Harter Job: Unterwegs mit einer Bielefelder Paketbotin im Weihnachtsstress

Bielefeld. Seit neun Jahren stellt Simone Ruthotto in den Stadtteilen Mitte, Babenhausen und Schildesche für die Deutsche Post Pakete zu. An manchen Tagen seien es mehr als 200 Päckchen, die sie in den Händen halte. Das derzeit erhöhte Bestellaufkommen wirke sich auch auf ihren Arbeitsalltag aus: &bdquo;Sonst hat man ein Paket pro Haus, jetzt kann das auch eine ganze Sackkarre voll sein“, sagt Ruthotto. Je nach Dienstbeginn startet der Arbeitstag der 42-Jährigen um 7 oder 8.30 Uhr in der Zustellbasis an der Stadtheider Straße, eine von insgesamt drei DHL-Zustellbasen in der Stadt. In Schildesche ist Ruthotto eine von 38 Arbeitskräften, die sich täglich von dort aus auf den Weg machen, um den Bielefeldern ihre Pakete zu liefern. Während der Sommermonate, wenn etwas weniger Bedarf herrscht, sind an der Zustellbasis 24 Zusteller täglich im Einsatz. Die Besetzung ist zur Weihnachtszeit bereits verstärkt worden. Dennoch sei das Arbeitspensum höher als erwartet. Wie Rainer Ernzer, Pressesprecher der DHL-Gruppe, verrät, habe der Versanddienstleister mit einer täglich versendeten Paketmenge von rund 11 Millionen kalkuliert – ein Wert aus dem Vorjahr. In der Spitze, nach dem &bdquo;Black Friday“, seien es in diesem Jahr jedoch bereits mehr als 12 Millionen gewesen. Der unvorhergesehene Rekord bringe Herausforderungen mit sich. Bielefelder Zustellerin arbeitet oft länger Fast neun Stunden dauere Ruthottos Dienst regulär, aktuell überschreite sie diese Zeit oft noch um bis zu 30 Minuten. Und das, obwohl die Zustellbasis in Schildesche bereits im Sommer angefangen habe, sich gegen den Weihnachtsstress zu rüsten. &bdquo;Wir haben insgesamt 17 neue Leute eingestellt“, erzählt Leiter Yasin Kavci. Auch er habe nicht mit einem derartigen Ansturm gerechnet. Lesen Sie auch: Immer weniger Briefe – was sich bei der Post ändert Kavci ergänzt, dass sich die Personalsuche oftmals schwer gestalte, viele würden die Arbeit unterschätzen. &bdquo;Man braucht die Zusteller-Gene“, betont er. Bei Simone Ruthotto scheint das der Fall zu sein: &bdquo;Mein Vater war auch Briefzusteller.“ Besonders körperlich verlange ihr der Beruf einiges ab, nicht zuletzt durch den zunehmenden Transport großer und schwerer Pakete: &bdquo;Während Corona war das wirklich schlimm. Da haben manche Menschen Splitt bestellt, weil sie nicht in den Baumarkt konnten“, erzählt die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau. Auch heute spüre sie im Feierabend oft, wie viel der Arbeitstag ihr tatsächlich abverlange: &bdquo;Die Füße tun weh“, sagt Ruthotto, die mit ihrem Partner zwei Hunde hält. Im Video: Unterwegs mit einer Paketbotin in Bielefeld Kunden wirken gestresst Doch was motiviert Ruthotto, die tägliche Belastung immer wieder auf sich zu nehmen? &bdquo;Es gibt viele Kunden, die sich richtig, richtig freuen. Das macht natürlich Spaß“, erzählt sie. Neben zuvorkommenden Anwohnern treffe sie jedoch auch auf solche, die gestresster seien. Dazu gehöre etwa, wenn sie Pakete bei Nachbarn abgebe und diese &bdquo;übellaunig“ reagieren würden. Lesen Sie auch: Post klagt gegen Briefporto-Entscheidung der Netzagentur Die Zustellerin erzählt von weiteren Herausforderungen, die ihr besonders beim Ausliefern in Mehrfamilienhäusern begegnen würden: &bdquo;Viele machen mir die Eingangstür einfach nur auf und ich weiß nicht wohin.“ Stattdessen wünsche sie sich, dass die Kunden durch ihre Gegensprechanlage einen kurzen Hinweis geben. Wiederum positiv an der Arbeit sei, dass man zu Dienstbeginn nie wisse, was auf einen zukomme. Die gebürtige Rheda-Wiedenbrückerin spricht aus Erfahrung: &bdquo;Einmal habe ich während der Fahrt gemerkt, dass es in einem Paket summt.“ Spätestens als sie gesehen habe, dass es sich bei dem Empfänger des Pakets um eine Imkerei handelte, sei ihr klar geworden, dass sich im Inneren ein Bienenvolk befinden musste. Weihnachtsgeschenke vor 20. Dezember verschicken Aktuell jedoch liefert Ruthotto vor allem Weihnachtsgeschenke aus. Damit die Pakete auch pünktlich den Empfänger erreichen, bittet die Deutsche Post darum, &bdquo;nationale Pakete vor dem Stichtag 20. Dezember abzuschicken“, heißt es in einer Mitteilung. Auch nach den Festtagen dürfte auf Ruthotto noch jede Menge Arbeit warten: &bdquo;Viele lösen noch Gutscheine ein oder schicken Retouren“, erklärt Pressesprecher Rainer Ernzer. Ende Januar jedoch flache das Hoch für gewöhnlich wieder ab. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

Meistgelesen