Mord an Besar Nimani: Bielefelder Lokalpolitiker will Gedenkort räumen lassen

Bielefeld. Der 9. März 2024, ein Samstag, ist ein schöner Vorfrühlingstag. Um 18 Uhr ist die Fußgängerzone Obernstraße noch gut besucht. Plötzlich fallen Schüsse. 16 Mal wird auf den ehemaligen Profiboxer Besar Nimani gefeuert. Er hat keine Überlebenschance. Die Tat ereignet sich in Höhe der Klasingstraße. Die Täter sollen sich zuvor in einem benachbarten Café aufgehalten haben. Als sie das Opfer erblicken, verlassen sie ihren Tisch und schießen. Anschließend fliehen sie. Der BMW des Opfers, ein Modell X5 älteren Baujahrs, steht noch mit laufendem Motor eingangs der Fußgängerzone. Gleich nachdem die Spurensicherung ihre Arbeit beendet hat, werden am Tatort Kerzen und Blumen aufgestellt. Bis heute existiert die Gedenkstätte – und wird langsam zu einem Ärgernis. &bdquo;Bei unserem Stadtpflege-Rundgang mit Verwaltung, Polizei und Politik im April 2024 hieß es, bis zum bevorstehenden Leinewebermarkt sei der Ort geräumt“, sagt Bezirksbürgermeister Frederik Suchla (SPD). &bdquo;Dann hieß es, bis Sommer 2024, es störe ja nicht“, ergänzt er. Doch ein Jahr später ist die Gedenkstätte noch immer da. Noch immer sind Kerzen aufgestellt. Kleine Schalen mit Narzissen und Tulpenzwiebeln hat jemand dort abgesetzt. An den Baumstamm dahinter ist ein Foto von Besar Nimani geheftet. &bdquo;Unvergessen“, steht darunter. Und darüber hängen Boxhandschuhe von &bdquo;Paffen Sport“, der Marke, mit der auch Nimani einst in den Ring gestiegen ist. Lesen Sie auch: Bielefelder eröffnet neuen Barbershop – in Gedenken an getöteten Ex-Boxer Nimani Inzwischen steht Hüseyin A. vor Gericht. Er ist wegen Mordes an Besar Nimani angeklagt. Und die Geschichte hat bekanntermaßen eine neue Wendung genommen. Am Mittwoch, 26. Februar, fallen an der Kreuzstraße Schüsse auf vier Angehörige des Angeklagten Hüseyin A. Seitdem sitzen Berat Nimani, der Bruder des ermordeten Boxers, und seine 33-jährige Schwester in Untersuchungshaft. Sie wiederum müssen mit einer Anklage wegen vierfach versuchten Mordes rechnen. Lesen Sie dazu auch: Mordprozess um Ex-Boxer Nimani von Gewalttat überschattet &bdquo;Zweifelhafter Wallfahrtsort“ &bdquo;Ich möchte die Stadt bitten, diesen zweifelhaften Wallfahrtsort von sich gegenseitig über den Haufen schießenden, mutmaßlichen Verbrecherclans endlich abräumen zu lassen“, sagt Bezirksbürgermeister Suchla. Henner Zimmat, Vorsitzender des &bdquo;Altstadt Teams Bielefeld“, dem Zusammenschluss der Altstadt-Kaufleute, hat in der Angelegenheit Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) angeschrieben. Der ließ durch sein Büro mitteilen, dass solche Erinnerungsstätten in der Stadt geduldet würden, wenn sie gepflegt und nicht störend seien. Dies sei im Fall Nimani der Fall. Zimmat sieht das ganz anders. &bdquo;Die Geschäftsinhaber fühlen sich gestört.“ Bei Passanten und Anwohnern bleibe ein Gefühl der Unsicherheit. &bdquo;Hier ist kein tragischer Verkehrsunfall passiert, sondern es wurde auf offener Straße geschossen.“ Der Podcast zum Fall Nimani: Ein Zwischenbericht Am vergangenen Donnerstag war die Verwaltung vom Rat beauftragt worden, gemeinsam mit Bielefeld Marketing ein &bdquo;integriertes Maßnahmenpaket“ für die Attraktivität und Sicherheit in der Bielefelder Innenstadt zu erarbeiten. Den Antrag hatte die rot-grün-rote Ratsmehrheit gestellt. &bdquo;Darin sollte für die Zukunft auch festgelegt werden, wie lange solche Erinnerungsstätten stehen bleiben dürfen“, hatte Suchla, der auch dem Stadtparlament angehört, in der Sitzung gesagt. Lesen Sie auch: Angst nach den Schüssen: Bielefelder sagen Restaurantbesuche ab Kritik von Altstadt-Kaufleuten Bislang sei im Fall Nimani stets argumentiert worden, dass die Blumen stets einen gepflegten Eindruck gemacht hätten, ergänzt er jetzt. &bdquo;Kein Wunder, die sind überwiegend aus Plastik!“ Und noch etwas sagt Suchla. Ihm sei bewusst, dass die Verwendung des Begriffs &bdquo;Verbrecherclan“ in Bezug auf trauernde Angehörige vielleicht nicht pietätvoll klinge. &bdquo;Dass da ja auch eine Familie trauert, davor habe ich Respekt.“ Dies dürfe aber nicht über ein Jahr lang in bester Altstadt-Lage geschehen. &bdquo;Und außerdem: Wie soll man Leute bezeichnen, die das Recht in Form von Pistolen in die eigene Hand nehmen?“ Ende Mai ist wieder Leinewebermarkt. Spätestens bis dahin sollte die Gedenkstätte geräumt sein, hoffen Suchla und Henner Zimmat. Zur Themenseite zum Fall Nimani: Alle Infos zum Prozess um den getöteten Boxer Besar Nimani in Bielefeld News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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