So wehrt sich ein Bielefelder gegen eine misslungene Reparatur

Bielefeld. Albrecht Kreutzer und seine Frau fahren einen alten S-Klasse-Mercedes (300 SE, Baujahr 1989). Ein seit Jahren zuverlässiger Wagen, dessen Motor aber im Sommer 2022 plötzlich während der Fahrt ausgeht – immer wieder. Umgehend bringt der Bielefelder seinen Wagen zu einer Mercedes-Vertragswerkstatt und im Frühjahr 2023 ein zweites Mal – beide Male ohne Erfolg. Trotzdem soll er die gescheiterten Bemühungen der Werkstatt voll bezahlen. Dagegen wehrt sich der 81-Jährige nun schon lange Zeit und hofft nun, dass er durch ein Schiedsgerichtsverfahren bei der Kreishandwerkerschaft Gerechtigkeit erfährt. &bdquo;Die erste Werkstatt hatte ein Teil aufgesteckt und das war’s“, erinnert sich Kreutzer. &bdquo;Das klappte aber nicht. Der Wagen ging immer noch aus.“ Immerhin: Die Werkstatt schrieb dem Kunden die in Rechnung gestellten Arbeitsstunden gut und damit war für den Oldtimer-Fahrer der Fall erledigt. Beim Bielefelder Autohaus Beresa lief es aber nicht besser. &bdquo;Der Mercedes ist immer wieder liegengeblieben. Noch mal und noch mal. Die haben das Problem einfach nicht in den Griff gekriegt.“ Insgesamt 71 Tage habe der Wagen in der Werkstatt des Autohauses gestanden, ohne dass den Experten in der Werkstatt eine Lösung gelungen wäre, sagt der Autobesitzer. Trotz der misslungenen Reparatur wird von dem Bielefelder schließlich eine Summe über 511,29 Euro verlangt. Kreutzer ist darüber ziemlich wütend, zumal die inzwischen dritte beauftragte Werkstatt eine denkbar einfache Lösung findet: &bdquo;Die haben die Verteilerkappe und den Verteilerfinger erneuert. Danach lief der Wagen wieder einwandfrei.“ Bei Störungen der Zündanlage gehöre eine Überprüfung des Verteilers zur Standardüberprüfung, weiß der Bielefelder nach einer kurzen Internetrecherche zu berichten. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Der Autohaus-Kunde ruft die Schiedsstelle an Seine E-Klasse läuft nun also wieder stabil, aber die Rechnung von Beresa bleibt Streitpunkt. Kreutzer verlangt neben der Rücknahme der Rechnung auch &bdquo;eine angemessene Nutzungsausfallentschädigung“ für die 71 Tage, die der Wagen nicht zur Verfügung stand. Beide Seiten können sich nicht einigen und deshalb ruft der Bielefelder schließlich die &bdquo;Schiedsstelle der Innungen des Kraftfahrzeughandwerks“ an – zuständig für Bielefeld, Gütersloh, Herford, Lübbecke und Minden. Er hat von der außergerichtlichen Option in der Zeitung gelesen. Doch wieder fühlt er sich ausgebremst. &bdquo;Es dauerte Wochen, bis mir die Bedingungen für das Schiedsverfahren zugeschickt wurden.“ Kreutzer musste dafür sogar einen Rechtsanwalt einschalten. Sein Ziel: Eine objektive Schiedskommission soll über den Fall richten. Die Geschäftsstelle der Schiedsstelle bahnt aber zunächst einen vorgelagerten Vergleich an. Beresa erklärt sich im Juli 2024 bereit, 50 Prozent der strittigen Rechnung zu übernehmen. Doch der Kunde wähnt sich im Recht, lehnt den Vergleich ab und erwartet nun, dass gemäß der Geschäfts- und Verfahrensordnung die Schiedskommission tätig wird. Der fünfköpfigen Schiedskommission gehören unter anderem je ein Vertreter des ADAC, der Innung und ein Kfz-Sachverständiger an. Der Bielefelder wird mit kurzen Worten abgebügelt Doch die Schiedsstelle bügelt sein Ansinnen offenkundig mit kurzen Worten ab. In einem Schreiben vom 16. September heißt es: &bdquo;Das oben aufgeführte Schiedsstellenverfahren ist erledigt. Sie als Antragsteller haben den Vergleichsvorschlag abgelehnt, damit ist die Schlichtung gescheitert.“ Der Werkstatt-Kunde fühlt sich verschaukelt: &bdquo;Die sollen sich an ihre eigene Verfahrensordnung halten.“ Dort heißt es: &bdquo;Entsteht Streit über die Entscheidung der Geschäftsstelle, entscheidet die Schiedskommission.“ Kreutzer vermutet, dass er ausgebremst werden soll, und hegt Zweifel an der Objektivität der Schiedsstelle. &bdquo;Da entscheiden Innungsmitglieder über Innungsmitglieder.“ Das von ihm angestrengte Schlichtungsverfahren bezeichnet er in seiner Beschwerde als fehlerhaft. Doch nichts passiert. Kurz nach der NW-Anfrage wird das Verfahren wieder aufgenommen Erst als er mit der NW Kontakt aufnimmt, kommt wieder Bewegung in die Sache. Am 8. November geht eine NW-Anfrage an die Kreishandwerkerschaft ein, die aber zunächst auch unbeantwortet bleibt. Dafür erhält der 81-Jährige am 13. November eine Mail, in der die Schiedsstelle nun plötzlich von einer Terminsuche für die Kommission berichtet. Im Zuge der Terminabstimmung bietet Beresa nun an, den Rechnungsbetrag von 511,29 Euro vollständig zu erstatten. Es handelt sich also um ein zweites Vergleichsangebot in einem Schiedsverfahren, das zuvor als endgültig beendet erklärt worden war. Matthias Stockkamp, Sprecher der Kreishandwerkerschaft, erklärt den Stimmungsumschwung wie folgt: &bdquo;Aufgrund urlaubsbedingter Abwesenheiten und eines hohen Arbeitsaufkommens konnte die Beschwerde, die Ende September eingegangen ist, leider nur mit Verzögerung bearbeitet werden. Im Zuge der Abstimmung eines Termins zur mündlichen Verhandlung ist es zu einem neuen Vergleichsangebot gekommen.“ Bielefelder fordert Nutzungsausfallentschädigung Albrecht Kreutzer hingegen sieht sich in seinen Befürchtungen bestätigt. Das Verfahren sei immer erst weiter fortgeschritten, wenn er erneut insistiert hatte: &bdquo;Von Anfang an hat man versucht, mich auszubremsen. Die hoffen, dass ich klein beigebe.“ Doch so tickt Albrecht Kreutzer nicht. Er lehnt auch dieses zweite Vergleichsangebot ab. Denn über den mutmaßlichen Nutzungsausfall wurde noch nicht gesprochen. Sollte eine Mercedes S-Klasse durch einen Unfall ausfallen, steht dem Besitzer eines entsprechend alten Fahrzeugs von der Versicherung eine Nutzungsausfallentschädigung von rund 80 Euro pro Ausfalltag zu. Kreutzer sieht diesen Anspruch auch in seinem Werkstatt-Streit erfüllt. Er spricht von 71 Tagen, in denen das Fahrzeug nicht zur Verfügung stand. Über diese Forderung wurde bisher im gesamten Verfahren noch nicht gesprochen. Mit seiner Ablehnung des zweiten Vergleichsvorschlags dürfte diese Frage nun in der Schiedskommission erörtert werden. &bdquo;Dort rechne ich damit, dass Experten objektiv über den Fall urteilen“, sagt er. Alles, was vorher vorgefallen war, machte auf ihn diesen Eindruck nicht. Die Firma Beresa wollte aufgrund des laufenden Verfahrens keine Stellungnahme abgeben. Lesen Sie dazu: Schlichten statt richten – Schiedsstellen der Kfz-Innung

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