Gewalttätige Unruhen: Bielefelder Welthaus holt junge Freiwillige aus Krisengebiet

Bielefeld/Maputo. Ein Auslandsjahr im Freiwilligendienst ist für viele junge Erwachsene ein großer Traum. Gerade, weil sie dort über ihren mitteleuropäischen Tellerrand schauen können. Ein Leben in einfachsten wirtschaftlichen Verhältnissen ist nicht durch Wikipedia und Google nachvollziehbar. Und so zieht es jedes Jahr viele junge Frauen und Männer mit dem weltwärts-Freiwilligendienst für ein Jahr in ein besonderes Auslandsabenteuer. Für die Freiwilligen in Mosambik war dieses Abenteuer allerdings schneller zu Ende als gedacht. Politische Unruhen sorgten für ihre überstürzte Abreise. Das Bielefelder Welthaus ist eine seit vielen Jahren erfahrene weltwärts-“Entsendeorgansiation“, wie es offiziell heißt. Krisen in der Welt sind daher bei Dieter Simon, Referent für das Freiwilligenprogramm, keine Neuheit. Zuletzt hatte Corona eine weltweite Rückholaktion aller Freiwilligen zur Folge. 80 bis 100 Freiwillige betreut das Welthaus jedes Jahr. Der Run auf die letzten verfügbaren Flüge, bevor auch die Flughäfen aufgrund der Pandemie geschlossen würden, hatte damals eine Menge Anstrengungen nötig gemacht. In Peru hatten sich bei aller Zeitnot diese Bemühungen über Wochen hingezogen und einige Nerven gekostet. Zum Thema: Corona bringt das beliebte weltwärts-Programm ins Trudeln Ähnlich schnell musste das Welthaus-Team kurz nach Weihnachten 2024 aktiv werden, als ein Streit im südostafrikanischen Mosambik um womöglich manipulierte Präsidentschaftswahlen immer weiter eskalierte. &bdquo;Wir haben eine feste Ansprechpartnerin in Mosambik, die uns schon ein paar Tage vorher auf die Lage im Land hingewiesen hatte“, erklärt Simon. &bdquo;Deshalb hatten wir bereits unseren Freiwilligen, der in der Hauptstadt Maputo seinen Dienst versah, ins entferntere Gebiet Inhambane geflogen.“ Die anderen vier Freiwilligen – eine davon aus OWL – arbeiteten ohnehin in der eher touristischen Region um Inhambane und die beliebte Urlaubsstadt Tofo. Zwei Tage später kam dann vom Auswärtigen Amt die Reisewarnung.“ Die Deutsche Botschaft weist die Ausreise der Freiwilligen an Die Deutsche Botschaft im portugiesischsprachigen Mosambik nahm kurz darauf auch mit dem Welthaus Kontakt auf, um die fünf weltwärts-Freiwilligen umgehend außer Landes fliegen zu können. Zeit zum Abschiednehmen blieb den jungen Helfern nicht. Denn die meisten Schulen und Einrichtungen, in denen sie tätig waren, hatten zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen. Die jungen Leute reisten quasi im Urlaub ab. Am 29. Dezember ging bereits der Flug von einem Regionalflughafen ins benachbarte Südafrika (Johannesburg). &bdquo;Die offizielle Reisewarnung war am 27. Dezember ausgesprochen worden, am 30. Dezember landeten alle fünf bereits in Frankfurt“, berichtet Dieter Simon. &bdquo;Das war zwar sehr schnell, aber sie waren seit Tagen darauf vorbereitet.“ Dennoch berichten die Freiwilligen von einer überstürzten Abreise. Was war in Mosambik passiert? Am 9. Oktober hatte nach eigenen Angaben die mosambikanische Regierungspartei Frelimo die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen gewonnen und damit mit dem neuen Präsidenten Daniel Chapo erneut die Macht in der Hand, die seine Partei seit 49 Jahren ununterbrochen innehat. Doch die Meldungen von Wahlmanipulationen – auch von unabhängigen Wahlbeobachtern – trübten die Stimmung im Land. Es kam zu Protesten, Demonstrationen und schließlich auch zu gewalttätigen Unruhen. Das Ausmaß der Wahlfälschungen ist diesmal enorm Wahlfälschungen seien in Mosambik leider eine &bdquo;traurige Tradition“, berichtet Monika Orlowski vom Welthaus. &bdquo;Das Ausmaß der Fälschungen war diesmal aber besonders auffällig.“ Als das Verfassungsgericht Chapo kurz vor Weihnachten zum Wahlsieger erklärte, kam es zu Unruhen. Auch angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage war die Unzufriedenheit der Bevölkerung gegenüber den politischen Eliten enorm. Die Polizei reagierte auf die Proteste mit harter Hand. Die &bdquo;Deutsche Welle“ berichtete schließlich im März 2025 rückblickend von 300 Toten, Tausenden Inhaftierten und 13.000 Flüchtlingen, die vor Gewalt und Zerstörung in ihrem Land in das benachbarte Malawi geflohen waren. Dieter Simon: &bdquo;Unsere Freiwilligen haben davon wenig mitbekommen. In der Region Inhambane war es zu der Zeit ruhig.“ Der Freiwillige im Maputo habe indes mehr mitbekommen. Das Team habe die fünf Freiwilligen anschließend noch mal zur Nachbereitung in einem Videochat befragt: &bdquo;Sie haben sich alle sicher gefühlt.“ Die Deutsche Welle dazu: Mosambik: Flüchtlinge kehren in ihre Heimat zurück Alle fünf hätten eher bedauert, dass sie früher abreisen mussten. Als Ende Februar die Reisewarnung wieder aufgehoben wurde, sei allerdings nur eine der fünf Freiwilligen nach Mosambik zurückgekehrt, um ihre Partnerorganisation weiter zu unterstützen. &bdquo;Die anderen hatten inzwischen andere Pläne geschmiedet“, so Simon. Ministerium garantiert diesen Freiwilligen ein zweites Auslandsjahr Ihren Wunsch, noch einmal nach Mosambik zurückzukehren, hätten aber alle geäußert. Den Freiwilligen bleibt sogar die Garantie des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dass sie ein weiteres Mal für 12 Monate ins Ausland gehen können. &bdquo;Das ermöglicht das Ministerium bei einem sogenannten erzwungenen Abbruch.“ Dieter Simon bleibt ruhig, wenn es um Krisen in der Welt geht. Sie hätten dafür eingespielte und bewährte Notfallpläne. Schließlich hätten sie bereits nach Unruhen in Nicaragua und Erbeben in Peru und Ecuador gute Erfahrungen gesammelt. Trotzdem bleibt das Angebot für Mosambik in der aktuellen Bewerbungsphase für die neuen Freiwilligen noch außen vor. &bdquo;Wir setzen dieses Jahr aus. Wir hoffen, dass sich die Lage nächstes Jahr stabilisiert hat.“ Das Welthaus bietet aktuell entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Ecuador, Mexiko und Peru an. Nicaragua und Mosambik sind aus Sicherheitsgründen derzeit nicht möglich. Ob Sambia und Südafrika wieder in das Programm aufgenommen werden, hängt eher von der Lösung aktueller bürokratischen Hürden ab. Alle Infos zum &bdquo;Freiwilligendienst weltwärts“ finden sich beim Welthaus Bielefeld. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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