Bielefelder Architekten von Großprojekten bereiten Generationswechsel vor

Bielefeld. Welches Umfeld könnte für Architekten inspirierender sein als ein Büro mit Ausblick auf die Dächer der Stadt? Für das Architekturbüro Brüchner-Hüttemann Pasch ist genau das die Realität – im vierten und fünften Stock eines Gebäudes am Niederwall mitten in der Bielefelder City. Links der Blick auf Rathaus und Theater, im Hintergrund schweift das Auge über den Teutoburger Wald, rechts geht es weiter mit Sparrenburg und Altstädter Nicolaikirche, direkt unten grüßt der Leineweber. Das 60-köpfige Team von &bdquo;bhp“, zu 90 Prozent sind es studierte Architekten und Innenarchitekten, verfügt über strahlend helle Räume mit großen Fensterfronten, auf die die Geschäftsleitung stolz ist. Die beiden Gesellschafter, Kai Brüchner-Hüttemann und seine Frau Ursula Pasch, haben mit dem 41-jährigen Andreas Geisthardt nun einen dritten Geschäftsführer an Bord geholt. Die Erweiterung und Verjüngung der Geschäftsführung sei &bdquo;ein Signal an Mitarbeiter, Kundinnen und Kunden, dass es langfristig weitergeht in unserem Architekturbüro“, freut sich der 64-jährige Brüchner-Hüttemann. Der Bielefelder hatte Ursula Pasch (60) beim Karneval in Köln kennengelernt, 1996 heiratete er die Rheinländerin und entführte seine Frau sodann an den Teuto. Aus einem kleinen Büro mit 35 Quadratmetern an der Stapenhorststraße arbeiteten sich beide buchstäblich nach oben. Mit Geisthardt bahnt sich nun die Übergabe an die nächste Generation an, geplant ist, dass der gebürtige Erfurter in absehbarer Zeit auch als Gesellschafter mit einsteigt. Nach 2013 war Geisthardt bereits einmal drei Jahre lang für &bdquo;bhp“ tätig, alle Beteiligten kennen sich also gut. &bdquo;Mit seiner langjährigen Erfahrung, die er auch in der Selbstständigkeit über alle Leistungsphasen hinweg erworben hat, bringt Andreas frische Ideen und eine ordentliche Portion Energie mit“, freut sich Ursula Pasch. Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit: &bdquo;Als ehemaliger Mitarbeiter kann ich gut einschätzen, was auf mich zukommt, ich kenne die Werte und den hohen Anspruch des Büros“, sagt Geisthardt. Prominente Projekte in den Auftragsbüchern In welchem Umfang der junge Architekt Anteile übernehmen wird, ist wohl noch nicht endgültig festgelegt, zumal Pasch und Brüchner-Hüttemann selbst zwei Kinder haben, die sich für ein Engagement im Familienunternehmen interessieren könnten. Der 26-jährige Sohn ist angehender Maschinenbau-Ingenieur, die Zwillingsschwester studiert Architektur in Braunschweig. Die Eltern wollen allerdings keinen Druck ausüben – beide Kinder sollen ihren Lebensweg unabhängig finden. Das Renommee des Unternehmens ist an seinen Projekten ablesbar. Ganz aktuell stehen etwa die Aufstockung der ehemaligen Löwenapotheke (&bdquo;WilhelmEins“) am Jahnplatz, die Umsetzung des von der Sparkasse Bielefeld gestifteten &bdquo;Umwelt- und Begegnungshauses“ (Zooschule) für den Tierpark Olderdissen oder die neue Hauptfeuer- und Rettungswache an der Eckendorfer Straße in den Auftragsbüchern. &bdquo;Wir haben schon zahlreiche Feuerwachen realisiert“, verweist Brüchner-Hüttemann auf erhebliches Know-how in dem Bereich, doch das Bielefelder 140-Millionen-Euro-Projekt wird eines der größten Projekte der Firmengeschichte werden. Derzeit sei die Entwurfsplanung &bdquo;auf einem guten Weg“, 2026 soll der Bauantrag eingereicht werden. Mehr dazu: Neuer Blickfang für den Bielefelder Jahnplatz: Alle Details zum &bdquo;WilhelmEins“ Dabei verfügt &bdquo;bhp“ über ausreichend Kapazitäten, um 30 oder 40 Projekte gleichzeitig zu stemmen: Derzeit werden zum Beispiel mehrere Schulen in ganz NRW entworfen und geplant, wobei die Bielefelder im Idealfall auch als Generalplaner aktiv sind, die ausführenden Unternehmen auswählen und zudem gern die Bauleitung übernehmen, &bdquo;damit die geplante Qualität tatsächlich beim Bau umgesetzt wird“. Da das Büro möglichst auch die Baustellen selbst betreut, ohne dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen allzu viel im Auto sitzen müssen, beschränken Pasch und Brüchner-Hüttemann bewusst den Aktionsradius auf NRW und das südliche Niedersachsen. Wirtschaftliche Stabilität durch Vielseitigkeit Durch veränderte Techniken und erhöhte gesetzliche Auflagen sei das Bauen seit Jahren &bdquo;immer komplexer“ geworden, wie Brüchner-Hüttemann sagt, und zunehmend würden bei der Auftragsvergabe einschlägige Erfahrungen in bestimmten Bereichen vorausgesetzt. Mit ihrer Expertise konnten die Bielefelder jüngst etwa den Auftrag von neun Rettungswachen im Oberbergischen Kreis rund um Gummersbach gewinnen – um Ansprüche und Wirtschaftlichkeit optimal miteinander zu vereinbaren, werden die neun Komplexe nun mit variablen Modulen für die Fahrzeughallen und die Hauptgebäude geplant. Doch Spezialisierung ist nicht das oberste Ziel, die Bielefelder wollen breit aufgestellt bleiben, &bdquo;denn das bringt wirtschaftliche Stabilität“. Neben öffentlichen Bauten wollen sie auch weiterhin Projekte für Handel, Gewerbe und Industrie realisieren, ebenso wie Wohngebäude. Gerade individuell entworfene Einfamilienhäuser gehörten oft zu den anspruchsvollsten denkbaren Aufgaben bei der Umsetzung – je nachdem, welche Ansprüche der Bauherr hat. Obendrein gelte es, die sich verändernden ökologischen Anforderungen zu berücksichtigen, etwa die Verringerung von Emissionen und Müll oder den Einsatz recycelbarer Materialien. &bdquo;Wenn es um den Abriss alter Gebäude oder den Einsatz kritischer Dämmstoffe geht, wird unsere Branche umdenken müssen“, zeigen Brüchner-Hüttemann, Pasch und Geisthardt sich einig. Lesen Sie auch: Ein erster Blick: Die neue Bielefelder Hauptfeuerwache hat gewaltige Dimensionen

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