„Macht keinen Spaß mehr“: Bielefelder Autohaus schließt nach 64 Jahren

Bielefeld. Der Opel-Blitz an der &bdquo;Autostraße“ in Bielefeld-Sennestadt ist Geschichte. Zum 31. Januar wird das alteingesessene Familienunternehmen Vogel an der Industriestraße 31 nach 64 Jahren für immer seine Pforten schließen. Inhaber Christian Vogel mag aus verschiedenen Gründen nicht mehr. Und dann kam das Angebot eines Kollegen aus der Nachbarschaft gerade recht. Die &bdquo;Autostraße“ im Industriegebiet, in dem einst auch das Druckhaus der Mediengruppe der Neuen Westfälischen stand, war für rund 25 Jahre ein fester Begriff. Zur gleichnamigen Werbegemeinschaft gehörte ab 1972 alles, was im Bereich Auto und Service Rang und Namen hatte. An keinem anderen Platz in Bielefeld war auf so kleinem Raum die Auswahl an Neu- und Gebrauchtwagen, Werkstätten und Dienstleistungen rund ums Auto so groß. Legendär auch die &bdquo;Autostraßen“-Feste, die bis 2006 gefeiert wurden und zu denen jeweils viele Tausend Menschen kamen. Christian Vogel kann sich daran noch sehr gut erinnern, zumal er in direkter Nachbarschaft zum Betrieb seines Vaters und seines Onkels aufgewachsen ist und noch immer dort wohnt. &bdquo;Von den Autofirmen sind jetzt nur noch Schröder Teams und Reifen-Vogt übrig“, sagt der 54-Jährige etwas wehmütig. Schröder baut derzeit seinen Standort Bielefeld-Sennestadt in großem Stil aus und um. Und Schröder ist es auch, der die rund 6.000 Quadratmeter pachtet, die Opel Vogel an zwei einander gegenüberliegenden Standorten hat. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Im Video: Ein Blick zurück auf das Autostraßenfest 1973 Dort soll in den bestehenden Räumen ein &bdquo;internes Dienstleistungszentrum für Schröder entstehen“, sagt Geschäftsführer Bastian Merkwitz auf Anfrage. Gebrauchte und Neuwagen der Firmengruppe, die mittlerweile sieben Fahrzeugmarken unter einem Dach vereint, sowie Nutzfahrzeuge von VW werden dort künftig aufbereitet, für den Verkauf vorbereitet. Die großen Vertragshändler seien jetzt einfach gefragt, nicht mehr die kleinen, wie Opel Vogel, die kaum noch Unterstützung bekämen. &bdquo;So schnell, wie ich einen Aufhebungsvertrag hatte, konnte ich gar nicht gucken“, erzählt Christian Vogel. Aber der gelernte Diplom-Betriebswirt und Kfz-Mechatroniker-Meister ist froh, selbst entscheiden zu können, wann Schluss ist. Nicht, wie andere Opel-Händler im Land. Aktuell werde gemunkelt, sagt Vogel, dass bis zu einem Drittel aller Händler den Vertrieb für Opel aufgeben will. Auch interessant: Schröder Teams baut riesige, neue Hallen in Bielefeld Christian Vogel beklagt, dass die Auflagen des Herstellers für die kleinen Betriebe &bdquo;einfach zu hoch sei“. Das reiche von der Außenwerbung, über die Bestückung des Showrooms, die aufgezwungene Lagerhaltung von vielen Ersatzteilen, obwohl diese doch auch Just-in-time zu haben seien. &bdquo;Man ist nicht mehr Herr im eigenen Haus“, sagt der Geschäftsmann. Hohe Auflagen des Mutterkonzerns Opel für kleine Händler Hinzu kämen gesetzlich Auflagen aller Art sowie der überbordende Papierkram. &bdquo;Ende der 1990er-Jahre hatte ein Leasing-Vertrag drei Seiten und drei Durchschläge“, erzählt Christian Vogel. &bdquo;Heute sind es mehr als 70 Seiten.“ Und wehe, irgendwo fehle eine Unterschrift. Selbst ein Gebrauchtwagenkauf sei ein Akt. Und so sieht er die Liquidation des Familienbetriebes mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lesen Sie auch: Discounter Lidl tauscht Grundstück mit großem Bielefelder Autohaus Das Bedauern gilt seinen teils langjährigen Kundinnen und Kunden, aber auch seinen Mitarbeitenden, von denen viele mehr als 20 Jahren für ihn arbeiten. Ein Karosserieschlosser sei sogar seit 1986 dabei. &bdquo;Viele Kunden waren schon vor den Kopf geschlagen“, erzählt der 54-Jährige, als sie vom Ende erfahren hätten. &bdquo;Da gab es zum Teil fast familiäre Bande“, sagt Vogel. Und so habe ihm eine Kundin zum Abschluss dann sogar einen Kuchen gebacken. Gründet hat den Betrieb sein Vater Karl-Heinz 1961 in der Scheune seiner Eltern am Schopketalweg. Zwei Jahre später kam Bruder Wilhelm dazu. Während der Gründer sich ums Technische kümmert, war Letzter für Vertrieb und Verkauf zuständig. 1964 wurde der Neubau an der Industriestraße bezogen und im Laufe der Jahre vergrößert. In der Blütezeit Mitte der 1970er-Jahre hatte Opel Vogel 30 Mitarbeiter. Betriebsgründung in einer Scheune am Schopketal in Bielefeld Als Wilhelm Vogel im Jahr 2000 im Alter von nur 66 Jahren verstarb, übernahm Christian Vogel den Anteil seines Onkels. Noch weitere drei Jahre unterstützte ihn sein Vater, bevor er 2005 ebenfalls früh mit 69 Jahren starb. Den Verlust seiner Mutter hatte Christian Vogel schon 1998 beklagen müssen, als diese 54-jährig Opfer eines tragischen Unglücksfalls am Segelflugplatz Oerlinghausen wurde. Übernahme und Fusionen: Opel baut seit 125 Jahren Autos Jetzt im Endspurt hat Opel Vogel noch zehn Mitarbeiter. Bis auf zwei seien alle bereits versorgt, sagt der Chef, der Auszubildende werde auch noch mit seiner Prüfung fertig. Was er selbst machen wird, weiß Christian Vogel noch nicht. &bdquo;Erst einmal Pause“, denn der 60-Stunden-Job pro Woche habe ihn schon geschlaucht. Ob er dann beruflich noch einmal Lust auf Autos hat, vermag der Sennestädter jetzt noch nicht sagen.

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