Mordfall in Bielefeld: Überraschende Festnahme in einem Cold Case von 1994

Bielefeld. Im Fall des 1994 bei einem Raubüberfall auf seinen Kiosk (Am Recksiek) tödlich verletzten Heinz-Georg Strohmidel hat es eine überraschende Festnahme gegeben haben. Die Polizei und Staatsanwaltschaft Bielefeld bestätigten am Mittwochmittag eine exklusive Recherche dieser Redaktion. Ein heute 45-jähriger Mann aus Bielefeld hatte kürzlich im Zuge der Ermittlungen der Cold-Case-Gruppe eine DNA-Probe abgegeben, die mit dem am Tatort gesicherten Erbmaterial übereinstimmt. Die neue Kripo-Einheit, die sich zahlreiche unaufgeklärte Mordfälle wieder vorgenommen hat, hatte erst vor wenigen Wochen einen spannenden und neuen Ansatz für die Mordermittlungen im Fall Strohmidel gefunden und weiterverfolgt. Denn an der Innenseite eines Arbeitshandschuhs vom Tatort hatten Kriminaltechniker Jahrzehnte später DNA-Material nachweisen können, das mit bereits damals gesicherten DNA-Spuren vom Tatort übereinstimmt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Träger dieses Handschuhs auch der Täter ist, war also groß. Die Ermittler fanden aber noch etwas: die Initialen &bdquo;M.T.“ auf dem Handschuh. Mit diesen Initialen gingen die Kripobeamten im Februar 2025 – also mehr als 30 Jahre nach der Tat (Mittwoch, 13. Juli 1994) – an die Öffentlichkeit. Lesen Sie dazu: Raubmord an Kioskbetreiber in Bielefeld: Neuer Hinweis bringt Cold Case voran Wie sich jetzt herausstellte, brachte dieser Handschuh den erhofften Durchbruch. Zwei Wochen nach der Veröffentlichung der Initialen und des Fotos von dem Handschuh meldete Markus Mertens, Leiter der Cold-Case-Ermittlungsgruppe, dass die Herkunft des Handschuhs durch Zeugenhinweise aufgeklärt werden konnte. Er stammte aus einem Handwerksbetrieb, den es inzwischen nicht mehr gibt. Der damalige Inhaber hatte den handelsüblichen Arbeitshandschuh und vor allem die in der Firma übliche Kennzeichnung mit Initialen wiedererkannt. Familienvater gibt DNA ab und gilt nun als mordverdächtig Der entscheidende Schritt in Richtung des Täters gelang aber letztlich durch eine Recherchearbeit in der Einwohnermeldedatei. Die Ermittler suchten dort nach männlichen Personen, die im Jahr 1994 im Postleitzahlengebiet &bdquo;33719“ gemeldet waren und über die Initialen M. T. verfügten. Zudem wurde das mutmaßliche Alter des möglichen Täters (zwischen 14 und 60 Jahre) zugrunde gelegt. Im Rahmen einer Reihen-DNA-Analyse, unter anderem auch in diesem Personenkreis, baten die Ermittler in mehreren Schritten weit über 200 Personen um Abgabe von Speichelproben. Auch der 45-jährige Familienvater hatte einen solchen Mundschleimhaut-Abrieb abgegeben. Als dann wenig später aus dem Labor die Rückmeldung kam, dass Tatort-DNA und Probe übereinstimmen, klickten kurz darauf die Handschellen. Denn der 45-Jährige gilt seitdem als Mordverdächtiger. Das Erstaunliche: Zur Tatzeit war er 15 Jahre alt. Aufgrund seines Alters zur Tatzeit wird das Verfahren nach dem Jugendstrafrecht geführt. Alles zum Arbeitshandschuh: Wer ist M.T.? DNA-Spuren könnten Bielefelder Mordfall aufklären Bielefelder Kioskbetreiber lag vor seinem Tod tagelang im Koma Wie berichtet, gehen die Mordermittler seit 1994 von einem Raubmord aus. Der Täter soll damals mit einem massiven Schlagwerkzeug (möglicherweise mit einer Metallstange) auf den Kopf des Kiosk-Besitzers eingeschlagen haben. Der Täter raubte damals einen geringen Bargeldbetrag und flüchtete anschließend unerkannt. Das Opfer erlag nach mehreren Tagen im Koma später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Das heißt, dass die Mordermittler dem Täter Habgier als Motiv für die tödlichen Schläge vorwerfen. Habgier gilt in der juristischen Einordnung als typisches Mordmerkmal. Doch was ist, wenn nicht Habgier oder eine Verdeckungsabsicht (Mord, weil ich erkannt worden bin) Auslöser der Tat waren? Sollte sich im weiteren Verlauf der Ermittlungen herausstellen, dass kein für ein Mordurteil notwendiges Merkmal erfüllt ist, könnte ein überführter Täter wieder auf freien Fuß kommen. Denn nur Mord verjährt nicht. Im Gegensatz dazu verjährt Totschlag (eine vorsätzliche Tötung ohne Mordmerkmale) nach 20 Jahren. Die Tat liegt inzwischen knapp 31 Jahre zurück. Der Podcast zum Fall: Kioskbetreiber stirbt: Bielefelder Kripo will brutalen Raubmord aufklären

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