Wer ist M.T.? DNA-Spuren könnten alten Bielefelder Mordfall aufklären

Bielefeld. Die Ermittlungsgruppe &bdquo;Cold Cases“ der Bielefelder Polizei beschäftigt sich aktuell wieder mit dem Bielefelder Raubmord an Kioskbetreiber Heinz-Georg Strohmidel, der 1994 von einem Unbekannten überfallen und dabei tödlich verletzt wurde. Wichtiges Beweismittel zur Aufklärung des Falles könnte ein Arbeitshandschuh sein, auf dem möglicherweise sehr wichtige Initialen zu finden sind. Wie Polizeisprecher Michael Kötter mitteilt, wurde dieses Beweismittel bislang noch nicht für eine Öffentlichkeitsfahndung verwendet. Der Erste Kriminalhauptkommissar und Leiter der Cold-Cases-Unit, Markus Mertens, verspricht sich davon neue Hinweise und hofft, den Täter so nach mehr als 30 Jahren noch überführen zu können. Als zusätzlicher Anreiz für Hinweisgeber stehen außerdem 3.000 Euro Belohnung zur Verfügung. Tödlicher Raubüberfall auf Bielefelder Kioskbetreiber Was war passiert? Am Mittwoch, 13. Juli 1994, überfiel ein unbekannter Täter morgens zwischen 8 und 10 Uhr den damals 67-jährigen und allseits beliebten Betreiber (bei den Kindern hieß er &bdquo;Opa Heinz“ oder &bdquo;Onkel Heinz“) eines kleinen Kiosks an der Straße Am Recksiek in Oldentrup. Der Täter verletzte ihn mit einem massiven Schlagwerkzeug (möglicherweise mit einer Metallstange) schwer am Kopf, raubte einen geringen Bargeldbetrag und flüchtete anschließend unerkannt. Das Opfer erlag Tage später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Ein Zeuge berichtete damals, in Tatortnähe einen etwa 20-jährigen Mann weglaufen gesehen zu haben, der ein blutverschmiertes, weißes T-Shirt trug und darunter einen Gegenstand verbarg (möglicherweise die Tatwaffe). Umfassende Ermittlungen 1994 Die Mordkommission &bdquo;Strohmidel“ ermittelte damals mit großem Aufwand, trotzdem kam es nicht zur Aufklärung der Tat. Unter anderem überprüfte die Kripo mehr als 350 Passat-Besitzer, von denen einer in Tatortnähe verdächtig aufgefallen war. Doch die Überprüfung blieb genauso erfolglos wie der Abgleich der Fingerabdrücke von über 100 Stammkunden des Kiosks. Keiner Fingerabdrücke passte zu den am Tatort gesicherten &bdquo;daktyloskopischen Spuren“, so Kötter. Auch ein DNA-Abgleich mit den vor wenigen Jahren noch eingeholten Speichelproben der Stammkunden blieb ohne Übereinstimmung mit einer wichtigen DNA-Spur am Tatort. Da auch aus der Bevölkerung kein entscheidender Tipp die Ermittler erreichte, blieb der Fall bis heute unaufgeklärt. Möglicher Durchbruch bei aktueller DNA-Analyse Als die Cold-Case-Experten der Bielefelder Kripo den Fall neu aufrollten, führten sie DNA-Analysen nach den neuesten wissenschaftlichen Standards an zahlreichen sichergestellten Objekten durch. Dabei gelang ihnen der Nachweis von DNA-Material an der Innenseite eines am Tatort gefundenen Arbeitshandschuhs. Das Zellmaterial stimmt mit den bereits damals gesicherten DNA-Spuren vom Tatort überein. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass der Träger dieses Handschuhs auch der Täter ist, ist groß. Der Podcast zu dem Fall: Kioskbetreiber stirbt: Bielefelder Kripo will brutalen Raubmord aufklären Denn außen am Handschuh wurde Blut identifiziert, das mit dem DNA-Profil des Getöteten übereinstimmt. Markus Mertens sagt dazu: &bdquo;Wir gehen davon aus, dass dieser Handschuh von dem Täter bei der Tat getragen und am Tatort zurückgelassen wurde. Möglicherweise legte er ihn ab, um das Schein- und Münzgeld besser aus der Kasse nehmen zu können. Danach vergaß er den Handschuh stressbedingt im Objekt.“ Wichtiger Handschuh: Wer ist M.T.? Der Handschuh allein ist aber noch nicht so hilfreich. Wichtiger sind die Initialen, die die Ermittler auf dem Handschuh entdeckten: &bdquo;Dort wurden mit einem Kugelschreiber oder ähnlichem Stift, groß und deutlich die Buchstaben ’M. T’ aufgebracht“, sagt Kötter. &bdquo;Dabei könnte es sich um die Initialen des Trägers oder des letzten rechtmäßigen Eigentümers der Handschuhe handeln.“ Der Handschuh, der vom Täter an der rechten Hand getragen wurde, war damals zweifelsfrei ein übliches Massenprodukt, das in jedem Baumarkt frei verkäuflich war. Markus Mertens erklärt, was die Ermittler nun beschäftigt: &bdquo;Der letzte Träger oder der Eigentümer könnte die Handschuhe individualisiert haben, weil sie ursprünglich in einem Betrieb genutzt wurden, wo mehrere Personen die gleiche Schutzkleidung trugen.“ Er betont auch: &bdquo;Der Täter muss nicht automatisch die Person gewesen sein, der die Buchstaben ,M. T.’ ursprünglich dort aufgebracht hat.“ Wichtige Fragen der Cold-Case-Ermittler Die Bielefelder Cold-Case-Ermittler fragen deshalb: Wo wurden im Jahr 1994 derartig beschriftete Arbeitshandschuhe getragen? Wo ist in der Zeit danach ein einzelner, linker Arbeitshandschuh mit den genannten Buchstaben aufgefallen? Wer kann konkrete Hinweise auf eine Person geben, die 1994 mit den Initialen &bdquo;M.T“ gekennzeichnete Arbeitshandschuhe benutzte? Zur Cold-Case-Einheit: Warum die Bielefelder Polizei Dutzende ungelöste Mordfälle aus OWL neu aufrollt Bis heute ist nicht auszuschließen, dass der Täter bereits vor der Tat zum erweiterten Kundenkreis des Kioskbetreibers gehörte und damals im Bereich Oldentrup zu Hause war. Möglicherweise hat der Täter über die Jahre auch sein Schweigen gebrochen und mit anderen Personen über die Tat gesprochen. Deshalb fragt die Kripo auch: &bdquo;Wer kann dazu Angaben machen?“ Belohnung für Hinweise zum Bielefelder Cold Case Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat eine Belohnung von 3.000 Euro für Hinweise in dem Fall ausgesetzt, die zur Ermittlung, Ergreifung und rechtskräftigen Verurteilung des Tatverdächtigen führen. Die Belohnung wird unter Ausschluss des Rechtsweges zuerkannt und verteilt. Die Belohnung ist ausschließlich für Privatpersonen bestimmt. Personen, zu deren Berufspflicht die Verfolgung strafbarer Handlungen gehört, sind nicht berechtigt, diese Belohnung zu beanspruchen. Hinweise erbittet die &bdquo;Ermittlungsgruppe Cold Cases“ der Bielefelder Polizei unter Tel. 0521 5450.

Meistgelesen