Bielefelder FDP-Kandidat: Für Gregor vom Braucke hat Wirtschaftswende Vorrang

Bielefeld. Gregor vom Braucke lächelt gewinnend, und im Gespräch erweist sich der 53-Jährige als überzeugter Optimist. Kommt die FDP in den Bundestag? &bdquo;Ja, auf jeden Fall“, antwortet der Bielefelder Unternehmer wie aus der Pistole geschossen. &bdquo;Wir haben schon ganz andere Wahlkämpfe erlebt“, sagt vom Braucke, der 1988 schon als Teenager in die FDP eintrat und jetzt für den Bundestag kandidiert. Er erinnert etwa an das Jahr 2013, als die Wähler sich scharenweise von den Liberalen abgewandt hatten. Der damalige Bundesaußenminister Guido Westerwelle hatte den Parteivorsitz 2011 an Philipp Rösler abgegeben, bei den Bundestagswahlen 2013 verlor die FDP zwei Drittel ihrer Wähler und rutschte mit 4,8 Prozent der Stimmen unter die Fünf-Prozent-Hürde. Inhaltlich setzt der Schildescher Unternehmer vor allem auf Themen, bei denen er über Expertenwissen verfügt – besonders Wirtschaft und Finanzen. Im Studium an der Uni Bielefeld und der Freien Universität Berlin hat er sich zum Diplom-Kaufmann ausbilden lassen, im Rat der Stadt Bielefeld ist er als finanzpolitischer Sprecher seiner Partei aktiv. Und jetzt im Bundestagswahlkampf bezieht Gregor vom Braucke Positionen, die schulbuchmäßig zum Programm der Liberalen gehören: &bdquo;Wir brauchen eine Stärkung der Wirtschaft und einen Rückzug des Staates“, fordert er und meint damit eine Reduzierung von Bürokratie, Steuern und Abgaben. Die verbreitete Investitionszurückhaltung müsse enden, er kämpfe für eine &bdquo;Aufbruchstimmung in der Wirtschaft“ und für eine &bdquo;schwarz-gelbe neue Koalition“. Alles zu Wahl in unserem Liveticker und auf unserer Themenseite Der Liberale verteidigt die Schuldenbremse Und wie selbstverständlich verteidigt vom Braucke die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse, so wie FDP-Chef Christian Lindner, für den eine Aufweichung dieser Schuldenbremse so unannehmbar war, dass daran die Koalition zerbrach. Aber nutzt denn nicht jeder Unternehmer, jeder Häuslebauer Kredite, um sinnvolle Investitionen damit zu finanzieren? Gut investiertes Geld ist doch nicht verloren? Ja klar, weiß vom Braucke. Doch der Punkt sei, dass seit Jahren zu große Teile der lange kräftig sprudelnden Steuermitteln für Verwaltung und Soziales ausgegeben worden sind. &bdquo;Es ist zu wenig investiert worden in Verkehrswege, Netze, Bundeswehr oder Bildung.“ Und das, obwohl die Ampelkoalition die Investitionsquote immerhin von 10 auf 20 Prozent gesteigert habe. Angesichts von Kriegen, Klimawandel und Handelskonflikten sieht auch vom Braucke eine Krisenlage, die Handlungsdruck erzeugt. Das deswegen jetzt benötigte Geld jedoch müsse eben an anderer Stelle eingespart werden. &bdquo;Wir haben in Europa schließlich auch eine Vorbildfunktion zur Einhaltung der Regeln“, findet der liberale Politiker. Den Hinweis, dass von Frankreich bis Großbritannien und von den USA bis Japan fast alle großen Industrieländer gemessen an der Wirtschaftskraft stärker verschuldet sind als Deutschland, lässt er nicht gelten. Gespart werden könne bei den Transferleistungen, zum Beispiel beim Bürgergeld, beharrt Gregor vom Braucke: &bdquo;Menschen, die arbeiten, müssen mehr Geld bekommen als andere, die nur von Unterstützungszahlungen leben“, pocht der Unternehmer auf einen deutlichen Lohnabstand. Er halte das deutsche Sozialsystem ebenso wie das Tarifregelwerk für eine Stärke, nicht für eine Schwäche. &bdquo;Auch starke Betriebsräte sind für jeden Betrieb wertvoll.“ Doch das soziale Netz müsse in Deutschland reduziert werden. Zum Thema: Was Sie über die Briefwahl in NRW wissen müssen &bdquo;Brauchen mehr Flexibilität bei Arbeitszeiten“ Internationale Konkurrenz aus Ländern wie China hat vom Braucke im eigenen Unternehmen zu spüren bekommen: Die Produktion von Sackkarren und Transportwägelchen habe seine Firma 2013 aufgeben müssen, weil durch hohe Kosten die Wettbewerbsfähigkeit verloren gegangen war. Die negativen Auswirkungen der Finanzkrise konnten damals nicht mehr kompensiert werden. Das Nachfolgeunternehmen beschränkt sich auf Handel. Um wieder konkurrenzfähiger zu werden, müsse Deutschland zum Beispiel flexibler bei den Arbeitszeiten werden. Christian Linders Beispiel vom Baggerfahrer, dem selbst 12-Stunden-Schichten erlaubt sein sollten, unterstützt er: &bdquo;Wenn ein Projekt dringend fertig werden muss, sollte kein Gesetz ein Schichtende vorgeben“, findet er. Bundestagswahl 2025 in Bielefeld: Hier finden Sie am Wahlabend alle Ergebnisse Und das geltende Arbeitszeitgesetz, das für Gesundheitsschutz und aus Sicherheitsgründen nicht nur die Arbeitszeit beschränkt, sondern auch Pausen und Ruhezeiten vorschreibt? Ja, der Schutz von Leben und Gesundheit seien hohe Ziel. Doch der Staat müsse nicht jedes Detail regeln: &bdquo;Es muss auch ein Stück Eigenverantwortung geben“, meint Gregor vom Braucke. Der Bielefelder ist überzeugt, dass die FDP wie eh und je eine starke Stimme für die Bürgerrechte ist und dass die Ampel einiges dafür erreicht habe. Doch aktuell habe die Wirtschaftswende Vorrang. Die Chance, dass er selbst in Berlin daran mitwirken kann, schätzt er nüchtern ein. Vom Braucke steht auf Platz 34 der NRW-Landesliste: &bdquo;Da müsste die FDP schon 30 Prozent der Stimmen holen“, denkt er. Seinen Kampfgeist dämpft das nicht. 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