Bielefelder Innenstadt wird Waffenverbotszone: Das sind die Details

Bielefeld. Wer künftig mit Messer, Schlagstock oder anderen Waffen in Teilen der Bielefelder Innenstadt erwischt wird, dem droht eine saftige Geldstrafe. Denn bald gilt in großen Teilen der Bielefelder Fußgängerzone, dem Kesselbrink und im Bahnhofsviertel eine sogenannte Messerverbotszone. Doch hilft das wirklich, das Problem mit der Messerkriminalität zu lösen? Immer wieder kommt es in Bielefeld zu Gewalttaten mit Messern. Alleine 2024 zählte die Polizei in der Stadt 180 &bdquo;Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit“. Tendenz deutlich steigend, laut Polizei auch im Bereich der Bielefelder City. &bdquo;Unter den Tatverdächtigen waren vier Kinder, 49 Jugendliche und 25 Heranwachsende“, zeigt die Bielefelder Polizeipräsidentin Sandra Müller-Steinhauer besorgniserregende Zahlen auf. Noch brisanter: Die Zahl der tatverdächtigen Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden hat sich nahezu verdoppelt. Um Taten mit Messern zu einzudämmen – egal ob die Bedrohung mit dem Taschenmesser oder gar Anschläge wie in Solingen –, werden künftig große Teile der Bielefelder Innenstadt zu Waffenverbotszonen. Konkret: der Bielefelder Boulevard, die beliebte Partymeile mit Clubs, Bars und Restaurants, sowie große Teile der Bielefelder Innenstadt. Hier umfasst die Messerverbotszone die Fußgängerzone zwischen Bahnhof und Jahnplatz über den Kesselbrink bis zum Willy-Brand-Platz und den berüchtigten Szene-Treff an der &bdquo;Tüte“ vor der Stadthalle. Beide Bereiche gelten laut Müller-Steinhauer als &bdquo;Schwerpunkte der Drogen-, Straßen- und Gewaltkriminalität“. .responsive23-lej5UACfRjRVUeYL-map-waffenverbotszone { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-lej5UACfRjRVUeYL-map-waffenverbotszone { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-lej5UACfRjRVUeYL-map-waffenverbotszone { padding-top: 142.86%; } } Dabei sind die Verbotszonen zwar dauerhaft, aber dennoch zeitlich begrenzt. Am Boulevard ist es laut Müller-Steinhauer in den Nächten von Freitag auf Samstag sowie von Samstag auf Sonntag zwischen 20 und 6 Uhr verboten, Waffen mit sich zu führen. Gleiches gilt in den Nächten auf Feiertage, die unter der Woche liegen. In diesen Nächten ist die Partymeile durch Feiernde enorm frequentiert. Im Überblick: Alles, was Sie über die Waffenverbotszone in Bielefeld wissen müssen Das Waffenverbot in der Bielefelder Innenstadt erstreckt sich jeweils montags bis donnerstags von 13 Uhr bis 1 Uhr nachts sowie freitags und samstags zwischen 13 und 6 Uhr am Folgemorgen. Auch hier gilt Letzteres ebenso für Feiertage, die auf Wochentage fallen. In Kürze sollen in den Bereichen Schilder montiert werden, die auf die Verbotszonen hinweisen. Bielefelder Polizei bekommt mehr Befugnisse In diesen Bereichen sei es der Polizei nun einfacher möglich, Personen zu kontrollieren. Ziel sei es dadurch, mehr gefährliche Gegenstände im öffentlichen Raum sicherzustellen und so die Gefahr für die Öffentlichkeit zu verringern. &bdquo;Die Polizei darf dort Personen kurzzeitig anhalten, befragen, mitgeführte Sachen in Augenschein nehmen und die Person durchsuchen“, fasst Müller-Steinhauer die polizeilichen Befugnisse zusammen. Verboten sind in den Bereichen konkret sämtliche Formen von Messern, wenngleich es Ausnahmen gibt – beispielsweise für Berufsgruppen, die ein Messer für ihre Arbeit benötigen oder Gastronomen samt deren Kunden. Auch andere Waffen oder gefährliche Gegenstände sind verboten, Ausnahmen gelten auch hier für Personen, die ein berechtigtes Interesse nachweisen können oder Inhaber von waffenrechtlichen Erlaubnissen sind. Müller-Steinhauer betont: &bdquo;Hierzu zählt jedoch nicht der Kleine Waffenschein.“ Lesen Sie auch: Gesetzesnovelle bremst Waffenverbotszone in Bielefeld aus Ein Allheilmittel sei die Waffenverbotszone jedoch keineswegs, räumt die Polizeipräsidentin ein. Es sei jedoch eine Möglichkeit, das Problem mit Waffen in der Öffentlichkeit zu minimieren. Es sei damit zu rechnen, dass die Sonderkommission Innenstadt, die als eine von vielen Maßnahmen für mehr Sicherheit in der Bielefelder City eingerichtet wurde, schon bald die Kontrollen hochfahren werde. &bdquo;Jede sichergestellte Waffe, die die Polizei aus dem Verkehr zieht, ist eine Gefahr weniger“, sagt Müller-Steinhauer. &bdquo;Damit wird die Waffen- und Messerverbotszone neben vielen anderen Maßnahmen, die wir ergreifen, dazu beitragen, die Sicherheit in der Innenstadt zu erhöhen.“ Experte sieht Verbot nicht als Allheilmittel für Bielefeld Von einem Allheilmittel wollen auch andere Experten nicht sprechen, darunter Erich Rettinghaus, NRW-Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Er kritisiert: &bdquo;Selbst das beste Verbot nützt nichts, wenn es nicht kontrolliert wird.“ Und eine dauerhafte Kontrolle der Verbotszonen durch die Polizei sei personell schlicht und einfach kaum zu stemmen. &bdquo;Eine Waffenverbotszone ist ein Teil der Prävention, jedoch sollte daraus ein ganzes Paket entstehen – zum Beispiel härtere Strafen bei Verstößen. Denn die Frage muss gestellt werden: Wieso trägt jemand in der Öffentlichkeit eine Waffe bei sich? Hier muss eine gewisse Gewaltbereitschaft vermutet werden. Einen anderen rationalen Grund gibt es dafür nicht.“ Bisher droht Personen, die trotz Verbotszone eine Waffe wie ein Messer bei sich führen, eine Strafe von bis zu 10.000 Euro. Die Bielefelder Innenpolitikerin Christina Kampmann (SPD) bezeichnet die Einrichtung als &bdquo;richtigen und konsequenten Schritt“. Die innenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion warnt vor allem vor den vielen jungen Menschen, die ein Messer bei sich tragen. &bdquo;Der Tatsache muss mit Aufklärung und Information präventiv begegnet werden. Denn Messergewalt kann schnell tödlich enden. Deshalb braucht es präventive und repressive Maßnahmen, um die Sicherheit weiter zu erhöhen.“ Bisherige Erfahrungen und Auswertungen zeigen insgesamt, dass Waffenverbotszonen durchaus erfolgreich sein können. Laut NRW-Innenministerium wurden 2024 in den damals bestehenden fünf Waffenverbotszonen mehr als 60.000 polizeiliche Maßnahmen durchgeführt, darunter allein über 46.000 Personenkontrollen. &bdquo;Die Kollegen erteilten hierbei mehr als 6.000 Platzverweise und führten mehr als 6.000 Gefährderansprachen durch. Fast 800 Personen wurden zur Gefahrenabwehr in Gewahrsam genommen. Weitere 135 Personen wurden festgenommen“, führt ein Sprecher aus. Rund 400 Waffen wurden dabei gefunden, vor allem Messer. Polizeigewerkschafter Rettinghaus berichtet, insgesamt seien die Messerfunde bei den Kontrollen rückläufig. &bdquo;Das bedeutet, dass die Maßnahmen abschreckend sind“, berichtet er – warnt aber auch: &bdquo;Im schlimmsten Fall hält sich die Klientel, die öffentlich unbedingt eine Waffe bei sich tragen muss, an anderen Plätzen auf oder sogar einfach kurz hinter der Verbotszone auf. Das Problem verlagert sich dann – und wird nicht gelöst.“ 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der &bdquo;NW“ Bielefeld

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