Bielefelder Radrennbahn wird interaktives Denkmal

Bielefeld. Einst kam die ganze Fahrradwelt nach Bielefeld. Die Radrennbahn, die 1953 feierlich eröffnet worden war, galt als Pilgerort für den Radrennsport in Deutschland. Mehrere Meisterschaften wurden hier ausgetragen. Legenden des Steherrennsports, deutsche Meister und Olympiasieger im Radsport wurden hier entdeckt und ausgebildet. Die an der Heeper Straße gelegene Radrennbahn gilt seit 2012 als Denkmal und kann jetzt über einen neuen Denkmalpfad erkundet werden. Zum Tag des offenen Denkmals wurde dieser eröffnet. Der Denkmalpfad besteht aus 30 Schautafeln. Auf den Schautafeln werden die erfolgreichsten Radfahrer Bielefelds, die sogenannten Bahnchampions vorgestellt. Darüber hinaus werden große Bielefelder Persönlichkeiten und weitere Personen vorgestellt, die sich um die Radrennbahn verdient gemacht haben. 2023 bekam der Förderverein der Radrennbahn vom Land NRW einen Förderbescheid über 98.000 Euro. Die damals eingereichte Bewerbung des Fördervereins wurde in der höchsten Förderklasse &bdquo;Heimatzeugnis“ positiv beschieden. Innerhalb von 18 Monaten wurden dann umfangreiche Arbeiten durchgeführt. Das Tribünengeländer wurde renoviert, 30 Schautafeln und 24 Großfotos auf den Tribünen aufgestellt, Hörgeschichten und ein Begleitheft wurden produziert. &bdquo;Es war ein extrem großer Aufwand, das alles zu bewerkstelligen, aber wir als Förderverein sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, sagt Michael Mertins, der Vereinshistoriker des Fördervereins Radrennbahn Bielefeld. Lesen Sie auch: Weltrekordversuch auf der Radrennbahn – 452 Kilometer in zwölf Stunden Der Podcast &bdquo;Das sprechende Denkmal“ Die acht produzierten Hörgeschichten sind Berichte der jeweiligen Fahrradfahrer. Darin erzählen sie über sich, ihren Werdegang und welche Rolle die Radrennbahn an der Heeper Straße darin gespielt hat. Unter den Bahnchampions, die ihre Geschichte erzählen, sind der mehrfache deutsche Meister Klaus Kobusch, Weltmeister (als Schrittmacher) Christian Dippelt sowie die Gold-Medaillengewinnerin Mieke Kröger. Die Geschichten kann man als Audio oder Text auf der Website des Radrennbahnfördervereins finden. &bdquo;Die ursprüngliche Idee kam uns, als wir vom Podcast ,Das Sprechende Denkmal’ hörten“, sagt Gerhard Dirkschneider, der auch Mitglied des Fördervereins ist. Der Podcast ist ein Projekt von WestLotto und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. In den einzelnen Podcastfolgen wird jeweils ein Denkmal vorgestellt. Es geht um Geschichte, Errichtung, Zweck und die Frage, wie es heute um das Bauwerk steht. Für den Denkmalpfad Radrennbahn sind neben den vielen Hörstücken vor allem aber das Begleitheft und die Textsammlungen über die Geschichte der Radrennbahn von großer Bedeutung. Lesen Sie auch: &bdquo;Run & Roll“ bringt Schwung in die Bielefelder City Vereinshistoriker Mertins war damit betraut, etliche Quellen zu studieren, Erbstücke ausfindig zu machen und Archive zu durchforsten: &bdquo;Es war sehr aufwendig. Ich habe glücklicherweise Zugriff auf das Archiv der NW und auf eine große private Sammlung von Fotos des Fotografen Werner Möller erhalten.“ Möller fotografiert seit 1967 Radsport. Neben den Archivmitteln und Bildern waren es auch glückliche Zufälle, die Mertins die notwendigen Informationen vermittelten: &bdquo;Ich habe Karten, Programmhefte und Autogrammbücher bekommen, die alle original sind. Das sind wichtige Dokumentationsstücke der Geschichte der Radrennbahn.“ Über weitere Zusendungen freue er sich immer: &bdquo;Gerade Farbdias und Filme sind selten.“ Wenn es nach ihm ginge, könne es eine richtige Ausstellung zur Radrennbahn geben. Ein Teil Bielefelder Stadtgeschichte Finanziell war die Umsetzung des Projekts ein echter Kraftakt. Neben den fast 100.000 Euro an Landesförderung flossen auch Gelder des Fördervereins in die unter Denkmalschutz stehende Radrennbahn. &bdquo;Wir als Förderverein haben ungefähr zehn Prozent der Kosten selbst tragen müssen“, erklärt Hermann Heidötting, zweiter Vorsitzender des Fördervereins. &bdquo;Hinzu kommen noch die 500 Stunden an Eigenleistung, die vor allem unser Historiker in das Projekt investiert hat.“ Für Heidötting ist der Denkmalpfad unheimlich wichtig: &bdquo;Mir ist sehr daran gelegen, dass die Radrennbahn eine Zukunft hat. Daher ist es wichtig, zu zeigen, wie bedeutsam der Ort ist. Neben Arminia und Oetker ist auch der Radsport ein wichtiger Teil Bielefelder Stadtgeschichte.“ Die Radrennbahn und ihr Denkmalpfad seien in Deutschland, vermutlich sogar weltweit, die einzige Stätte dieser Art. Andere Radrennbahnen wurden umgebaut oder abgerissen. Gerade von den Freiluftbahnen gebe es in ganz Deutschland nur noch wenige. Lesen Sie auch: Versteckte alte Bielefelder Hinterhofkirche wird zum coolen Büroloft Neben den Rennen war die Radrennbahn aber auch ein Ort von Kultur und Kunst. Am bekanntesten sind die vielen Konzerte der britischen Soldatenbands. Auch internationale Künstler wie Joe Cocker spielten dort. Neben dem Radsport war die Radrennbahn auch Gastgeber der Harlem Globetrotters und über mehrere Jahre hinweg Trainingsstandort des DSC Arminia Bielefeld. Aufgrund dessen, dass die Radrennbahn viel Platz für Besucher bot, gab es hier auch mehrere Großveranstaltungen der Politik: Erich Ollenhauer etwa sprach 1957 beim SPD-Bezirksfest vor 18.000 Zuschauern. Bundeskanzler Adenauer tat es ihm im Rahmen des CDU-Wahlkampfes 1961 gleich, was in der Nähe der Arbeiterviertel zu Tumult führte. Die Radrennbahn besichtigen Besichtigt werden kann die Radrennbahn im Rahmen von Führungen am 29. September und am 13. Oktober 2024, jeweils um 14 Uhr. Die Führungen werden vom Förderverein der Radrennbahn veranstaltet. Nach vorheriger Anmeldung werden auch Gruppenführungen angeboten. Anfragen können an per E-Mail gestellt werden: fuehrung@radrennbahn-bielefeld.de.

Meistgelesen