Preisexplosion beim Kaffee: So reagieren Bielefelder Röstereien und Cafés jetzt

Bielefeld. Ganz egal, ob morgens aus dem Vollautomaten in der eigenen Küche oder nachmittags aus der Siebträgermaschine in einem hippen Café in der Innenstadt: Kaffee gehört für viele Deutsche zu den unverzichtbaren Freuden des Lebens. In diesem Jahr müssen die Freunde des tiefbraunen Heißgetränks allerdings tiefer in die Tasche greifen als bisher, auch die Bielefelder müssen sich auf höhere Preise einstellen. Warum das so ist und ob der Cappuccino bald fünf Euro kostet, erklären ein Kaffeeröster und verschiedene Bielefelder Gastronomen. Andreas Risse ist seit 2009 Inhaber und Geschäftsführer der Kaffeewelt Eisbrenner, einer Kaffeerösterei im Bielefelder Stadtteil Altenhagen. Dort röstet und vertreibt der 61-Jährige mit seinem Team etwa 32 Tonnen Kaffee im Jahr. Dass Kaffee kein Produkt für den kleinen Geldbeutel ist, sei keine gänzlich neue Entwicklung, sagt der Unternehmer. Ein vielschichtiger Verarbeitungsprozess und hohe Importkosten machten Kaffee generell zu einer Art Luxusprodukt. &bdquo;Neu ist aber die fast exponentielle Preisexplosion. Besonders bei der viel verwendeten Sorte Arabica ist die spürbar“, betont er. So habe der Börsenpreis für ein britisches Pfund Rohkaffee der beliebten Sorte vor einigen Monaten noch zwischen 100 und 150 US-Cent gelegen. Kaffeepreise explodieren an der Börse und im Verkauf &bdquo;Jetzt lag der letzte Wochendurchschnitt bei 430 Cent, das letzte Tageshoch sogar bei 450 Cent“, so Risse. Das heißt: Ein Kilogramm Rohkaffee hat in der letzten Woche einen Börsenpreis von etwa 9,50 US-Dollar gehabt. &bdquo;Und das ist nur der Grundpreis, dazu kommen Importkosten, die Kaffeesteuer von 2,19 Euro pro Kilo sowie Verarbeitungs- und Personalkosten.“ Frühstücken in OWL: Die besten Orte zum Frühstücken und Brunchen in Ostwestfalen-Lippe Aber warum der plötzliche Anstieg? &bdquo;Schlechte Ernten, daraus resultierende Verknappung und Zockerei an der Börse“, sagt Risse. Vietnam, Brasilien und weitere Länder hätten schlechte Ernten eingefahren oder zumindest prognostiziert. &bdquo;Damit ist die Nachfrage nach alternativen Sorten gestiegen.“ Der Preis, den er für eine Palette Rohkaffee im Schnitt zahle, habe sich dann innerhalb kürzester Zeit verdoppelt. Von rund 4.000 auf etwa 8.000 Euro. &bdquo;Das heißt für mich, dass ich ein Kilo Kaffee, was ich früher für 25 Euro verkaufen konnte, heute für fast 35 Euro anbieten muss“, sagt Risse. &bdquo;Einfach, um meine Fixkosten halbwegs zu decken.“ Er habe da noch Glück, sein Kundenstamm trage die Preiserhöhungen mit, ohne viel zu klagen. Aber an Expansionen sei aktuell nicht zu denken, zu hoch seien die Fluktuationen. &bdquo;Meine allererste Palette Kaffee habe ich zu einem Börsenpreis von 115 US-Cent pro britischem Pfund gekauft, bei der Letzten waren es knapp 410 Cent. Das ist ein Plus von mehr als 350 Prozent.“ 25 bis 40 Prozent dieser Steigerung müsse er gezwungenermaßen an seine Kundschaft weitergeben. Preis für eine Tasse Kaffee steigt nur im Centbereich Das alles klingt dramatisch. &bdquo;Wenn wir keinen so treuen Kundenstamm hätten, wären wir sicher nicht weit entfernt von Existenzangst“, sagt der 61-Jährige. Aber gerade die Endkonsumenten wolle er etwas beschwichtigen. &bdquo;Wenn man die Preissteigerung vom Endprodukt auf eine Tasse Kaffee herunterrechnet, sieht das alles gar nicht mehr so gravierend aus. Besonders wenn es um Kaffee aus dem Supermarkt geht.“ Der durchschnittliche &bdquo;Tassen-Preis“ sei nur um etwa drei bis fünf Cent gestiegen. &bdquo;Wer also drei Tassen Kaffee am Tag zu Hause trinkt, zahlt gerade einmal neun bis 15 Cent mehr“, so Risses Schätzung. Wer gerne hochwertigeren und teureren Kaffee konsumiert, der zahle vielleicht einen Euro mehr am Tag, vermutet der Unternehmer. &bdquo;Das halte ich alles für machbar.“ Spürbarer könnten die Auswirkungen in der Gastronomie sein, mutmaßt der 61-Jährige. Auch interessant: 80.000 gebrauchte Kaffeekapseln: Wie aus Müll in Steinheim Kunst entsteht Dort stehen auch in Bielefeld die Gastronomen vor der Frage, wie sie mit der Preisexplosion umgehen sollten. Und darauf finden sie ganz unterschiedliche Antworten: Im &bdquo;Café Gemach“ wird es erst einmal keine Preissteigerungen geben, versichert Inhaber Benni Wabnitz. &bdquo;Kaffee muss bezahlbar sein und darf nicht zum Luxusgut werden“, sagt der 44-Jährige. Deshalb passte er seine Preise nur einmal im Jahr an und gebe kurzfristige Schwankungen nicht direkt an die Kundschaft weiter. &bdquo;Ein Fünf-Euro-Cappuccino schmeckt schließlich keinem mehr.“ In manchen Cafés in Bielefeld wird der Kaffee teurer Anders sieht es beim bekannten &bdquo;Café Knigge“ aus. Geschäftsführer Dominik Heuer sieht sich gezwungen, die Kaffeepreise nach oben zu korrigieren. &bdquo;Vor allem, weil Rohkaffee und Milch teurer geworden sind“, sagt er. Eine Anpassung sei deshalb unbedingt notwendig und das Geschäft in den letzten Jahren mehr ein Kampf ums Überleben, als ein Versuch, die Gewinnmarge zu erhöhen, betont er. Wie hoch die Preissteigerungen ausfallen könnte, gibt er allerdings noch nicht preis. Auch bei &bdquo;Deppe & Co“ wird es punktuelle Preissteigerungen geben, wie Inhaber Axel Deppe sagt. &bdquo;Da kommen wir mit den explodierenden Kaffeepreisen und steigenden Personalkosten einfach nicht drumherum.“ Eins zu eins wolle er den gestiegenen Preis für Rohkaffee aber nicht an seine Kundschaft weitergeben. &bdquo;Einen Teil werden wir selber tragen müssen“, sagt er. Für Bielefelder heißt es also abwarten und vielleicht mal einen Tee anstelle eines Kaffees trinken. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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