Alte Textilien werden zu bunter Mode: Wie Bielefelder Studenten das gemacht haben

Bielefeld. Es klingt wie ein Griff in Omis Trickkiste: Man nehme Chlor oder Essig oder lasse alles ausgiebig in der Sonne trocknen. Was daraus dann werden kann? Berauschend bunte Kleider statt vergilbter oder verfärbter Textilien, so wie sie die Studierenden des Fachbereichs Gestaltung an der Hochschule Bielefeld (HSBI) geschaffen haben. Bis zur Vollendung war es ein langer und aufregender Weg. Am Ende gab es eine Tanzperformance. Bunt bedruckte Stoffe an den Wänden und auf Wäscheleinen, ein Garderobenständer prall bestückt mit Tüchern, Tuniken und Hosen. Viel Pink, Lila, Gelb und Grün rufen sommerliche Gefühle zurück. Das ist beabsichtigt, heißt doch das Thema der Schau an der Lampingstraße &bdquo;Sehnsuchtsorte“. &bdquo;Und wer denkt da nicht an Sommer, Strand und Meer?“, ist Philipp Rupp überzeugt. Der Dozent hat den Modenachwuchs bei seinem Projekt begleitet. Bunt, außergewöhnlich und außerdem nachhaltig – wie passt das zusammen? Die Lösung klingt simpel: Ein einfacher Farbwechsel kann abgelegten Kleidern oder Stoffen aus Überproduktionen neues Leben einhauchen. Jana Przibylla verrät, wie's gelaufen ist. Im Drogeriemarkt hat sie sich mit anderen Studierenden in der Abteilung für Putzmittel gestöbert, nach Bleichmitteln wie Chlor und Essig gesucht. &bdquo;Wir mussten testen, wie das Material auf diese Substanzen reagiert.“ Ebenso genutzt haben die Kreativen die aufhellende Wirkung von Sonnenstrahlen. Lesen Sie auch: Neuer Laden – Coole Klamotten, Slow-Fashion und Street-Art in Bielefeld Schablonen zaubern Muster auf die Stoffe Mit selbst gefertigten Schablonen gelang es ihnen dann, eigene Muster zu entwickeln, Gesichter, Andeutungen von Palmen, Buchstaben. Dafür griffen die jungen Designer sogar zur Nagelschere, etwa um Logos aus Verpackungen herauszuschneiden und damit die Stoffe zu bedrucken. Unterstützung kam aus dem Fachbereich Kommunikationsdesign. &bdquo;Wir haben einfach drauflos gewerkelt und gewartet, was alles so passiert“, beschreibt Przibylla den Prozess. &bdquo;Wie reagiert Seide, wie stellt sich das Muster auf Leinen dar? Jedes Mal war es eine Überraschung.“ Lesen Sie auch: Second-Hand-Läden in OWL – Wo Schnäppchenjäger fündig werden Mit dem Bleichen und Bedrucken allein war die Arbeit längst nicht abgeschlossen. Kleider sollten entworfen, die rechteckigen Tücher entsprechend in Form gebracht und in völlig anderer Form präsentiert werden. Die Idee: Eine Tanzperformance könnte die ungewöhnliche Kollektion in ihrer Vielschichtigkeit erklären. Theater-Ensemble an der Hochschule Bielefeld Der Vorschlag kam an bei Felix Landerer. Der Tanzchef des Bielefelder Theaters brachte bald darauf einen Teil seines Ensembles mit in die Hochschule. Die kunstvoll gestalteten Kostüme, lose Umhänge und weite mantelähnliche Gewänder waren schnell übergeworfen. Eine spontane Darbietung zu ebenso spontan gewählter Spotify-Untermalung – das Publikum erlebte eine bisher einmalige Modenschau. Erst die fließenden Bewegungen der Tanzenden brachten die Modelle zu ihrer vollen Entfaltung. Das alles in einem Raum, der mit seiner auf &bdquo;Sehnsuchtsorte“ abgestimmten Deko aus exotischen Früchten und lose auf dem Boden verteilten Sitzkissen die Gäste ohnehin in eine ferne Welt entführte. Lesen Sie auch: 600 Bäume für Miniwald an der Hochschule Bielefeld gepflanzt Ob irgendwann eine Präsentation auf den Brettern des Theaters folgt? Weder Landerer noch Philipp Rupp können das wissen. Es sei zwar eine Art Premiere, doch zunächst gehe es darum, die Bereiche Mode und Tanz einander näherzubringen, dass sich die Beteiligten vernetzen und austauschen.

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