Bunt und multikulti: Dieser Bielefelder Flohmarkt ist einer der größten in OWL

Bielefeld. Dieser Flohmarkt ist besonders: besonders groß, besonders bunt, besonders multikulti. Wenn die Gebrüder Otto zum Sieker-Basar auf den Parkplatz des Ex-Realmarktes an der Schweriner Straße einladen, kommen 200 Händler, viele fahren dafür 100, 200 Kilometer. Und bis zu 20.000 Menschen kommen zum Stöbern, Klönen, Kaufen. Ein wilder, bunter Mix – eine fröhliche Veranstaltung. Hier gibt’s alles, manches lässt staunen. Neuester TikTok-Trend? Kein Problem, ein Mann verkauft Parfüms und Kosmetik aus Dubai – &bdquo;von Lattafa, ich biete das schon seit drei Jahren an, die Araber lieben es, dann kam TikTok, und seit zwei Wochen hat es nun auch der Müller-Markt“, sagt der Händler und grinst. &bdquo;Jetzt kaufen es auch die Deutschen.“ Gute Laune überall, besonders am Stand von Recep Düzgün. Er kommt aus Herne, lacht viel, verkauft Modeschmuck. Vieles strahlt gülden. &bdquo;Ja, klar, alles Gold“, sagt er und lacht schon wieder. &bdquo;Aber kein echtes, das wäre auch nicht gut für mich.“ Fragende Gesichter. Düzgün: &bdquo;Na, dann kommt plötzlich die ganz große Familie ... nein, nein, besser nicht so viel echtes Gold“ – er klopft sich aufs Herz und sagt: &bdquo;Aber mein Herz, das ist aus Gold.“ Dutzende Kristallleuchter bietet Razik Lahsaini aus Herne an Vieles hier auf dem Markt glitzert und glänzt und ist farbenfroh, die Preise hingegen sind meist günstig. Kristallleuchter verkauft Razik Lahsaini aus Gelsenkirchen. &bdquo;Die echten kosten bis zu 200 Euro, beim Kunststoff geht es bei 20 los.“ Der Markt in Bielefeld sei super, auch weil die beiden Marktleiter, Michael und Christian Otto, &bdquo;top sind“. Um 3 Uhr war Lahsaini da, knapp 100 Euro zahlt er für seinen großen Stand, der eigentlich der Stand des Schwiegervaters ist. &bdquo;Aber dem geht es nicht so gut, da hat meine Frau gesagt: Los, Razik!“ Und so steht er nun da, der Mann, der 2022 aus Marokko nach Deutschland kam, bald seine Maler- und Lackiererlehre fertig hat. &bdquo;Viele Inder kommen zu mir, aber auch Nordafrikaner, Araber, Osteuropäer.“ Es laufe gut. Ein Grund: &bdquo;Bei uns in Marokko hat jeder Eigentum, da ziehst du nicht oft um – aber hier, hier mieten alle, ziehen oft um, und irgendwie renovieren auch alle ständig; und so kaufen die immer wieder neue Lampen.“ Ein Mann, der in Brackwede einen Markt hat, bietet Tischfolien an. &bdquo;Die laufen gut, früher waren es viel die Kurden und Türken, heute sind es mehr Araber aus dem Irak oder Syrien, die die kaufen – und immer mehr auch die Deutschen“, sagt er; inklusive ist der passende Zuschnitt. Von Tüllkleidern über Plüschtiere bis hin zu Eis und Oliven Es ist ein Markt der Möglichkeiten, ob BHs oder bunte Plüschtiere, Lampen oder Teppiche, Schuhe oder Gasgrills, Parfüms oder Stoffe, Tüllkleider oder Handyzubehör, Porzellan oder Feuchttücher, Töpfe oder Nähzeug, alles da, alles x-fach. Auch Fladenbrot, zuckrige Süßwaren, Gewürze, Eis, Oliven, Schaschlik, Obst und Gemüse. Familie Gel kocht Zuckermais, an den brodelnden Töpfen steht Mehmet Gel. Und Deniz Gel hat bergeweise Melonen und Gurken im Blick, wirft die kiloschweren Wassermelonen als Hingucker hoch in die Luft und fängt sie – oder jongliert sie gleich auf dem Kopf. Leute bleiben stehen, quatschen mit ihm, kaufen. Eine Frau schiebt einen Wagen durch die Menge, klingelt mit einer Schweizer Kuhglocke, verkauft Kaffee und Tee. Jeder macht hier auf seine Art sein Geschäft. Ein türkischstämmiger Mann verkauft schrillbunte Plüschpuppen, er diskutiert mit einem anderen, arabischstämmigen Mann. &bdquo;Du willst 100? Besorg’ ich dir, kein Problem, sechs Euro das Stück.“ Handeln, feilschen, große Mengen – auch typisch für den Sieker-Basar. Erst der Gebetsteppich, dann der bunte Handel auf dem Basar Zwei Drittel der Stände hier bieten Neuwaren, ein Drittel klassische Trödelwaren, aber auch hier viele als halbprofessionelle Händler. Seit fast vier Jahrzehnten läuft der riesige Markt, ein Tüten-Markt, denn die allermeisten kommen mit der Stadtbahn, Parkplätze sind rar. Er gehört zu den drei größten in OWL. Michael Otto: &bdquo;Ein besonderer Markt, morgens rollen hier einige den Gebetsteppich aus, gut 30 Nationen haben wir hier locker.“ Gibt es im arabischen Raum Spannungen, &bdquo;merke ich das sofort an der Stimmung“, sagt Otto. &bdquo;So wie jetzt mit dem Iran.“ Hinzu kommen viele Menschen aus Osteuropa, von Russen über Ukrainern (die zumeist als Kunden) bis hin zu Polen, Rumänen und Bulgaren. Und noch viele Inder, während die Türken weniger werden, sagen viele an den Ständen. Otto: &bdquo;Ich komme mit allen klar, bei den Moslems fällt mir immer wieder die enorme Ehrlichkeit auf; wenn ich mal vergessen habe zu kassieren, kommen die zu mir und erinnern mich daran, dass sie noch zahlen müssen.“ Von den Ständen kassiert er zwischen 30 Euro (Trödel) bis zu 100 Euro – je nach Standgröße. &bdquo;Das Kassieren dauert vier Stunden, inklusive guter Gespräche“, sagt Otto, &bdquo;es sind halt gut 6.000 Quadratmeter hier.“ Für ihn ist der Markt einer, der einfach Spaß macht – manche Kunden kämen auch nur so her, weil der Basar ein gutes Freizeitprogramm sei, auch mit Kindern. Und dann gebe es am Ende eben doch ein paar Kleinigkeiten. Lesen Sie auch: Top-10-Käufe in Heepen und Top-10-Käufe auf dem Klosterplatz Ab März immer am zweiten Sonntag im Monat Wann? Immer am zweiten Sonntag im Monat, ab 11 Uhr, außer im Januar und Februar. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

Meistgelesen