Mindestens einmal im Monat wird in Bielefeld ein Retter angegriffen

Bielefeld. Mit großem Entsetzen reagiert Bielefeld auf den Angriff auf zwei Retter der Stadt Bielefeld. Die Besatzung des Rettungswagens hatte sich im Verlauf des Lokschuppen-Oktoberfestes in der Nacht auf Sonntag, 6. Oktober, um einen Patienten kümmern müssen. Plötzlich stürmte ein Mann (20) – ein Freund des Patienten – in den Rettungswagen und wollte nicht mehr aus dem Fahrzeug steigen. Doch damit nicht genug: Der betrunkene, aggressive Bielefelder griff die Besatzung sogar an. Lesen Sie auch: Ausgerastet: Junger Bielefelder greift zwei Rettungssanitäter an und verletzt sie Die Polizei berichtete, dass der Angreifer einen der Notfallsanitäter sogar aus der offenen Rettungswagentür schubste und dieser sich dabei leicht verletzt habe. Wie Stefan Laker, stellvertretender Leiter des Bielefelder Rettungsdienstes, nach Rücksprache mit der Besatzung nun mitteilen konnte, wurde zum Glück keiner der beiden Betroffenen bei den Attacken verletzt. Nichtsdestoweniger nehme man den Vorfall sehr ernst. Bielefelder Experte: &bdquo;Sie schlagen anlasslos zu“ Leider komme es für die Angestellten des Rettungsdienstes vor allem in den Freitag- und Samstagnächten immer wieder zu brenzligen oder bedrohlichen Situationen, weil die Patienten oder ihre Bekannten erheblich alkoholisiert seien und dann in einigen Fällen oft &bdquo;anlasslos losschlagen“ würden. &bdquo;Wir können uns diese Angriffe nicht erklären.“ Die Feuerwehr Bielefeld erfasst diese Übergriffe schon seit einigen Jahren und bringt diese auch konsequent zur Anzeige, betont Laker. Im vergangenen Jahr registrierte die Behörde 14 gewalttätige Übergriffe auf das Rettungsdienstpersonal. &bdquo;In diesem Jahr sind es auch schon wieder 12“, sagt Laker. Mindestens einmal im Monat wird also in Bielefeld ein Retter tätlich angegriffen. Darüber hinaus gebe es sicherlich noch Fälle, die nicht gemeldet wurden, sagt der Rettungsdienst-Experte. Wobei er aber inzwischen den Eindruck habe, &bdquo;dass uns diese Fälle inzwischen sehr zuverlässig berichtet werden“. Nur selten gelingt es, aggressive Männer zu beruhigen Dazu müsse man wissen, dass solche Übergriffe nicht neu im Alltag der Retter sind. Schon lange seien Kommunikation und Deeskalation Bestandteile der Ausbildung für Notfall- und Rettungssanitäter, sagt der Experte. Die Kollegen könnten in der Regel auch damit umgehen, wenn sich die Angriffe mit einem psychischen Ausnahmezustand oder Drogenkonsum erklären lassen. Nicht erklären könnten sie sich aber die anderen Angriffe, die oft ohne jede Vorgeschichte oder Konfrontation stattfänden. &bdquo;Der Alkoholkonsum der Angreifer spielt dabei oft eine wesentliche Rolle.“ Die Menschen – meist sind es Männer – sind in diesen Fällen oft nicht mehr mit logischen Argumenten zu erreichen, sagt Laker. Nur in seltenen Fällen gelinge es den Kollegen, diese Leute zum Einlenken zu bewegen, sodass sie sich zurückziehen oder sogar entschuldigen. &bdquo;Es ist selten, aber es kommt auch vor.“ Rettungsdienst deutlich häufiger betroffen als Feuerwehr Die meisten dieser Vorfälle ereigneten sich in den Nachtschichten – vornehmlich an den bekannten Partydestinationen der Stadt. Auch seien etwa Feuerwehrleute seltener von Gewalt betroffen, weil sie in der Regel mit einem ganzen Lösch- oder Rüstzug eintreffen, also mit einer ganzen Reihe von Einsatzkräften. Lesen Sie auch: &bdquo;Schlagen dir den Schädel ein“: Drei Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst berichten Ein Rettungswagen erscheint in der Regel nur mit zwei Personen – einem Notfallsanitäter und einem Rettungssanitäter. Auch Frauen im Rettungsdienst seien vor solchen Angriffen nicht immer sicher. Sind Feuerwehrleute in ähnlicher Form Ziel solcher Aggressionen? &bdquo;Nach unserer Wahrnehmung ist der Rettungsdienst deutlich häufiger betroffen als die Kollegen der Feuerwehr.“ Das habe aber auch mit den etwas anderen Einsatzlagen zu tun. Begleitung der Betroffenen ist wichtig Stefan Laker ist es wichtig zu betonen, dass die Kollegen mit diesen Vorfällen niemals alleingelassen werden. &bdquo;Wir kontaktieren die Teams immer nach so einem Übergriff und geben Feedback. Dabei bewerten wir gemeinsam die Vorfälle und erstatten sehr konsequent Anzeige.“ Diese Begleitung sei wichtig. Auch in der Aus- und Fortbildung gehöre das Thema schon lange fest dazu. Wie ist die Zahl der Übergriffe einzuschätzen? Im Austausch mit Rettungsdienstverantwortlichen aus anderen Städten ist Stefan Laker deutlich geworden, dass Bielefeld noch nicht so stark betroffen ist wie andere Städte. In Berlin und Hamburg und Teilen des Ruhrgebiets sei die Lage diesbezüglich noch schwieriger.

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