Diese zwei Räume im neuen Campus Bethel sollte jeder Bielefelder gesehen haben

Bielefeld. Grellweiß aufstrebend von Süden her, dunkel geklinkert, geduckt von Norden her - das riesige Haus Sarepta in Bethel wirkt wie zwei Seiten einer Medaille. Einer lichten, einer düsteren. Neugotisch ist es, vor 150 Jahren wurde Sarepta gebaut. Und strebt nun in neue Höhen der Bedeutung. Ein Millionenprojekt. Sarepta ist Bethel pur, mehr geht nicht: Erst Krankenanstalt, dann das größte protestantische Diakonissenhaus in Deutschland, nun Medizin-Campus. Gelernt wurde hier immer, der Mensch, dem geholfen wird, stand und steht im Mittelpunkt. Damit das so bleibt, fließen nun 15, vielleicht sogar fast 20 Millionen Euro in das mächtige Gebäude - die ersten zehn Millionen sind ausgegeben. Bethel und das Land investieren. Bauabschnitt eins ist fast fertig, die Medizinische Fakultät zieht ein. Thomas Vordemvenne, Ärztlicher Direktor: &bdquo;Unsere Fakultät bekommt 1.650 Quadratmeter, Bethels Gesundheitsschulen 850.“ Von 6.000 - die beiden weiteren Bauabschnitte gelten dann komplett den Gesundheitsschulen. Sie sind bereits in Teilen des noch nicht sanierten Altbaus untergebracht. Lesen Sie auch: Gegen den Pflegenotstand - das ist Bielefelds neuer, einzigartiger Medizin-Lernort Verzahntes Lernen in vielen Bereichen der Medizin Ziel der Übung ist das Verzahnen der Lehre, das interprofessionelle Lernen: Physiotherapeuten mit Medizinern, Ergotherapeuten mit Diätassistenten, Pfleger mit Radiologieassistenten. Idealerweise sollen möglichst viele von ihnen danach in Bethel &bdquo;kleben“ bleiben. Der Bedarf ist riesig. Was 2027 fertig sein sollte, könnte nun 2028 oder 2029 eröffnet werden, so Reinhard Röse, Immobilienchef Bethels. Inflation und Probleme in der Bauwirtschaft sind Gründe für Preissteigerungen und Verzögerungen. Doch wenn sich Pflegedirektorin Petra Krause mit Vordemvenne und Röse in den fast fertigen Bereichen des Hauses im Nordwestflügel umsieht, lässt sich verzeihen, dass sich alles etwas zieht. Beeindruckend sanierte Räume, eine Kombination aus Alt und Neu, die ihre eigene Magie hat. Zwei Räume stechen heraus: Der alte Speisesaal, der tatsächlich noch aus dem Ursprungsbau ist, bietet die Kombination alter Buntglasfenster und einer aufgearbeiteten alten, dunklen Holzverkleidung sowie des fast 50 Quadratmeter großen Gemäldes von Rudolf Schäfer mit weißen Gewölbeflächen und Säulen, modernen runden LED-Lampen und einem neuen Fußboden. Die alten Fliesen mussten raus, der Estrich war untauglich für die Zukunft, so Röse. Doch sie fehlen nicht im Ensemble, ein fast schon magischer Raum ist entstanden, fast 200 Menschen finden hier Platz. Lesen Sie auch: Gesundheitsschulen prüfen Krankenpfleger unter Hochdruck Räume mit einer ganz eigenen Magie sind entstanden Vordemvenne ist sichtbar glücklich mit diesem Schatz, &bdquo;hier können Symposien und Seminare stattfinden, hier kann aber auch gefeiert werden, das wird unser Ort der Begegnung“, sagt er. Nebenan entsteht die Lehrküche für die Diätassistentinnen und -assistenten, &bdquo;im März zieht unsere Schule hier ein“, sagt Petra Krause, ebenfalls sichtbar glücklich über die besonderen Räume. Diese Gesichtsausdrücke sind bei beiden auch ein Stockwerk weiter oben im Bereich der ehemaligen Kapelle zu sehen. Auch hier strahlt alles einen innovativen Mix von Damals und Morgen aus, fast schon futuristisch in die Ex-Kapelle hineingesetzt worden ist ein Kubus mit mehreren kleinen und einem großen, teilbaren Seminarraum. Alle mit Glasscheiben, die bei Bedarf eingetrübt werden können, also zu Milchglasscheiben werden können. Dazu der Blick auf die alten, von Hilde Vierung gestalteten Buntglasfenster - früher stand vor ihnen der Altar, jetzt ist eine Aufenthaltsecke geplant. Als besondere Leistung darf gewürdigt werden, dass der Kubus auf der Decke nur möglich wurde, weil sein Gewicht von seitlichen Stahlträgern exakt so nach unten geleitet wird, dass es auf den historischen Säulen ein Stockwerk tiefer landet. &bdquo;Die Decke alleine hätte das nicht getragen“, sagt Röse. Eine Symbiose aus modernster Architektur mit alter Substanz lädt zum Lernen ein, seitlich wurden die weniger wertigen alten Bleiglasfenster durch neue ersetzt - strahlend hell mutet es hier nun an, wo es früher durchaus ein wenig düster war. &bdquo;Wir wollten die DNA Bethels erhalten“ Die Empore wurde abgerissen, wie auch im alten Speisesaal wirkt es größer, höher, heller. Und doch nicht gesichtslos modern, sondern wie ein Stück Erinnerungskultur. Vordemvenne: &bdquo;Wir wollten die DNA Bethels hier erhalten.“ Krause: &bdquo;Das kommt auch bei den Diakonissen gut an, gut 50 leben ja im Haus Hannah, wir zeigen ihnen regelmäßig, was hier entsteht.“ Früher war Sarepta ein Haus für 2.000 Diakonissen, in Kürze studieren und lernen hier Hunderte junge Menschen. Im Studium, in der Ausbildung. Zum Wintersemester sind es 60 Studierende, ein Jahr später 120, danach 300. Ihnen werden 15 Seminar- und Kleingruppenräume geboten, dazu gibt es vier weitere Funktionsräume, überall wartet modernste Technik auf Lehrende und Studierende. Eröffnet wird der aus dem ersten Bauabschnitt hervorgegangene &bdquo;Campus Bielefeld-Bethel“ Mitte Dezember.

Meistgelesen