmannstraße, Westerfeld- und Talbrückenstraße, Eckendorfer, Ostring und Detmolder Straße bilden das verkehrliche Rückgrat Bielefelds. Neu ist jedoch die Erkenntnis, wo welche Straßen schon heute Kapazitätsgrenzen überschritten haben und zugleich unerlässlich für einen funktionierenden Stadtverkehr sind. Bielefelds Verkehrsprobleme beginnen, wo der Ostwestfalendamm aufhört So offenbart das Gutachten, dass Herforder, Eckendorfer und die Achse aus Südring / Brackweder Straße / Paderborner Straße sowie die Lagesche Straße (B66) noch am wenigsten belastet sind und sogar Kapazitätsreserven hätten. Bielefelds Verkehrsprobleme beginnen vielmehr dort, wo der Ostwestfalendamm aufhört: OWD und Artur-Ladebeck-Straße stoßen zwar an Kapazitätsgrenzen, doch es sind vor allem Stapenhorststraße, Jöllenbecker Straße und Engersche Straße, die zentrumsnah und auf Länge laut Studie stark überlastet sind. Dabei geht es um Durchschnittswerte, Spitzenzeiten im Berufsverkehr stellt die Studie nicht dar. Problemrouten am Stadtrand sind zwei zentrale Pendlerstrecken: die Gütersloher Straße im Süden sowie die Herforder Straße ab Höhe Rabenhof im Norden, wobei hier jeweils Umgehungsstraßen zur Verteilung der Verkehrslast in Planung sind. Auffällig punktuell überlastet ist zudem die OWD-Auffahrt in Quelle. Neues Verkehrschaos droht: Umbau der Bielefelder Kreuzstraße sorgt für Unmut Verkehrsprojekte erhöhen Druck auf Stadtverkehr Das Fazit: Auf rund 63 Kilometern, knapp der Hälfte des Bielefelder Kernnetzes, sind Kapazitätsgrenzen erreicht oder bereits überschritten. Auf rund 21 Kilometern drohe kritische Überlastung, weil Kernstraßen und Radverkehrsplanung sich überlagern, so Fabian Rütz vom Düsseldorfer Gutachterbüro. &bdquo;Besonders dort, wo Rad- und ÖPNV-Maßnahmen zusammentreffen, braucht es eine frühzeitige Abstimmung, um Zielkonflikte zu vermeiden.“ So auf der Detmolder Straße, wo ein barrierefreier Ausbau der Haltestellen August-Bebel-Straße und Teutoburger Straße in der Straßenmitte laut Gutachten ernste Konsequenzen für den Stadtverkehr hätte, weil Fahrstreifen eingezogen werden müssten. Auch die Verlängerungen von Stadtbahnlinie 1 nach Sennestadt und der Linie 2 in Richtung Stieghorst könnten – basierend auf dem aktuellen Planungsstand – für das Kernstraßennetz kritisch werden. Dieses sei jedoch von &bdquo;hoher Bedeutung für Logistik, Erreichbarkeit und innerstädtische Verbindungen“, betont IHK-Verkehrsgeschäftsführer Götz Dörmann. Komme es hier zu Einschränkungen durch den Rückbau von Fahrstreifen, habe das spürbare Folgen für Wirtschaft, Betriebe und Beschäftigte. Mit der beauftragten Untersuchung wolle die Bielefelder IHK &bdquo;einen sachlichen und faktenbasierten Beitrag“ zur Verkehrswende liefern, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführerin Pigerl-Radtke. &bdquo;Und wir möchten unterstreichen, dass eine integrierte Gesamtverkehrsplanung für Bielefeld notwendig ist“, so Dörmann. Von wegen Verkehrswende: So viele Autos wie nie auf Bielefelds Straßen unterwegs Bielefelder Verkehrsplanung mit starkem Nischendenken Hier sehen auch die Gutachter aus Düsseldorf Luft nach oben: In der Bielefelder Verkehrsplanung gebe es noch ein starkes Nischendenken mit separaten Konzepten für Radverkehr, ÖPNV und motorisierte Verkehre. &bdquo;Es braucht eine koordinierte, gesamtheitliche Planung, die alle Verkehre berücksichtigt, damit mögliche Konflikte schnell erkannt werden können“, erklärt Rütz. Eine Lösung könne dann sein, Verkehre zu entflechten und Nebenstrecken frühzeitig in die Verkehrsplanung einzubeziehen. Die Stadt hat die Studie der IHK mit ihren Daten unterstützt und erarbeitet aktuell ebenfalls ein &bdquo;Vorbehaltsnetz“ für den motorisierten Individualverkehr, das Radverkehrs- und ÖPNV-Konzepte ergänzen soll. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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