
Bielefeld. Krise? Welche Krise? Ja, sagt Pero Misic, es seien viele Zukunftsängste zu spüren derzeit, „das dürfen wir nicht ignorieren“. Von der wachsenden Gefahr durch Autokraten über den Klimawandel bis hin zur Furcht vor Inflation und Schuldenbergen gebe es durchaus gute Gründe für Skepsis. Viele Krisengefühle rührten aber daher, dass alte Erfolgsmodelle in die Jahre kommen und durch Neues abgelöst werden, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler und Zukunftsforscher. So wie die Erneuerbaren Energien jetzt an die Stelle der fossilen Energieträger rückten und alte Motorenkonzepte hinfällig machen, oder wie die Expertise von Fachleuten durch Künstliche Intelligenz ergänzt wird. Man müsse die positiven Aspekte sehen, empfiehlt Misic, der sich als Vorstand der Future Management Group AG in Eltville als „Zukunftsmanager“ sieht.
Künstliche Intelligenz zum Beispiel „wird uns produktiver machen“, ist Misic überzeugt, und die Energiewende mache den Abbau und die klimaschädliche Verbrennung von Kohle, Öl und Gas überflüssig. „Das sind doch gute Nachrichten!“
Zum 7. Markentag der Bielefeld Marketing GmbH war Misic eingeladen worden, um der verbreiteten Krisenstimmung etwas Positives entgegenzusetzen, wie Martin Knabenreich als Chef von Bielefeld Marketing sagte. Die von 200 Zuhörern und Zuhörerinnen besuchte Veranstaltung ging passenderweise in der neuen Wissenswerkstadt über die Bühne. Die auf die Vermittlung zukunftsträchtigen Wissens ausgerichtete Einrichtung habe in ihren ersten Wochen schon 20.000 Besucher und Besucherinnen gezählt, berichtete Giovanni Fusarelli, der Co-Chef der Wissenswerkstadt. Noch eine gute Nachricht.
Bielefelds Image hat sich verbessert
Pero Misic brannte ein ganzes Feuerwerk positiver Einschätzungen ab und versprühte Zuversicht: Trotz aller Krisen seien Lebenserwartung und Lebensqualität über die Jahrzehnte hinweg gewachsen, sagte er. Und auch künftig werde die Gesundheitsversorgung tendenziell besser, die Ärzte würden durch KI besser. Schon bald werde es etwa Impfungen gegen Krebs geben, sodass eine große Sorge vieler Menschen verschwinde.
Durch biotechnologische Innovationen werde es auch eine neue Generation von Milch und Fleisch geben, „bioidentische“ Produkte wie vom Bauernhof, allerdings ohne, dass Tiere dafür leiden müssten. Misic glaubt an die perfekte Kreislaufwirtschaft ohne weitere Ausbeutung des Planeten. Und Energie aus Sonnenstrahlen und Wind werde billiger als heute sein. Mobilität bleibe daher für jedermann erschwinglich. So wie auch viele andere Fortschritte allen zugutekommen könnten, weil die Produktivität so kräftig wachse. Wichtig aber sei es, dass die Menschen mehr mit „Zukunftsfreude“ zu Werke gehen: „Denn ohne Zukunftsfreude wird nicht investiert“, mahnt Misic.
Eine gute Botschaft für die Stadtmarke Bielefeld hatte Dirk Helmold parat, der Geschäftsführer der RC Research & Consulting GmbH aus Bielefeld. Das Image der Stadt nämlich habe sich insgesamt weiter verbessert: Besonders erfreulich sei, dass die Menschen in Bielefeld hohe Sympathiewerte von den Nachbarn aus dem Umland erhalten, so Helmold. 68 Prozent der Befragten aus der Region antworten auf die Frage, wie sie die Bielefelderinnen und Bielefelder einschätzten, mit „freundlich“, „aufgeschlossen“ oder „gut gelaunt.“