Harald Schmidt fasziniert Bielefeld: Ein Abend voller Humor und Spontaneität

Bielefeld. Alle Vorstellungen ausverkauft: Wir sind nicht bei Taylor Swift oder Adele, sondern bei Harald Schmidt, der mit seinen beiden Besuchen in der Komödie am Klosterplatz dafür sorgte, dass noch ein paar weitere Stühle in den Saal geschleppt werden mussten. Schließlich wollte sich das Ensemble des Lustspiels &bdquo;Toc Toc“ um Karsten Speck und Franziska Kamp, das noch wenige Stunden zuvor auf der Bühne stand, diesen Mann nicht entgehen lassen. Dieser Mann prägte ein ganzes Jahrzehnt TV-Geschichte, mäanderte in den 1990ern in &bdquo;Schmidteinander“ und dem Late-Night-Format &bdquo;Harald Schmidt Show“ gekonnt zwischen albern, respektlos und satirisch und ist in den jetzigen öffentlich-rechtlichen Fernsehzeiten immer wieder als Kreuzfahrtdirektor Oskar Schifferle an Bord des ZDF-Traumschiffes zu sehen. Harald Schmidt ist eine Bank, ein Quotengarant und ein Publikumsmagnet. Seinen letzten Auftritt hier in Bielefeld datierte er beim Plausch nach der Show &bdquo;auf die frühen Nuller Jahre in der Stadthalle“, damals mit seinem &bdquo;Sidekick“ in der Harald-Schmidt-Show, Manuel Andrack. Harald Schmidt mit Sidekick auf der Bühne Der Sidekick (Kumpel) in der Komödie ist Bernd Gnann, seines Zeichens Intendant der Komödie (zusammen mit René Heinersdorff) und ebenfalls Schauspieler und Kabarettist. Er verriet vor der Show: &bdquo;Hier ist nichts abgesprochen, kein doppelter Boden. Alles spontan, improvisiert, aus dem Bauch heraus. Ich weiß selbst nicht, was gleich passieren wird“. Harald Schmidt versucht zunächst, einen Bielefeld-Bezug aus seiner Vita zu zaubern: &bdquo;Ingolf Lück ist ein großes Vorbild von mir“, gesteht er. Das ist ein Anfang. Er hat aber noch mehr im Köcher: &bdquo;Ich hab’ zu Hause Schüco-Fenster im Haus“. &bdquo;Ist da auch Glas drin?“, fragt Gnann. Die Beiden spielen sich komisch und harmonisch die Bälle zu, kommen von &bdquo;Höcksken auf Stöcksken“, Plauderstunde aus dem Nähkästchen, Langeweile kommt keine auf. &bdquo;Bei Veranstaltungen, bei denen es um Inhalte geht, entferne ich mich um Lichtjahre“, sagt Schmidt. Das erklärt einiges. Dann gibt er ein paar dankbare Tipps zum Besten, die möglicherweise das Leben verlängern: &bdquo;Das Licht am Ende des Tunnels sind die Scheinwerfer der entgegenkommenden Lok“. Alters-Witze von Harald Schmidt zünden Und wie das bei älteren Herrschaften so ist (Harald Schmidt ist vor wenigen Wochen 67 Jahre alt geworden) sind aufkommende körperliche Gebrechen ein großes Thema. Diese stellt Schmidt plakativ zur Schau, mit seinen blütenweißen Stützstrümpfen, aus denen ein paar dunkle Beinhaare wuchern (&bdquo;Très chic“). Auch eine &bdquo;schuppende Alterswarze“ wurde ihm jüngst diagnostiziert (er hat sie aber nicht präsentiert). Bei einem Verwandtschaftstreffen fragte sich Schmidt neulich selbst: &bdquo;Brauch’ ich ein Hörgerät oder hat die Familie kollektiv angefangen zu nuscheln?“. Natürlich darf auch der Klassiker männlichen Leids nicht fehlen: &bdquo;Erektile Dysfunktion ist wie Spaghetti al dente“. Das inspiriert Bernd Gnann, ein schwäbisches Spätzle-Lied, begleitet von Igor am Schifferklavier, anzustimmen. Spätzle sind sicher nicht al dente. Lesen Sie auch: Harald Schmidt: &bdquo;Ich brauche keinen Luxus, aber Internet“ Der höchst unterhaltsame Abend nimmt seinen Lauf. Schmidt lässt sich sogar in seine schwarze kapitalistische Seele blicken: &bdquo;Seit die Phönizier das Geld erfunden haben, erwarte ich keinen Dank mehr“. Danke! Und Bernd Gnann kündigt final einen weiteren &bdquo;Star“ der deutschen Fernsehunterhaltung an. Er ist dabei, Didi Hallervorden zu überzeugen, dass es sich lohnt, nach Bielefeld zu kommen. Sicher nicht nur des Geldes wegen. Denn, so Schmidt: &bdquo;Die Leute hier in Bielefeld und Ostwestfalen sind so sympathisch bodenständig. Die lesen sogar noch Zeitung“.

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