Bielefelder Schuldirektorin: „Ich war entsetzt, als ich davon gehört habe“

Bielefeld. Seit 2016 leitet Caro Brauneis das Gymnasium am Waldhof (938 Schülerinnen und Schüler, 85 Lehrerinnen und Lehrer). Seitdem gab es immer vier Klassen pro Jahrgang, und 2019 wurde dies durch einen politischen Beschluss &bdquo;amtlich“. Jetzt droht nicht nur die Dreizügigkeit, auch die Erweiterung steht auf der Kippe, weil das Haus des Handwerks (HdH) unter Denkmalschutz gestellt wird. Dessen Fläche steht für einen Erweiterungsbau zunächst nicht zur Verfügung. &bdquo;Ich war entsetzt, als ich davon gehört habe“, sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Wann haben Sie davon gehört, dass das Haus des Handwerks auf einmal doch unter Denkmalschutz gestellt werden soll? Am Dienstagmittag hat mich Schuldezernent Udo Witthaus darüber unterrichtet. Im ersten Moment war ich entsetzt. Ich hatte gedacht, dass nach der Entscheidung in der Bezirksvertretung Mitte vom 28. November, dass das Haus des Handwerks nicht auf die Denkmalliste soll, eigentlich alles klar wäre. Lesen Sie auch: Nach Denkmal-Entscheidung: Wie geht es mit Bielefelder Gymnasium weiter? Fühlen Sie sich jetzt vor den Kopf gestoßen? Das will ich nicht sagen. Zunächst einmal war ich froh, dass mich Herr Witthaus kurzfristig informiert hat. Aber nach den vorausgegangenen langen vorbereitenden Planungsgesprächen war ich schon verwundert. Nun haben Oberbürgermeister Pit Clausen und Schuldezernent Udo Witthaus erklärt, ohne das Haus des Handwerks sei zwar nicht die Schule als solche, aber ihr Standort in Gefahr. Das HdH werde selbst für den dreizügigen Ausbau benötigt. Ich bin mir sicher, dass unsere Schule an ihrem Standort erhalten bleibt. Das Gymnasium am Waldhof ist von jeher die Schule mitten in der Stadt, und da gehört sie auch in Zukunft hin. Und würde Sie auch mit nur drei Klassen pro Jahrgang funktionieren? Unser Konzept ist seit Jahren auf Vierzügigkeit ausgerichtet. Dazu gehören zum Beispiel unsere Profilklassen, die Bigband-Klassen in den Jahrgängen fünf und sechs oder die Science-Klassen in den Jahrgängen fünf, sechs und sieben, in denen es um eine Förderung in den naturwissenschaftlichen Fächern geht. Aber das setzt sich auch in anderen Bereichen fort. Im Februar stehen die Anmeldungen für den neuen fünften Jahrgang an. Müssen Sie fürchten, dass Eltern angesichts der jüngsten Nachrichten verunsichert sind und ihr Kind lieber an einer anderen Schule anmelden? Das hoffe ich natürlich nicht, und dazu besteht auch überhaupt kein Grund. Die Eltern und Kinder sollten ihre Entscheidung auf jeden Fall unabhängig von der aktuellen Diskussion fällen und sich darauf konzentrieren, was für sie das Beste ist. Früher gab es immer auch die Angst vor Anmeldeüberhängen und die Befürchtung, dass ein Kind keinen Platz auf der Wunschschule bekommt. Das ist nicht mehr so. Schon im vergangenen Schuljahr konnten wir alle Kinder, die angemeldet wurden, auch aufnehmen. Lesen Sie auch: Erschütterte Eltern an Bielefelder Gymnasium: &bdquo;Leidtragende sind unsere Kinder“ Gab es schon Rückmeldungen von den Eltern? Wir hatten am Donnerstag eine Informationsveranstaltung zu den Profilklassen. Da wurde natürlich nach der aktuellen Entwicklung gefragt. Es gab viel Unverständnis darüber, dass der Schulstandort in Gefahr sein könnte. Aber wir haben bei dieser Gelegenheit auch viel Zuspruch erhalten. Deshalb bin ich optimistisch, was das Anmeldeverfahren betrifft. Was halten Sie vom Vorschlag der CDU, das Gymnasium am Waldhof für drei Züge auszubauen und in der Umbauzeit einzelne Klassen auf dem Seidensticker-Campus an der Herforder Straße unterzubringen? Wie soll das schulorganisatorisch funktionieren? Die Lehrer müssten pendeln, die Schüler auch. Das wäre wegen der Entfernung mit enormen Zeitverlusten verbunden. Außerdem ließe sich eine solche Konstruktion im Stundenplan kaum darstellen. Und noch einmal: So wie unsere Schule nun schon seit Jahren aufgestellt ist, macht sie nur vierzügig Sinn. .responsive23-ReejCsdaRK76EMTz-map-gymnasium-am-waldhof { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ReejCsdaRK76EMTz-map-gymnasium-am-waldhof { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ReejCsdaRK76EMTz-map-gymnasium-am-waldhof { padding-top: 142.86%; } } Haben sich nach der Denkmalentscheidung die Ratspolitiker bei Ihnen gemeldet? Schließlich wurde Ihnen die Vierzügigkeit mehrfach fest versprochen. Gemeldet haben sich Bezirksbürgermeister Frederik Suchla und Schulpolitikerinnen von der SPD und den Grünen. Von der CDU hat sich niemand gemeldet, was ich schade finde. Ich hätte gerne mit den Vertretern der CDU über ihren Vorschlag gesprochen. Überhaupt sind wir offen für alle, die sich bei uns umschauen wollen. Die Schule funktioniert, weil wir sehr gut organisiert sind, aber wir brauchen auch mehr Platz. Allein durch die Umstellung auf G9, das Abitur nach neun Jahren, werden wir bald 120 Schülerinnen und Schüler mehr haben. Zum Thema: Denkmal-Anweisung gefährdet Bielefelder Schulstandort Wie sollte es aus Ihrer Sicht jetzt weitergehen? Ich würde mich freuen, wenn auch ein denkmalgeschütztes Haus des Handwerks in unsere Erweiterungspläne einbezogen werden könnte. Denkmalschutz ist eine wichtige Angelegenheit, aber es geht auch um die berechtigten Interessen unserer Schülerinnen und Schüler. Ich halte an unserem Standort die Bildungsmöglichkeiten der Bielefelder Kinder für das höhere Interesse. In welcher Form könnte das Haus des Handwerks einbezogen werden? Da sind wir natürlich auf die Unterstützung der Fachleute angewiesen. Aber ich kann mir vorstellen, dass die Gebäudefassade erhalten werden kann. Es gab ja auch schon Vorschläge vom Immobilienservicebetrieb dazu, wie das Haus des Handwerks genutzt werden kann. Mit den Bauleuten der Stadt haben wir übrigens bisher immer ausgezeichnet zusammengearbeitet. Ich betone auch noch einmal, dass wir auch zu Kompromissen bereit sind. Es müssen nicht die höchsten Standards erfüllt sein. Was erhoffen Sie sich kurzfristig? Jetzt werden für den Übergang Container aufgestellt. Damit können wir zunächst gut leben. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

Meistgelesen