Nimani-Prozess am Bielefelder Landgericht: Das passierte vor den Schüssen

Bielefeld. Der vierte Prozesstag um den getöteten Ex-Profiboxer Besar Nimani war am Mittwoch, 26. Februar, gerade beendet. Nur wenige Minuten nach dem Ende fallen gegen 13.30 Uhr plötzlich Schüsse auf der Gerichtskreuzung. Vier Personen, bei denen es sich unter anderem um den Vater und den Bruder des Angeklagten handeln soll, werden durch die Schüsse teilweise lebensgefährlich verletzt. Was passierte im Prozess kurz vorher? Zur Vorgeschichte: Laut Anklage soll der 34-jährige Bielefelder Hüseyin A. mit einem Komplizen den ehemaligen Mittelgewichtsboxer am 9. März 2024 gegen 18 Uhr in der Bielefelder Innenstadt vor einem Friseursalon mit insgesamt 16 Schüssen niedergestreckt haben. Zusammen mit dem noch flüchtigen Ayman Dawoud Kirit, nach dem noch mit internationalem Haftbefehl gesucht wird, soll er die Tat geplant und durchgeführt haben. Das Motiv ist bis heute unklar. Der Prozess startete um 9 Uhr. Es wurden geladene Zeugen angehört. Darunter der Betreiber des Cafés, neben dem Besar Nimani erschossen wurde. Auch zwei Zeuginnen, die zur Tatzeit in einem benachbarten Eiscafé saßen, sprachen vor dem Vorsitzenden Richter. Eine Aussage einer Zeugin war besonders bemerkenswert: &bdquo;Es würde mich nicht wundern, wenn es hier gleich knallt.“ Lesen Sie auch: Schüsse in Bielefeld: Berat Nimani hat sich gestellt und sitzt ab sofort in U-Haft Wusste der Café-Betreiber schon vorher von der Tat? Wie der Gastronom zu Protokoll gab, sei er am besagten Samstag um 12 Uhr auf der Arbeit erschienen. Die beiden Beschuldigten habe er etwa sechs Wochen vor der Tat in seinem Laden kennengelernt. Sie sollen seitdem dort Stammgäste gewesen und nahezu täglich vor Ort gewesen sein. Nach mehreren gemeinsamen Tassen Kaffee soll der Selbstständige am Tag der Tat zwischen 16 und 17 Uhr mit den beiden Beschuldigten zu einer Spritztour mit einem älteren Mercedes aufgebrochen sein. Dabei sollen sie zunächst zur Wohnung des Angeklagten gefahren sein, der kurz in seine Wohnung ging und nach wenigen Minuten wieder ins Auto stieg. Anschließend soll die Fahrt zu einer Tankstelle an die Artur-Ladebeck-Straße geführt haben. Gegen 17 Uhr hätten sie das Auto in der Klasingstraße, unweit des Blockhouse, wieder geparkt und seien zurück ins Café. Als der 30-jährige Gastronom gerade an der Theke stand, wurde es gegen 18 Uhr plötzlich laut. Schüsse sollen gefallen sein. Es folgten laute Schreie um Hilfe. &bdquo;Erst war ich in einer Schockstarre. Dann habe ich mich um meine Gäste gekümmert, die aus Angst von den Außentischen in das Café gestürmt waren“, sagt er. Zusätzlich betonte er, nichts von der Tat gewusst zu haben. Denn noch am Abend der Tat soll der Gastronom von einem benachbarten Friseur angesprochen worden sein. Dieser soll ihm gegenüber den Verdacht geäußert haben, er habe was mit der Tat zu tun oder hätte gewusst, dass was passiert. Auf die Frage nach möglichen Waffen antwortete der Zeuge, weder eine Wölbung in der Kleidung noch eine versteckte Pistole bei seinen Gästen bemerkt zu haben. Auch der Name Besar Nimani sei ihm bis zum Tag der Tat nicht bekannt gewesen. Doch dann ergaben sich Widersprüche in den Angaben des Gastronomen. Es kam sogar so weit, dass der Zeuge plötzlich von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen wollte. Denn nachdem der Gastronom seine Sicht auf die Tat erklärt hatte, konterte der Richter mit Aussagen zweier Zeuginnen, die als Stammgäste des Eiscafés Hüseyin A. schon lange Zeit als regelmäßigen Besucher der Obernstraßen-Cafés wahrgenommen hätten. Nach Informationen dieser Zeitung soll der Gastronom auch schon in einer Vernehmung bei der Polizei widersprüchliche Angaben gemacht haben. Zeugin: &bdquo;Es würde mich nicht wundern, wenn es hier gleich knallt.“ Wie eine der Zeuginnen, die am Tag der Tat gemeinsam mit ihrer Freundin vier Stunden an der Obernstraße verbrachte, mitteilte, habe sie schon ein komisches Bauchgefühl gehabt. Sie habe beobachtet, wie der Betreiber des Cafés und die beiden Tatverdächtigen in Begleitung einer bis dato unbekannten vierten Person gemeinsam über einen längeren Zeitraum an einem Stehtisch standen. Über den gesamten Zeitraum solle vor allem Hüseyin A. auffällig häufig die Obernstraße rauf und runter geschaut haben. &bdquo;Die warten doch auf etwas“, so die Zeugin. Als sie mit ihrer Freundin ins Innere des Cafés wechselten, soll sie geäußert haben: &bdquo;Es würde mich nicht wundern, wenn es hier gleich knallt.“ Das sei damals ein Bauchgefühl von ihr gewesen. Die Angaben des Gastronomen standen in Widerspruch zu den Angaben der Zeugin. Er hatte angegeben, die beiden Tatverdächtigen hätten alleine an einem Tisch gesessen. Im Überblick: Alle Berichte zum Fall Nimani .responsive23-8SYdocIKoL5eCzET-map-karte-schuesse-landgericht { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-8SYdocIKoL5eCzET-map-karte-schuesse-landgericht { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-8SYdocIKoL5eCzET-map-karte-schuesse-landgericht { padding-top: 142.86%; } } Bruder des getöteten Boxers verlässt Gerichtssaal frühzeitig Einige Minuten vor Ende der Sitzung kam es zu einer besonderen Situation: Der Bruder des getöteten Ex-Boxers, der in dem Prozess als Nebenkläger auftritt, verließ frühzeitig den Gerichtssaal. Kurz davor hatte auch eine der Schwestern den Saal verlassen. Nachdem alle Zeugen vom ersten Vorsitzenden angehört worden waren, wurde der Prozesstag beendet. Wenige Minuten danach fielen vor dem Landgericht Schüsse. Auch interessant: Bielefelder Arzt versorgt Schwerverletzte direkt nach den Schüssen am Landgericht

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