Neue Gastro, neue Sparren, neue Hochzeitslocation – großer Neustart an Bielefelds Sparrenburg

Bielefeld. Auf der Sparrenburg geht es derzeit zu, wie auf einem Ameisenhaufen. Das liegt weniger an großen Touristengruppen oder Schulklassen, die vor den Ferien noch einen kurzen Ausflug zum Bielefelder Wahrzeichen machen. Vielmehr sind es Handwerker, die in dem Hauptgebäude der Burg zurzeit praktisch in jeder Ecke schrauben, bohren oder schleifen. Und die Uhr tickt. Seit über einem Jahr wird der aus mehreren Jahrhunderten stammende Komplex saniert, jetzt biegen die Arbeiten auf die Zielgerade ein. Wenn alles glattläuft, geht für einen dann die Arbeit erst richtig los: Gastronom René Sygusch will am Mittwoch, 6. August, sein Restaurant &bdquo;Stadtblick Sparrenburg“ eröffnen. Ursprünglich war geplant, dass das seit Ende 2023 geschlossene Restaurant bereits im April wieder an den Start geht. Zu diesem Zeitpunkt konnte Sygusch allerdings erst sein &bdquo;Café & Tagesbar“ am ehemaligen Kiosk öffnen – im Hauptgebäude war zu diesem Zeitpunkt nicht im Entferntesten an einen Restaurantbetrieb zu denken. Inzwischen nimmt aber alles Formen an. In der Küche könnte Sygusch, der als gelernter Koch bereits in hochklassigen Restaurants in Amerika, der Schweiz oder Skandinavien Erfahrungen gesammelt hat, fast schon loslegen. Im Gastraum gibt es indes noch mehr zu tun: Zuletzt wurde der Akustik-Putz an die Wände angebracht, damit es später auch im voll besetzten Restaurant nicht hallt oder laut ist. &bdquo;Die Möbel stehen auch schon alle im Lager bereit“, sagt der 30-Jährige. Die Theken seien auch schon da und wurden zum Test schon zusammengebaut. &bdquo;Man muss ja schauen, ob dann auch alles tatsächlich passt.“ Das Gemäuer stammt aus drei Jahrhunderten Von diesem &bdquo;Schauen, ob’s passt“ kann Architektin Eva Schreiber, die für die Umbau- und Sanierungsarbeiten verantwortlich ist, ein Liedchen singen. Immer wieder stellte sie das teilweise aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammende Gemäuer und der aus den 1950er-Jahren stammende Neubau vor neue Herausforderungen. Für 1,5 Millionen Euro wurden insgesamt 1.000 Quadratmeter von Grund auf wieder hergerichtet, vom Keller bis zum Dachboden. Lesen Sie auch: Archäologische Sensation in Bielefeld: Geheime Treppe an der Sparrenburg freigelegt In Letzterem thront seit Neuestem eine hochmoderne Lüftungsanlage, bei der tüchtig nachgeholfen werden musste, damit es passt. &bdquo;Es war alles schief, auch der Boden“, sagt Schreiber. Die alte Anlage aus dem Jahr 1956 sei zwar immer gewartet worden und war bis zuletzt funktionstüchtig. Doch sie entsprach schon längst nicht mehr heutigen Standards. Die &bdquo;Neue“ schafft dies spielend, dafür mussten allerdings Stahlträger von einer halben Tonne Gewicht verbaut und die ganze Anlage durch das Dach hinein gewuchtet werden – weshalb das Dach der Sparrenburg jetzt auch gleich neue Sparren bekommen hat. Die Rohre der Lüftung verlaufen derweil durch einen zuvor unbekannten Schacht, der erst im Verlauf der Sanierungsarbeiten entdeckt worden war. Auch die weitere Gebäudetechnik wie Heizung, Wasser oder Strom wurden erneuert, im Keller gibt es zudem auch ein neues Kühlhaus. &bdquo;Da kommt man nicht drumherum, auch wenn der Keller eine sehr konstante Temperatur hat“, sagt René Sygusch. &bdquo;Für Wein ist das hier ideal.“ Fast ebenso wichtig ist für ihn allerdings der Batterieschrank, mit dessen Hilfe er zukünftig Energiespitzen in der Küche abfangen will. &bdquo;Die heutigen Geräte brauchen deutlich mehr Energie als die von früher“, sagt der Gastronom. &bdquo;Das summiert sich.“ Schäden am Mauerwerk: Steinschlag an Bielefeld Sparrenburg Hochzeitspaare müssen zurzeit durch die Baustelle Bis das Restaurant im August endlich starten kann, bleibt noch eine Menge zu tun. Bis zu zwölf Gewerke sind jeden Tag aktiv – auch dann, wenn im Raum des Standesamtes im ersten Obergeschoss geheiratet wird. &bdquo;Da sprechen wir uns zurzeit genau ab“, sagt Christine Harodt, technische Leiterin des ISB. &bdquo;Damit die Brautleute und ihre Gäste nicht durch eine aktive Baustelle laufen müssen.“ Zukünftig wird sich dann im zweiten Obergeschoss das Ja-Wort gegeben, in einem deutlich geräumigeren Raum mit einem noch umwerfenderen Ausblick auf die Stadt. Voraussichtlich im Oktober wird dies so weit sein, auch die für Konferenzen oder größere Feiern gedachten Räume im ersten Stock können wohl erst ab Herbst genutzt werden. Lesen Sie auch: Biergarten für Bielefelds Sparrenburg: Besondere Gastronomie startet am Wahrzeichen Bereits fertig sind die Personalräume im Obergeschoss – wohl auch, weil ein besonderer Raum im ursprünglichen Zustand belassen wurde: Ein grell oranges Badezimmer aus den 70er Jahren, bei dessen Anblick man gefühlt einen Stromschlag bekommt. &bdquo;Das werde ich nutzen“, beteuert René Sygusch. Bis der letzte Handwerker die Sparrenburg verlassen kann, wird wohl noch etwas länger dauern. &bdquo;Es ist ja immer was“, sagt Schreiber. &bdquo;Mal passt eine Steckdose nicht, dann tropft irgendwas.“ Und obwohl die Enge der Räume, Flure und Treppenhäuser allen eine Menge abverlangt hat und die Nerven oftmals angegriffen waren: &bdquo;Wir hören immer wieder, dass es auch für die Handwerker etwas ganz Besonderes ist, hier auf der Sparrenburg zu arbeiten.“ 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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