Lachgas-Verbot für Kinder und Jugendliche in Bielefeld? Stadt prüft Eil-Antrag

Bielefeld. Die Bielefelder wollen sich nicht unbedingt darauf verlassen, dass die Minderheitsregierung von SPD und Grünen es noch vor der Bundestagswahl am 23. Februar schafft, den Gesetzentwurf zum Lachgas-Verbot für Jugendliche ins Ziel zu bringen. Die Sozialpolitiker der Stadt haben daher einhellig einem Prüfauftrag der CDU zugestimmt, der das Ziel hat, den Missbrauch des gefährlichen Gases in Bielefeld schnellstmöglich einzudämmen. Lachgas ist seit einigen Jahren als Partydroge auf dem Vormarsch. Dabei handelt es sich um ein farbloses Gas aus Sauerstoff und Stickstoff. Es wird für medizinische und industrielle Zwecke eingesetzt oder zum Aufschäumen von Sahne. Dafür wird es in handlichen Kartuschen verkauft. Mit deren Hilfe lassen sich eben auch Luftballons füllen, aus denen wiederum sich das Lachgas leicht inhalieren lässt. Oder es wird direkt aus der Kartusche eingeatmet. Das Narkosegas hat eine berauschende Wirkung, soll die Stimmung aufhellen, Glücksgefühle und Halluzinationen erzeugen. Weil die Wirkung schnell nachlässt, gilt es vermeintlich als risikoarm, Lachgas zu konsumieren. &bdquo;Ein massiver Trugschluss“, kommentiert die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und warnt vor schweren neurologischen Schäden, bei direkter Inhalation vor schweren Verletzungen an Fingern und Lippen durch Erfrierungen, weil das Gas beim Ausströmen stark abkühlt. Lachgas kann zu Lungenrissen führen Auch Lungenrisse sind laut DGN möglich – durch den hohen Druck des komprimierten, sich dann ausdehnenden Gases. Was die Fachleute besonders besorgt, sind die neurologischen Schäden. Sie reichen von Bewusstlosigkeiten, Lähmungserscheinungen bis hin zu massiven Hirnschäden durch den Sauerstoffmangel. &bdquo;Wir prüfen ein Verkaufsverbot gerne“, erklärte Gesundheitsdezernent Martin Adamski. Aber er warb dafür, angesichts der Arbeitsbelastung der Verwaltung zunächst einmal abzuwarten, ob die Bundesgesetzgebung nicht doch noch gelingt. Lesen Sie auch: Autofahrer in Bielefeld inhaliert Lachgas vor den Augen der Polizei Cihad Kefeli, sachkundiger Bürger im Sozialausschuss und Vorsitzender des Bündnisses islamischer Gemeinden in Bielefeld, riet dringend dazu, nicht darauf zu warten. &bdquo;Als junger Mann kann ich bestätigen, dass Lachgas auch in Bielefeld leider eine gängige Partydroge ist“, sagt er. &bdquo;Wegen der Dringlichkeit sollten wir ein städtisches Verbot vorziehen.“ Lachgas ist gefährlich und als Partydroge nicht akzeptabel. Der freie Verkauf an Jugendliche muss unterbunden werden. https://t.co/Wj0oemAip4 Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) May 20, 2024 Nach Lachgas-Verbot &bdquo;nicht automatisch alles gut“ Gordana Rammert (Bürgernähe) sah das ähnlich: &bdquo;Große Schäden sind selbst nach wenigen Malen des Konsums möglich.“ Auch Steve Kuhlmann (CDU) forderte, jetzt &bdquo;ein Zeichen zu setzen“. Nach der Bundestagswahl könne bis zu einem Verbot noch viel Zeit ins Land gehen. &bdquo;Nach einem Verbot wird nicht automatisch alles gut“, gab Michael Gugat (LiB) zu bedenken. Wie immer bei der Prohibition von Produkten, würden Nutzer versuchen, sich das Gas auf kriminellem Wege zu besorgen. Und die Dealer hätten im schlechtesten Fall dann noch härtere Drogen im Gepäck. Mit einem Verbot müsse auch eine umfangreiche Aufklärung einhergehen und eine Zusammenarbeit mit der Drogenberatung erfolgen, um auf das Suchtpotenzial aufmerksam zu machen. Restmüll in OWL: Lachgaskartuschen führen zu gefährlichen Explosionen Die Verwaltung soll im Zuge ihrer Prüfung auch bei den Kliniken in Erfahrung bringen, ob und in welchem Umfang dort bereits Lachgas-Opfer behandelt worden sind. Die DNG schreibt in ihrer Pressemitteilung, von 2022 bis 2023 sich in NRW die Zahl der bekannten Missbrauchsfälle mehr als verdreifacht und beruft sich dabei auf Zahlen des Landeskriminalamtes. In Bielefelder Notaufnahmen ist Lachgas noch kein Problem In Bielefeld scheint das Problem noch nicht in den Krankenhäusern angekommen zu sein. Sandra Gruß, Sprecherin der Evangelischen Kliniken Bethel, erklärt auf Anfrage, dass in den Notaufnahmen im Kinderzentrum, in Gilead I und im Johannisstift keine Notfälle dieser Art bekannt seien. Auch aus dem Klinikum Bielefeld kommt die Rückmeldung, dass bislang in der Zentralen Notaufnahme keine entsprechenden Notfälle bekannt sind. In den Niederlanden und Großbritannien sei Lachgas bereits als Droge eingestuft, in Frankreich der Verkauf an Minderjährige bereits verboten, betont die DNG. In Deutschland haben beispielsweise Hamburg, Osnabrück und der Landkreis Helmstedt in Niedersachen bereits ein Lachgas-Verbot erlassen.

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