Stadtwerke-Deal: Bielefeld verkauft Gütersloh-Anteile für Millionen

Bielefeld. Noch im September vergangenen Jahres hatte Bielefelds Stadtwerke-Geschäftsführer Martin Uekmann erklärt: &bdquo;Es gibt nichts zu verkaufen.“ Gemeint war der 49,9-Prozent-Anteil des Versorgers am Nachbarunternehmen, den Stadtwerken Gütersloh. Doch jetzt haben die Aufsichtsräte beider Unternehmen den Weg für einen Rückkauf bereitet. Für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag soll nach Informationen der &bdquo;NW“ knapp die Hälfte der Stadtwerke Gütersloh zurück an die Stadt Gütersloh fallen. Die will dafür eine neue Beteiligungsgesellschaft gründen. Unter dieser Holding sollen die Stadtwerke Gütersloh dann künftig firmieren. Mit dem Verkaufsbeschluss endet eine lange Auseinandersetzung. So richtig grün wurde man miteinander nicht in den vergangenen 23 Jahren. 2001 war der Anteilsverkauf an die Bielefelder beschlossen und im Folgejahr vollzogen worden. Damals zahlten die Stadtwerke Bielefeld 110 Millionen D-Mark. Neuer Bürgermeister nimmt Gespräche auf Zuletzt hatte Güterslohs neu gewählter Bürgermeister Matthias Trepper Gespräche mit Bielefelds Stadtwerke-Geschäftsführer Martin Uekmann über den Rückkauf aufgenommen. &bdquo;In diesem von beiden Seiten als offen und gut bezeichneten Austausch ist bereits über wesentliche Eckpunkte eine Einigung erzielt worden“, hieß es am Mittwoch in einer von den Stadtwerken Bielefeld veröffentlichten Mitteilung. Mit der Zusammenarbeit soll es auch in Zukunft nicht vorbei sein. &bdquo;Wir setzen auf neue Kooperationsmodelle vor allem in den Bereichen Energiewirtschaft, Telekommunikation und erneuerbare Energien“, erklärte Bielefelds Stadtwerke-Chef Uekmann. So wird die Telefongesellschaft BiTel weiter zusammen betrieben. 70 Prozent daran halten die Bielefelder, 30 die Gütersloher. Eine Unternehmensberatung war mit der Rückkauf-Planung betraut worden und hatte jetzt ihr Ergebnis vorgelegt. Der bislang gehandelte Rückkaufpreis soll sich deutlich über dem Buchwert des Unternehmens bewegen. Wenn die politischen Gremien zustimmen, soll der Rückkauf rückwirkend zum 1. Januar 2025 gelten. Beschäftigte der Gütersloher Stadtwerke am Mittwoch informiert Nach der Entscheidung beider Aufsichtsräte wurden am Mittwoch auch die Beschäftigten der Stadtwerke Gütersloh unterrichtet. Anschließend befasste sich der Ältestenrat des Gütersloher Rates, in dem die Spitzen der Ratsfraktionen zusammensitzen, mit dem Rückkaufangebot. &bdquo;Man macht die Rechnung ohne den Wirt“, hatte Bielefelds Stadtwerke-Geschäftsführer Martin Uekmann Überlegungen zum Rückkauf innerhalb der Gütersloher Politik noch im vergangenen Jahr kommentiert. &bdquo;Wir haben immer betont, welche Chancen sich aus einer Zusammenarbeit in guter Nachbarschaft ergeben. Insbesondere mit Blick auf die aktuellen und künftigen Aufgaben für die Energiebranche“, erklärte er jetzt. &bdquo;Als hundertprozentige Gesellschafterin würde die Stadt Gütersloh wieder die volle Verantwortung für unsere Stadtwerke tragen“, sagte Güterslohs Bürgermeister Matthias Trepper. &bdquo;Die wichtigen Entscheidungen über die strategische Ausrichtung würden bei uns getroffen.“ Im Dezember 2024 musste dann der damalige Geschäftsführer der Stadtwerke Gütersloh, Ralf Libuda, gehen. Ihm war ein für das Unternehmen verlustreicher Stromliefervertrag mit Bertelsmann angekreidet worden. Interimsnachfolger wurde Dietmar Spohn, der zuvor Chef der Stadtwerke Bochum war und sich eigentlich schon im Ruhestand befand. Zum Thema: Ärger um Neubesetzung bei Stadtwerken Gütersloh Neue Stadtholding in Gütersloh Die neue zu gründende Stadtholding in Gütersloh, die nun die dortigen Stadtwerke übernehmen soll, könnte den Rückkaufpreis zum Teil aus einem Kredit finanzieren, zum Teil aus Gewinnen der Stadtwerke Gütersloh. So würde auch der angespannte Gütersloher Etat nicht belastet. Die Stadtwerke Bielefeld wiederum können den zusätzlichen Millionensegen gut für ihre eigenen ehrgeizigen Projekte nutzen. Vor gut einem Jahr hatten sie ihren &bdquo;Aktionsplan Klimaschutz“ vorgelegt. Mit ihm wollen sie bis 2040 vollständige Klimaneutralität erreichen. Dazu seien insgesamt rund zwei Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen in moderne Technologien und die Infrastruktur in Bielefeld nötig. Außerdem läuft noch ein Gerichtsverfahren, bei dem es um die Rückbaukosten des Atommeilers in Hamm-Uentrup geht. An dem waren die Stadtwerke Bielefeld indirekt beteiligt und könnten nachträglich mit einem Millionenbetrag zur Kasse gebeten werden.

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