Unerwartetes Aus für Lastenrad-Läden in Bielefeld – das steckt dahinter

Bielefeld. Gleich zwei Läden für Lastenräder kriseln. &bdquo;Velotop“ an der Apfelstraße, ein Vorreiter der Szene, hat ganz aufgegeben. &bdquo;Max Cargobike“ an der Kreuzstraße macht Räumungsverkauf – &bdquo;wegen Geschäftsübergabe“. Zufall oder Trend? Die Nachrichtenlage rund um die 60 bis 75 Kilo schweren Fahrräder ist immer wieder (auch) eine kritische. Insolvenzen gibt es, Babboe ruft Zehntausende Räder zurück, Crashtests mit Lastenrädern fallen durchaus verheerend aus. Und manch’ einem sind die bis zu 2,70 Meter langen Gefährte sowieso ein Dorn im Auge: Aus München gibt es Berichte über reihenweise zerstörte Leih-Lastenräder. Gesehen wird, dass sie Platz wegnehmen, aber nicht, dass sie ein Auto ersetzen. Klingt nach gravierenden Problemen, doch in Bielefeld wird das anders bewertet. Lesen Sie auch: E-Lastenräder im Test: Nicht alle Modelle können überzeugen Die beiden Läden seien kein Trend, sondern eher ein Zufall in der Häufung, sagt Daniel Mörchen vom Radentscheid. Hier eine sehr persönliche Entscheidung, dort eher eine Geschäftsübergabe denn Pleite. Dazu vielleicht gerade eine gewisse Kaufzurückhaltung, &bdquo;obwohl ja jeder Zweitwagen mehr kostet“. Lastenräder – vom Unikum zum normalen Verkehrsmittel Mörchen selbst fährt Lastenrad: &bdquo;Als ich vor acht Jahren eines gekauft hatte, war ich ein Unikat, die anderen drei, vier Lastenradfahrer in Bielefeld kannte ich schnell vom Sehen.“ Und heute? Gehörten Lastenräder quasi zum Stadtbild. Und dieser Trend werde weitergehen, ist er sich sicher. Dass es aktuell im Markt eine kleine Delle gibt, das sehen viele so. Doch das betreffe eher den ganzen Radmarkt. In der Pandemie habe dieser geglüht, nun komme eben ein kleineres Tal. Doch das sei normal, werde sich auch wieder drehen, sagt Michael Holzweißig von &bdquo;Max Cargobike“, der über die Geschäftsübernahme verhandelt. &bdquo;Die Gegenbewegung wird kommen, es gibt noch immer Erstkäufer, insgesamt sehe ich weiterhin einen Aufschwung.“ .responsive23-zHHONEoZtH4c99Jt-bar-grouped-vertical-cargobikes-boomen-2024 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-zHHONEoZtH4c99Jt-bar-grouped-vertical-cargobikes-boomen-2024 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-zHHONEoZtH4c99Jt-bar-grouped-vertical-cargobikes-boomen-2024 { padding-top: 142.86%; } } Zu Gründen des Max-Cargobike-Aus’ sagt er nichts, von anderer Seite ist zu hören, dass Chef Matthias Wittich (Wittich Autoteile / Wittich Bikes) sich auf das Kerngeschäft konzentrieren wolle – ohne Dependance an der Kreuzstraße. Knapp drei Jahre lang waren hier hochwertige Lasten-, Liege und Transporträder verkauft worden, noch im Frühjahr berichtete Ricarda Jaworski, dass es gut laufe. Lastenräder werden als Alternative zum Auto gekauft Zwei Treiber des Erfolgs gebe es: Leasing-Modelle (&bdquo;im Frühjahr quasi jedes verkaufte Rad“) – und den Trend, sich vom Auto verabschieden zu wollen. Kosten: 5.000 bis 15.000 Euro. Holzweißig möchte zum Jahresstart 2025 quasi dort weitermachen, wo er jetzt aufhört – &bdquo;aber ich werde noch stärker auf Service und Zuwendung setzen“. Die Kundschaft dafür sei da. Auch ein Grund: Die großen Räder schreckten viele Werkstätten, bräuchten Spezialwerkzeuge und viel Wissen, &bdquo;und mehr Service, weil sie oft 5.000 bis 7.000 Kilometer im Jahr laufen“. Bei neuen Rädern glaubt er auch wieder an einen Aufschwung, gerade seien kleinere, kompaktere Lastenräder ein Trend (&bdquo;um die zwei Meter herum“). Familien seien die klassische Kundschaft (&bdquo;60 bis 70 Prozent“). Aber: Da nun auch wieder Fördertöpfe für Gewerbetreibende vorhanden seien, sehe er auch hier Potenziale. Lesen Sie auch: Lastenräder statt Lieferwagen: Bielefelder City-Logistik setzt auf Innovation Eher skeptisch sieht ein Verkäufer eines großen Fahrradhändlers die Aussichten für reine Lastenräderläden. &bdquo;Soweit ich weiß, werden in Paderborn, Gütersloh und Bielefeld zusammen im Jahr nur gut 70 Lastenräder verkauft.“ Ein kleiner Markt. Er glaube, dass jeder Selbstständige da noch ein weiteres Standbein brauche. Maximal in Städten wie Bielefeld oder Münster sehe er Luft für reine Lastenradläden. Lastenräder haben in Bielefeld kein Imageproblem Das Klima für die langen Räder aber scheint gut zu sein: Holzweißig, der wie Mörchen selbst Lastenradfahrer ist, bekommt in Bielefeld weit überwiegend positive Rückmeldungen. &bdquo;Die meisten anderen Verkehrsteilnehmer reagieren freundlich und positiv auf mich.“ Das erlebt Mörchen identisch: &bdquo;Es gibt kein Imageproblem.“ Natürlich aber gebe es die übliche Raumdebatte zwischen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern. &bdquo;Das ist bei zu kleiner Infrastruktur aber normal.“ Gut findet er, dass die Stadt gerade am Jahnplatz ein sogenanntes &bdquo;Velodepot“ testet, eine Art Designcontainer in Parkplatzgröße für zwei Lastenräder und drei normale. Solche Velodepots sollen über eine neue Stellplatzverordnung bald in ganz Bielefeld zur Option werden. Eine mit Konfliktpotenzial: &bdquo;Wir werden die alltägliche Parkplatzdebatte auch da führen müssen“, sagt Mörchen. Für ihn steht fest, dass ein Wandel der Mobilität auch Kompromisse erfordere. Gerade in Mehrfamilienhäusern und enger Bestandsbebauung sei es für Menschen mit Lastenrad ein Problem, die schweren Räder gut und sicher unterzustellen. Hier müsse es attraktive Alternativen zum Keller, Vorgarten oder Gehweg geben – ein Job für die Politik.

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