Bielefelder Top-Manager gibt Buch heraus: Wird KI Helfer oder Herrscher?

Bielefeld. Wie wird das Leben in zehn Jahren sein? Der Bielefelder Top-Manager Norbert Rotter macht sich Gedanken über die Welt der Zukunft und lässt 32 Denker und Macher zu Wort kommen. Es geht um Themen, die heute schon für Schlagzeilen sorgen. Klimawandel? Künstliche Intelligenz? Medizinische Versorgung in Zeiten des Mangels an Personal und Geld? Rotter ist Vorstandschef der NTT Data Business Solutions AG mit weltweit 15.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und Sitz in Bielefeld. Sie war nach der Übernahme der einstigen Itelligence AG durch NTT Data zu einem Global Player im Bereich der Softwaredienstleistungen herangewachsen. &bdquo;Bei NTT Data beschäftigen wir uns jeden Tag mit der Zukunft, nicht nur als Digitalisierungsexperten“, schreibt Rotter im Vorwort des – erstaunlicherweise – auf Papier gedruckten Buches. Denn die von Kunden gewollten Lösungen für die Anforderungen von morgen müssten antizipiert werden, weiß Rotter. Und natürlich spielt die IT in Rotters Buch &bdquo;Ignite 2034“ eine zentrale Rolle. Gleich im ersten Kapitel schreibt Alexander Glätzle, der Gründer des deutschen Quantencomputing-Start-ups &bdquo;Planq“, über die ungeahnten Möglichkeiten durch Quantencomputer – selbst die Abwendung der Klimakatastrophe rücke durch die Technologie, von der sich Glätzle einen echten Quantensprung verspricht, in greifbare Nähe. Grenzenlose Euphorie gegen enorme Skepsis Glätzle reitet voll auf der Euphoriewelle der Künstlichen Intelligenz, und wie er das tut, liest sich passagenweise etwas gruselig. Das Gespräch mit dem persönlichen KI-Assistenten wird zur Selbstverständlichkeit, der allmorgendliche Gesundheitscheck auch dank Quantencomputern zur Routine. Glätzles anscheinend grenzenlosem Optimismus setzt der Verleger Jens de Buhr enorme Skespis entgegen, und er nimmt die Warnungen von KI-Kritikern wie dem israelischen Historiker und Bestsellerautor Historiker Yuval Noah Harari auf (&bdquo;Eine kurze Geschichte der Menschheit“). &bdquo;Was wir bisher gesehen haben, ist nur ein winziger Ausschnitt dessen, was uns in den nächsten 10, 20 oder 30 Jahren bevorsteht“, zitiert er Harari. Aber wenn die Prognosen wahr würden, dass KI den Menschen schon bald in allen intellektuellen Belangen überlegen ist, dann seien wir auf dem Weg zu einem Homo Deus – einer Art Übermenschen. Lesen Sie auch: Umfrage: Viele Beschäftigte offen für KI – es gibt aber auch Sorgen Eine &bdquo;richtig schlaue“ und überlegene KI, die eigenständig denken kann, werde möglicherweise &bdquo;unkontrollierbar“ und könnte sich vom Menschen abwenden, so warne selbst Ilya Sutskever, der Mitbegründer der Firma OpenAI, die die Software ChatGPT entwickelt hat. Im Gegenteil, am Ende könnte die Menschheit von der KI manipuliert und gesteuert werden. Ein zentrales Problem sei die rasante Geschwindigkeit, in der sich die Technologie entwickle, schreibt Jens de Buhr. Innerhalb kürzester Zeit stünden nun gewaltige Umbrüche bevor – zum Beispiel seien dem McKinsey Global Institute zufolge allein in den nächsten sechs Jahren weltweit 800 Millionen Arbeitsplätze durch KI und Automatisierung gefährdet. Die Liste der bedrohten Jobs sei lang. Und dies werde zu schweren Spannungen in der Gesellschaft führen. Technische Revolutionen &bdquo;sollten Mut machen“ De Buhr wünscht sich am Ende seines Beitrages etwas resigniert, dass KI sich an ihre menschlichen Schöpfer erinnern möge und &bdquo;ähnlich wohlwollend mit unseren Schwächen umgeht wie eine Mutter mit ihrem Kind“. In Rotters Buch allerdings überwiegen die Stimmen der Optimisten, und es geht längst nicht nur um KI, sondern um zentrale Zukunftsfragen wie den Kampf gegen den Klimawandel. Dietmar Hopp, der 84-jährige Gründer des IT-Konzerns SAP, schreibt dazu in einem Beitrag, dass gerade die technologischen Revolutionen &bdquo;uns allen Mut machen“ sollten. So sei der &bdquo;grüne“ Wasserstoff einer der Schlüssel für die Dekarbonisierung der Industrie. Lesen Sie auch: Studie: KI-Nutzung in deutschen Unternehmen stagniert Sogar für die Misere des kostenintensiven deutschen Gesundheitswesens sehen Autoren im Buch &bdquo;Ignite 2034“ Lösungen. Martin Fiedler (Ärztlicher Direktor der Uniklinik Bern) und Jochen A. Werner (Vorstandschef Uniklinik Essen) zeigen sich überzeugt, dass digitale Sprechstunden und Fernbetreuung von Patienten durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz zum Standard werden können. Vernetzung und Big Data (also die Nutzung großer Datensammlungen etwa über Symptome und Krankheitsverläufe) könnten Diagnosen und Behandlungsmethoden optimieren und zugleich die Kosten senken. Die Technik biete &bdquo;enorme Chancen“, sagen sie und mahnen: &bdquo;Man muss sie aber ergreifen, was den Mut und den Willen zu einer umfassenden digitalen Transformation erfordert.“

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