Bielefelder betroffen, Gütersloher klärt auf: So klauen Cyberkriminelle Rewe-Bonuspunkte

Bielefeld. Die Supermarktkette Rewe mit Sitz in Köln hat zum Jahreswechsel sein Bonusprogramm umgestellt. Der Anbieter Payback wechselte zu Edeka und die Kölner kreierten für ihre &bdquo;Rewe-App“ ein eigenes Bonusprogramm. Wie der heise-Redakteur für IT-Sicherheit Christopher Kunz aus Gütersloh recherchiert hat (heise.de), sind Cyberkriminelle seit Wochen dabei, die Bonuspunkte der Kunden, die bares Geld wert sind, von fremden Konten abzugreifen. Ein Bielefelder Ehepaar ist betroffen und warnt. Bei jedem Einkauf werden den Kunden Bonuspunkte gutgeschrieben. Diese Bonuspunkte lassen sich beim Einkauf im Supermarkt für Vergünstigungen oder als Rabatt einsetzen. Wie ein Bielefelder Ehepaar jetzt berichtete, bekamen sie zunächst eine Mail, dass das Konto nun zum gemeinsamen Sammeln verwendet würde. Kurz darauf war ihr Punktekonto abgeräumt. Selbst ausgelöst hatten sie diese Zusammenführung zweier Kundenkonten nicht. Die Funktion ist dazu gedacht, dass Mitglieder etwa einer Familie mit mehreren Konten zusammen Punkte sammeln und einlösen können. Cyberkriminelle aber haben diese Funktion nun für sich entdeckt, um über diesen Umweg auf fremde Konten zugreifen zu können. Kaum haben die Täter Zugriff, lösen sie mit den fremden Punkten in einem weit entfernten Rewe-Markt sogenannte Paysafe-Karten (geldwerte Guthaben-Karten) und löschen anschließend das leer geräumte Konto wieder. Bielefelder Punkte-Konto innerhalb einer Minute leergeräumt &bdquo;Wir haben zwei Rewe-Mails innerhalb einer Minute erhalten“, berichtet das Paar. &bdquo;In der ersten Mail wurde uns mitgeteilt, dass wir nun mit einer anderen Person zusammen sammeln.“ Dabei wurden ein Name und eine E-Mail-Adresse explizit genannt. &bdquo;Und nur wenige Momente später hieß es per Mail: ’Sie nehmen nicht mehr am Rewe-Bonusprogramm teil’“. Die Täter hatten das Konto kurzerhand gelöscht. Die Mails kamen innerhalb einer Minute. Die angesammelten Punkte im Wert von sieben Euro waren da bereits eingelöst. Im Internet kursierten schnell Gerüchte, wonach bei der Rewe-App ein Datenleck oder ein anderes technisches Problem vorliegen dürfte. Doch Rewe dementiert dies gegenüber zahlreichen Medien. Auf heise.de vermutet Sicherheitsexperte Kunz nach ein paar Tests, dass die Täter bekannte Mail-Adressen-Passwort-Kombinationen aus dem Darknet verwenden, um heimlich Kundenkonten zu kapern. Große Veränderungen bei Payback: Alles, was Verbraucher jetzt wissen müssen0 Sogenannte Combolists lassen sich im Darknet käuflich erwerben und beinhalten Datensätze mit E-Mail-Adressen und den dazugehörigen Passwörtern, die vielleicht vor langer Zeit schon von Hackern bei irgendwelchen Gelegenheiten abgegriffen wurden. Wer trotzdem immer das gleiche Passwort für verschiedene Angebote benutzt, macht damit auch die neuesten Konten unsicher. Bei einigen Betroffenen ließen sich ihre Passwörter in solchen Darknet-Combolists finden, heißt es bei heise.de. Phishing-Mails lassen Kunden Passwörter weitergeben Andere Möglichkeit: Gut gemachte Phishing-Mails könnten Kunden dazu gebracht haben, ihre Passwörter versehentlich direkt an die Kriminellen weiterzugeben. So ist es denkbar, dass die Täter Rewe-Mails fingiert haben, die zum Start des neuen Bonusprogramms keine Skepsis ausgelöst haben, aber nur scheinbar zum Anmeldeverfahren der Supermarktkette gehörten. In einem sind sich die Betroffenen des Punkteklaus einig: Den Antrag zum Kontoteilen haben sie nicht gestellt. Auch das Bielefelder Ehepaar hatte diese Funktion noch nie genutzt. &bdquo;Die Täter müssen sich mit unserem Passwort eingeloggt haben und dann sich selbst fürs gemeinsame Sammeln eingeladen haben.“ Lesen Sie auch: US-Behörden lassen Bielefelder mit illegalen Darknet-Plattformen auffliegen Für die Kriminellen ist das in vielfacher Hinsicht attraktiv. Zwar wirken die Beträge auf den einzelnen Kundenkonten gering. Aber die Masse macht es aus. Offensichtlich agieren die Täter sehr schnell und strukturiert. Außerdem können die Kunden in der App auch ihre Adressdaten hinterlegen. Zusammen mit der E-Mail-Adresse sind solche Datensätze Gold wert, zum Beispiel um neue, plausibel wirkende Phishing-Attacken zu starten oder mit den Daten Kundenkonten abzuschließen und auf fremde Kosten Waren zu bestellen (Identitätsdiebstahl). Wie sich Rewe-Kunden vor dem Punkteklau schützen können Was können Kunden jetzt gegen den Punkteklau tun? Der Ratschlag, sehr schnell zu agieren, wenn die Mail mit der Konten-Verbindung eintrifft, ist unrealistisch. Das Tempo der Täter ist viel zu groß. Deshalb raten Experten, auch bei vermeintlich unwichtigen Konten wie einer Kunden-App, stets lange und sichere Passwörter zu benutzen und im Idealfall auch die Zwei-Faktor-Identifizierung zu verwenden. Dabei wird zum Passwort noch ein zusätzliches Smartphone zum Eintritt ins Konto benötigt. Allerdings soll es auch Geschädigte geben, die ihr App-Konto so geschützt hatten und trotzdem bestohlen wurden. Auch interessant: Kriminelle kapern immer mehr Identitäten von Bielefeldern im Internet Wichtig: Gewählte Passwörter sollten niemals mehrfach verwendet werden, weil sie schon auf älteren Listen im Darknet existieren könnten. Mit technischer Hilfe können die Täter diese Passwörter in Sekundenschnelle durchlaufen lassen – auch Variationen davon. Angesichts der zahlreichen Meldungen von Punkteklau bei Rewe bleiben trotzdem Zweifel, ob nicht doch ein Weg auf die Rewe-Server gefunden wurde.

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