Missglückte Zahnkorrektur via App: Bielefelderin verklagt Unternehmen und gewinnt

Bielefeld. Statt einer Gebisskorrektur gab es Probleme beim Kauen, anstelle des von der Werbung versprochenen &bdquo;besten Lächelns“ Kopfschmerzen: Eine 40 Jahre alte Bielefelderin hatte sich auf die zumindest nicht unumstrittene zahnmedizinische Behandlungsmethode eines in Berlin ansässigen Unternehmen eingelassen. Das Ergebnis: Im Anschluss musste sie sich einer konventionellen kieferorthopädischen Korrekturbehandlung unterziehen. Die Patientin klagte gegen das Unternehmen. Das Landgericht hat ihr nun Schmerzensgeld in Höhe von 2.500 Euro zugesprochen. Darüber hinaus muss die beklagte Firma die Kosten der Folgebehandlung tragen. Eine preiswerte Zahnkorrektur mit nahezu unsichtbaren Zahnspangen, sogenannten Alignern – und dies alles per App: Dieses Angebot unterbreitet das in Rede stehende Unternehmen auf seiner Homepage. Die in Berlin ansässige Firma arbeitet mit mehreren zahnärztlichen Partnerpraxen im Bundesgebiet zusammen, so auch in Bielefeld. Doch stellen die Zahnmediziner vor Ort lediglich ihre Räume zur Verfügung, Diagnostik wird dort für die Patienten der Online-Behandlung nicht betrieben. Mehr zum Thema: Niemand erreichbar – Notdienst-Panne bei Bielefelder Zahnärzten Bielefelderin bekommt 3D-Scan ihres Gebisses Anfang 2021 stellte sich die Bielefelderin Sena Z. (Name geändert) in einer hiesigen Partnerpraxis des Unternehmens mit dem Wunsch einer Zahnkorrektur vor. Doch sprach sie dort mit keinem Zahnarzt. Vielmehr gab es in dem dortigen Ladenlokal des Berliner Unternehmens einen sogenannten Info-Termin mit einer Mitarbeiterin der Firma, bei der es sich jedoch um keine Zahnmedizinerin handelte. Diese fertigte einen 3D-Scan des Gebisses der Bielefelderin an. Das Berliner Unternehmen erstellte im Anschluss einen Behandlungsplan und übersandte der Patientin im Februar 2021 ihre Zahnschienen. Die gesamte Kommunikation mit Berlin lief dabei über eine Internet-App. Doch gab es in der Folge Probleme: Sena Z. klagte über zunehmende Schwierigkeiten beim Kauen, über Kiefergelenk- und Kopfschmerzen. Im August 2021 erfolgte daher eine Änderung des Behandlungsplans. Als sich jedoch keine Besserung einstellte, brach die Bielefelderin die Behandlung im Februar 2022 ab. Doppelt ärgerlich: Zu diesem Zeitpunkt hatte die Patientin bereits 2.100 Euro an den Anbieter gezahlt. Die notwendige anschließende kieferorthopädische Behandlung kostete sie weitere 4.000 Euro. Auch interessant: Kinder-Notarztversorgung in Bielefeld und Gütersloh radikal gekürzt .responsive23-GswllWjWB6bYoB7M-bar-grouped-vertical-behandlungsfehler { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-GswllWjWB6bYoB7M-bar-grouped-vertical-behandlungsfehler { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-GswllWjWB6bYoB7M-bar-grouped-vertical-behandlungsfehler { padding-top: 142.86%; } } Kontrolle durch Selfies? Die Bielefelderin reichte eine Klage beim Landgericht ein. In der Verhandlung vor der 4. Zivilkammer sagte der als Gutachter geladene Sachverständige Mathias Plöger: &bdquo;Was das Unternehmen betreibt, ist schon Zahnmedizin – aber weitgehend unzureichend.“ So habe es in den Unterlagen einen ausgefüllten Bogen gegeben, auf dem &bdquo;neben viel Werbung“ eingetragen gewesen sei, welche Zähne gerichtet werden sollen. Aber: &bdquo;Wie kann man dort zu einem Urteil gelangen, wenn keine Röntgenbilder und keine Modelle vorliegen? So kann eine Zahnstellung gar nicht vollständig beurteilt werden.“ Es verstehe sich von selbst, so Plöger, dass mittels Selfies, die über Chat-Portale übersandt würden, kein Behandlungsfortschritt dokumentiert werden könne. Hierzu bedürfe es stets einer Untersuchung durch einen Zahnmediziner oder Kieferorthopäden. Darüber hinaus bedürfe es bei Aligner-Behandlungen alle zwei Wochen einer dokumentationspflichtigen Nachkontrolle. Auch diese sei im vorliegenden Fall ausgeblieben. Lesen Sie auch: Medikamentenmangel und Apothekensterben in Bielefeld: Apotheker schlagen Alarm Sachverständiger findet deutliche Worte in Bielefelder Gerichtssaal Der Sachverständige fand deutliche Worte: &bdquo;Die Behandlung war nutz- und wertlos.“ Vielmehr spreche viel dafür, dass die von der Patientin geschilderten Probleme erst durch diese Behandlung verursacht worden seien – hatte es in ihrer Akte doch zuvor keinerlei Hinweise auf derartige Schmerzen gegeben. Auch Sena Z. gab an, sich aus rein ästhetischen Gründen für die Behandlung entschieden zu haben, zahnmedizinisch geboten sei diese nicht gewesen. Die 4. Zivilkammer des Landgerichts unter dem Vorsitz von Richter Matthias Windmann verurteilte das Berliner Unternehmen nun zu einer Schmerzensgeldzahlung von 2.500 Euro an die 40-Jährige. Darüber hinaus muss die Firma die Kosten der kieferorthopädischen Folgebehandlung der durch Rechtsanwalt Florian Schreiber vor Gericht vertretenen Patientin übernehmen.

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