Nackt duschen mit Jugendlichen? Schwere Vorwürfe gegen Trainer einer Bielefelder Jugendmannschaft

Bielefeld. Der Jugendschutz wird in den Sportvereinen der Stadt großgeschrieben. Die NW berichtete erst im März über die Verpflichtung für Sportvereine, ein Schutzkonzept zur Gewaltprävention zu erstellen. Von einem Fall, bei dem der Fußballverein seines Sohnes aber &bdquo;gänzlich versagt“ haben soll, berichtet nun ein Familienvater. Um die Kinder und Jugendlichen zu schützen, werden hier keine echten Namen und auch der Verein nicht genannt. Bereits im Herbst 2024 sollen besorgte Eltern auf den Vorfall aufmerksam geworden sein: Ein Trainer einer C-Jugend-Fußballmannschaft habe nackt mit den 13- bis 15-jährigen Jungs geduscht. &bdquo;Was in der Kabine passiert, dürft ihr euren Eltern nicht erzählen“, gibt Peter K. (Name geändert) das wieder, was der Trainer zu den Jugendlichen gesagt haben soll. Der Coach soll auch eine Strichliste darüber geführt haben, welche seiner Spieler unbekleidet geduscht haben. Bei den Eltern klingelten daraufhin alle Alarmglocken. Mehrere Väter und Mütter hätten sich daraufhin zusammengeschlossen und das Gespräch mit dem Trainer gesucht. &bdquo;Dieser bestritt die Vorwürfe und reagierte sehr aggressiv“, erzählt K. Auch die Jugendschutzbeauftragte und der Vorstand des Vereins seien daraufhin eingeschaltet worden. Der Trainer habe nach K.s Einschätzung nicht gewusst, dass das gemeinsame Duschen ein Problem sei. Er habe sogar mit einem Anwalt gedroht. Leitfaden des DFB: Eingriff in Intimsphäre &bdquo;Unter Umständen sind sich Personen gar nicht bewusst, dass sie sexualisierte Gewalt ausüben“, heißt es im Leitfaden des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Was der eine als völlig normal bewerte, könne das betroffene Kind bereits als Eingriff in seine Intimsphäre empfinden. Lesen Sie auch: Sicher vor Gewalt in Bielefelder Sportvereinen &bdquo;Es ist schwierig zu beurteilen, wo richtiges Verhalten aufhört und falsches Verhalten anfängt, aber für einige Eltern war da eine Grenze überschritten“, sagt K. rückblickend. Andere hätten wiederum weniger Bedenken gehabt. Doch zur neuen Saison seien dann Kinder von kritischen Eltern aus der Mannschaft ausgeschlossen worden. &bdquo;Es ist schwierig, die richtigen Schritte zu finden, man möchte seinem Kind nicht schaden oder ihm erklären müssen, warum es nicht mehr in der Mannschaft ist“, erklärt K. Er hat sich daher an die Jugendschutzbeauftragte des Vereins gewandt und um Unterstützung gebeten. Kritik am Umgang des Vereins mit dem Fall Diese kritisiert den Umgang ihres Vereins mit dem Fall. &bdquo;Der Vorstand hat sich absolut uneinsichtig gezeigt, wir mussten uns aufdrängen“, sagt Sabine B. (Name geändert). Das habe sie sauer gemacht: &bdquo;Wir haben die Ausbildung für solche Situationen und sind im Verein dafür da, solchen Vorwürfen nachzugehen.“ Die Eltern und Kinder seien nach den ersten Gesprächen nicht mehr erreicht worden, was die Situation noch verschlimmert habe. &bdquo;Bei diesem hochsensiblen Thema fehlte die Kommunikation“, betont die Vereinsexpertin für Jugendschutz. Die Grenzen sind häufig schmal und Fingerspitzengefühl ist gefragt. Der DFB schreibt allerdings in seinem Handlungsleitfaden konkret: &bdquo;Bestimmte körperliche Kontakte, wie beispielsweise das Trösten eines Spielers, sind normal und durchaus erwünscht. Schon der nächste Schritt kann aber die Privatsphäre verletzen. Ein Trainer, der mit seinen Spielern duscht oder diese ständig und innig umarmt, überschreitet solche Grenzen.“ Jeder Verein sollte daher in einem Kinderschutzkonzept konkrete Maßnahmen beschreiben, auf die sich der Vorstand verständigt. Jugendschutzbeauftragte tritt aus dem Verein aus Sabine B. hat resigniert. Aufgrund der fehlenden Rückendeckung, des mangelnden Vertrauens des Vorstands sowie dessen Haltung im konkreten Fall ist B. mittlerweile aus dem Verein ausgetreten. Trotzdem habe sie den Fall vorher abschließend geklärt: &bdquo;Da hätte ich auch nicht locker gelassen“, sagt sie. Mit dem betreffenden Coach sei noch vor Ostern gesprochen und neue Regeln aufgestellt worden. Auch interessant: Selbstjustiz angeblicher &bdquo;Pädophilenjäger“: Bielefelder sollen Opfer schwer misshandelt haben Dem Trainer zufolge sei er damals zur Kontrolle in der Umkleide geblieben, weil die Jungen sich in der Vergangenheit wüst verhalten hätten, und als Schutz vor sexualisierter Gewalt untereinander. Der Trainer habe sich mittlerweile einsichtig gezeigt: &bdquo;Ihm ist untersagt worden, die Umkleiden und Duschen zu betreten, während die Spieler sich fertigmachen“, erklärt B. Die Konsequenz für die Spieler: Sie sind nun abwechselnd selbst für Ordnung und Sauberkeit verantwortlich. Trainer steht unangemeldet im Garten Die angeblichen Duschlisten habe B. selbst geprüft. &bdquo;Es handelte sich um Vermerke darüber, welche Leistungen von den Spielern erbracht wurden, um die Entwicklung zu dokumentieren – und das glaube ich ihm auch“, sagt B. Die Jugendschutzfrage sei damit abgeschlossen: &bdquo;Wie der Trainer seine Mannschaft führt, steht auf einem anderen Blatt. Das Thema liegt jetzt in den Händen des Vorstands.“ Denn möglicherweise ging es für den Trainer auch darum, Macht auszuüben: &bdquo;Bei ausgeschiedenen Kindern stand er plötzlich und unangemeldet daheim im Garten. Er hat die Jungs angesprochen und versucht, sie zurückzuholen“, berichtet der Vater. Die NW hat den Vereinsvorstand mit den Vorwürfen konfrontiert. Der erste Vorsitzende schildert die Vorkommnisse aus seiner Sicht. Er selbst habe erst vor acht Wochen durch den zuständigen Spartenleiter davon erfahren. &bdquo;Dabei war aber nicht die Rede davon, dass der Trainer mit den Kindern duscht, sondern nur, dass er sie aufgefordert haben soll, unbekleidet zu duschen“, sagt er. Trainer legt Aufgaben im Verein nieder Daraufhin habe der Vorstand den betreffenden Coach sofort von seinen Aufgaben entbunden und vom Trainingsbetrieb freigestellt. &bdquo;Nach umfangreicher Recherche sowie Gesprächen mit dem Trainer und Eltern haben sich die Vorwürfe aber als haltlos erwiesen. Der Trainer ist zu keinem Zeitpunkt mit den Kindern in der Dusche gewesen und schon gar nicht unbekleidet“, sagt der erste Vorsitzende. Die Kündigung habe er daraufhin zurückgenommen. Der Trainer habe seine Aufgaben im Verein jedoch inzwischen von sich aus niedergelegt, &bdquo;um Ruhe reinzubringen“. Lesen Sie auch: Bielefelder Ex-Diakon gesteht sexuellen Missbrauch – erstmals berichtet ein Opfer Der Vereinsvorsitzende betont: &bdquo;Wir fühlen uns dem Jugendschutz absolut verpflichtet und sind wachsam. In allen Sparten gibt es Maßnahmen zur Gewaltprävention, und regelmäßig überprüfen wir die polizeilichen Führungszeugnisse unserer Betreuer.“ Damit handele der Verein gemäß den kürzlich verschärften Richtlinien. Eine größere Zahl an Austritten aus der betreffenden Mannschaft sei ihm nicht bekannt, und dass der Trainer bei Kindern zu Hause geklingelt habe, sei ein Einzelfall gewesen. Der Vorsitzende vermutet, dass in diesem Fall über mehrere Monate viel aufgebauscht und dazugedichtet worden sein könnte. Übungsleiter sollten nicht mit Kindern duschen Simon Böer, Geschäftsführer vom Stadtsportbund, gibt eine Empfehlung: &bdquo;Übungsleiter sollten sich grundsätzlich nicht in denselben Räumen wie die Kinder umziehen oder duschen, damit sollen persönliche Schutzräume eingehalten werden.“ Welche Grenzen es gibt, muss jeder Verein in seinem eigenen Schutzkonzept festlegen. Umso wichtiger sei aber die Kontrolle und Einhaltung der eigenen Regeln. Da sei auch der Vereinsvorstand gefragt, heißt es. Der Stadtsportbund steht allen Vereinen für Beratungen zur Verfügung. Laut DFB ist Folgendes wichtig: &bdquo;Im Verein sollte jeder Verdacht ernst genommen werden.“ Bei einem ernsten Konflikt oder gar dem Verdacht strafbaren Handelns sei unverzüglich die Anlaufstelle des Landesverbandes einzuschalten. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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