Gourmetabend in Bielefeld: Bekannte Spitzenköche verbinden türkische und italienische Küche

Bielefeld. Alles Döner oder was? Mit Sicherheit nicht. Auch wenn die Vielzahl der einschlägigen Schnellrestaurants häufig den Eindruck erweckt, bei dem am Drehspieß gegrillten Fleisch handele es sich um ein Lieblingsgericht der Türken. Was es mit der Küche vom Bosporus tatsächlich auf sich hat, versuchen derzeit zwei kulinarische Experten den Bielefeldern gemeinsam näherzubringen. Mit erheblichem Aufwand. Der eine tief in der Kochtradition seiner Heimat verwurzelt, der andere mit besonderer Affinität zu italienischen Spezialitäten – Kürsat Özcan und Toni Örser teilen, so unterschiedlich auch beide sind, ihre Vorliebe für traditionelle Speisen. Was sich dabei ergibt, wenn beide am Herd stehen? Eine Menüfolge mit Einflüssen der osmanischen und der römischen Küche. Zwischen beiden gibt es Ähnlichkeiten. Davon konnten sich Gäste eines Kochevents kürzlich in der &bdquo;Osteria Milano“ am Haller Weg überzeugen. Siebzehn Vorspeisen, Suppe, ein Hauptgang, drei Hauptgerichte, Dessert – eine Speisekarte wie aus einem Sultanspalast. Bei den Osmanen wurde wohl ähnlich getafelt. Und daher steht das opulente Dinner denn auch unter dem Slogan &bdquo;Osmanische Küche trifft römische Küche“. Türkische und italienische Küche haben einiges gemeinsam Auf den Tisch kamen etwa Joghurt-Weizen-Suppe, Pilaw mit Pistazien und Rosinen, Artischocken, in Olivenöl geschmorte Paprika und Auberginen, gegrillter Wolfsbarsch, Spargel mit Garnelen – und auch Innereien wie Leber und Kutteln. Eine mediterran geprägte Auswahl, wie sie in weiten Teilen der Türkei noch heute verbreitet ist. Hausfrauenrezepte, von denen allerdings schon viele verlorengegangen sind, wie Kürsat Özcan bedauert. Die türkische Küche und die italienische, beide haben einiges gemeinsam. So sind die kleinen, mit Hack gefüllten Teigtaschen, auch Manti genannt, durchaus mit Ravioli vergleichbar. Oder Su Böregi, Wasserbörek, zum Beispiel. Ein handgekneteter Nudelteig, mit Hack, Spinat oder Käse aufgeschichtet und im Ofen gegart, ist nichts anderes als Lasagne – allerdings ohne Tomaten- oder Béchamelsauce. Solche und weitere Spezialitäten seiner Heimatküche möchte Özcan lebendig halten, um der Fastfood-Ausbreitung etwas entgegenzusetzen. Der 39-Jährige hat in seiner Heimat in bekannten Touristenhotels unterschiedliche Brigaden geführt, unter anderem im Club Méditerranée, und nach Abstechern in unterschiedliche Länder eine neue Heimat im belgischen Gent gefunden. Dort arbeitet er selbstständig, ist bei Caterern ein gefragter Koch für Großevents. Lesen Sie auch: Trend-Viertel in Bielefeld – Neue kulinarische Hot-Spots entlang der Lutter Wie kam es zum Treffen mit Toni? Der &bdquo;Milano“-Chef mit türkischen Wurzeln und einer ausgeprägten Liebe zur italienischen Lebensart hat viel von der Welt gesehen – von Barcelona bis Miami. Gleich nach seiner Ausbildung in Hamburg schnappte er seinen Rucksack, um, wie er es beschreibt, &bdquo;den Großmüttern in unterschiedlichen Ländern auf den Kochlöffel zu schauen“. Voller Inspirationen kam er vor 17 Jahren nach Bielefeld, eröffnete an der Artur-Ladebeck-Straße sein &bdquo;Ristorante Milano“, bis er 2022 die Gastronomie des Tennisclubs SuS am Haller Weg übernahm. Lesen Sie auch: Spannender Rundgang: Das Leben kehrt in ein Bielefelder Innenstadtviertel zurück Trendsetter der modernen Landesküche Die Begegnung mit Özcan verdankt Örser einem Kollegen aus der Türkei: Mehmet Yalcinkaya, landesweit bekannt durch zahlreiche TV-Auftritte. Außerdem gilt er mit seinen MYK-Restaurants in Istanbul und Bodrum, dem Saint-Tropez der Türkei, als Trendsetter der modernen Landesküche. Kürzlich hatte ihn der Weg ins niederländische Enschede geführt. Als besonderer Gast war Yalcinkaya dort auf einer Foodmesse gebucht, für die er einen Assistenten benötigte. Gemeinsame Bekannte vermittelten ihm Toni Örser, mit dem er schnell viele Gemeinsamkeiten entdeckte, unter anderem die Überzeugung, dass die traditionelle Koch- und Esskultur – Döner hin, Lahmacun her – auch künftig nicht in Vergessenheit geraten darf. Ein gemeinsames Kochevent der beiden in Bielefeld war beschlossene Sache. Doch wie es mit Promiköchen häufig so ist – Yalcinkaya fehlt aktuell dafür die Zeit. Er empfahl Kürsat Özcan. Der kam, komponierte ein großzügiges Menü und muss die Gäste damit so beeindruckt haben, dass schon bald, am 22. November, ein zweiter kulinarischer Abend allerdings mit anderer Speiseauswahl folgt. Die Veranstaltung ist laut Toni schon ausverkauft. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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