Vermeintliche Rolex-Käufer entpuppen sich in Bielefelder Wohnung als Kriminelle

Bielefeld. Schulden bei seinem Drogendealer zu machen, ist in den allerwenigsten Fällen eine gute Idee. Zu dieser Erkenntnis dürften mittlerweile drei Männer aus Bünde, Hiddenhausen und Gütersloh gelangt sein: Das Bielefelder Landgericht verurteilte sie nun nach dreimonatiger Verhandlung zu mehrjährigen Haftstrafen, weil sie bei einem fingierten Verkaufsgespräch einem Uhrensammler eine Rolex geraubt hatten. Der Uhrensammler Jonathan R. (Namen aller Betroffenen geändert) hatte im September 2023 über die Internet-Plattform &bdquo;Kleinanzeigen“ eine Rolex-Armbanduhr zum Preis von 30.000 Euro angeboten. Und tatsächlich meldete sich bald darauf ein Interessent: Der nun verurteilte Luca F. (23) aus Bünde gab unter Verwendung eines Pseudonyms vor, die nicht gerade günstige Uhr erwerben zu wollen. Doch war dieses Interesse vorgegaukelt. Zumindest, wenn man darunter den zivilisierten und legalen Austausch der Uhr gegen Geld versteht. Denn Luca F. stand unter nicht gerade unerheblichem Druck: Er hatte zuvor gemeinsam mit seinem aus Gütersloh stammenden Kumpel Samuel P. (18) bei dem ebenfalls angeklagten Stefan D. aus Hiddenhausen Marihuana im Wert von 3.500 Euro gekauft. Angeblich, um einen ordentlichen Vorrat für die beiden Hardcore-Kiffer im Haus zu haben. Plötzlich zog einer der Männer eine Pistole Blöd nur, dass noch vor dem Bezahlen der Ware – und dies scheint zu stimmen – bei Luca F. eingebrochen wurde. 2.500 Euro, die eigentlich an Stefan D. gehen sollten, waren nach dem Einbruch weg – und die beiden Grasfreunde hatten ein großes Problem. Lesen Sie auch: Geschickte Rolex-Räuberinnen treiben auf Bielefelds Wochenmärkten ihr Unwesen Denn Stefan D. hatte ein nachvollziehbares Interesse daran, sein Geld so schnell wie möglich zu erhalten. In gewisser Weise dürfte er sogar Verständnis für die Lage seiner Schuldner aufgebracht haben, schuldete er doch wiederum seinem Dealer Geld. Um nun allen drei säumigen Zahlern, also auch sich selber, aus der Patsche zu helfen, ersann D. den Plan, dass Luca F. und Samuel P. das ausstehende Geld ja abarbeiten könnten. Und so kam es, dass sich Luca F. bei dem Bielefelder Uhrensammler meldete, um Interesse an der angebotenen Rolex zu bekunden. Am 15. Januar ließ er sich mit Samuel P. von dem nun ebenfalls angeklagten Herforder Tobias H. (20) nach Bielefeld fahren, auch Stefan D. traf dort am frühen Abend ein. Während die beiden Letztgenannten draußen blieben, begaben sich Luca F. und Samuel P. in die Wohnung des Verkäufers. Luca F. sprach mit diesem über den Preis der Uhr. Als sich beide Männer offenbar einig waren, zog P. eine Pistole aus seiner Hosentasche. Sein Kompagnon griff die Rolex, gemeinsam flohen sie mit ihrer Beute in Richtung Bürgerpark. Seither ist die Rolex verschollen. Es darf wohl davon ausgegangen werden, dass Stefan D. diese zur Begleichung seiner eigenen Schulden verwendet hat. Die Täter müssen dem Sammler den Wert der Uhr ersetzen Die XX. Große Strafkammer des Landgerichts verurteilte nun nach mehrmonatiger Verhandlung Stefan D., den Drahtzieher hinter dem Raub, zu vier Jahren Haft. Die weitgehend geständigen Luca F. und Samuel P. müssen für jeweils drei Jahre und vier Monate ins Gefängnis. Der ebenfalls angeklagte Tobias H., der die Täter nach Bielefeld gefahren hatte, wurde zu zwei Freizeitarresten sowie 40 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Das Gericht geht davon aus, dass H. tatsächlich erst im Auto erfahren hatte, dass er die Truppe zu einem potenziellen Tatort bringen sollte. Auch dürfte er nicht gewusst haben, dass eine Waffe im Spiel war. Die Kammer unter dem Vorsitz von Richterin Verena Willeke erteilte ihm die Weisung, seine kürzlich begonnene Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Lesen Sie auch: Dreister Juwelierraub in Bielefeld am frühen Morgen Des Weiteren müssen Luca F. und Samuel P. dem Bielefelder Sammler den Wert der Uhr (rund 26.000 Euro) ersetzen.

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