Immer weniger Parkplätze: Das gibt einen Stellplatzkampf in Bielefeld!

Bielefeld. Auch Laternenparker im Wellensiek, in Schildesche, Gadderbaum oder Brackwede sollen sich über kurz oder lang einen Anwohnerparkausweis besorgen. Wer dort dann jemanden besucht, muss sich fürs Auto ein Parkticket ziehen. Die Parkraumbewirtschaftungszonen in Bielefeld sollen deutlich ausgeweitet werden. Es soll Quartiersparkhäuser, mehr P+R-Plätze und deutlich mehr E-Ladesäulen am Straßenrand geben. Die Verwaltung hat in dieser Woche ihre Vorschläge für den motorisierten Individualverkehr (MIV) gemacht. So heißt der Autoverkehr in der Fachsprache. Eigentlich sind es Vorschläge für den ruhenden MIV. Für die Autofahrerinnen und Autofahrer bergen sie allemal reichlich Zündstoff. In der Politik haben sie bereits für Wirbel gesorgt. Ein Anwohnerparkausweis erhöht zwar die Chancen auf einen Abstellplatz, eine Garantie ist er jedoch nicht. Zurzeit sind diese Ausweise noch für 30 Euro im Jahr zu haben. Der Preis ist seit Jahrzehnten unverändert. Groß war die Aufregung, als die Grünen 360 Euro pro Jahr vorschlugen und noch größer, als Gutachter gar mal 720 Euro ins Spiel gebracht hatten. Vor allem in den Randbereichen der Stadt, wo es bislang keine Restriktionen gibt, wird man den Menschen auch erklären müssen, warum diese nun eingeführt werden sollen. 110 Euro monatliche Kosten Lesen Sie auch: Neue Parkraumzonen in Bielefeld: Teure Parkautomaten und hohe Stellplatzkosten Die Quartiersparkhäuser sind im Prinzip eine gute Idee. Doch bislang gibt es nur zwei konkrete Vorhaben: auf dem künftigen Kaufland-Parkplatz an der Teutoburger Straße (früher Real) und an der Alm. 110 Euro monatlich könnten für Nutzer anfallen, hat das städtische Amt für Verkehr kalkuliert. Nicht eben wenig, gerade für Leute mit eher niedrigem Einkommen, die aufs Auto angewiesen sind, um zu ihren Arbeitsplätzen zu kommen, und vielleicht gern einen festen Stellplatz hätten. Entstehen sollen die Quartiersparkhäuser dort, wo es besonders eng zugeht. Im Bielefelder Westen werden durch die geplante Radroute Richtung Uni im Bereich Arndtstraße voraussichtlich 120 Parkplätze wegfallen, beim geplanten Umbau der Jöllenbecker Straße weitere 70. Hoffentlich kommt man auf die Idee, die Parkalternativen vor den Umbauten zu schaffen. Sonst drohen ähnliche Konflikte wie an der Fahrradstraße Ehlentruper Weg. CDU geißelt Vorschläge als &bdquo;Ideologie pur“ Die CDU hat die jüngsten Vorschläge sofort als Ideologie pur gegeißelt, mutmaßt gar, die Koalition plane auch noch eine City-Maut. Für die rot-grün-rote Koalition ist die Sache durchaus verzwickt. Die SPD wird die Vorschläge, die jetzt vom grünen Verkehrsdezernenten Martin Adamski gemacht worden sind, wohl nicht in Gänze mittragen, vieles erst einmal aussitzen angesichts der Kommunalwahl im kommenden Jahr. Sie muss fürchten, dass ihre Klientel von soviel Verkehrswende nicht wirklich viel hält, vor allem die Parkraumbewirtschaftung außerhalb der Innenstadt eher als übergriffig empfinden wird. Ähnlich dürfte die Linke die Sache sehen. Die Grünen wiederum müssen ihren Anhängern zeigen, dass sie ihre ureigensten Vorhaben auch durchsetzen können. Das Ziel: die mit dem Auto in der Stadt zurückgelegten Wege halbieren, den Klimaschutz voranbringen. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Angesichts dieser Gemengelage wird die Sache wohl nicht so heiß gegessen werden, wie sie gekocht worden ist. Zunächst zumindest. Das Grundproblem aber bleibt. Es gibt immer mehr Autos in der Stadt. 220.000 Fahrzeuge bei 340.000 Einwohnern. Der Verkehrsraum ist nicht beliebig vermehrbar. Das muss man in den Griff bekommen. Eine Riesenaufgabe, die spätestens ein neu zusammengesetztes Stadtparlament regeln sollte – und zwar im Sinne aller Verkehrsteilnehmer. Wie denken Sie darüber? Ich freue mich auf Ihre Meinung unter michael.schlaeger@nw.de

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