Pfefferspray-Angriffe: Wer sind die Reizgas-Täter in der Bielefelder Innenstadt?

Bielefeld. Seit Tagen meldet die Polizei zahlreiche Raubdelikte in der Innenstadt, bei denen die Täter ihre Opfer mit Pfefferspray angreifen und diese damit wehrlos machen wollen. Die Täter nutzen dann den Moment, in dem brennende Augen und Nasenschleimhäute jede Aufmerksamkeit rauben, um ihre Opfer nach Wertsachen zu durchsuchen und damit zu türmen. Auffällig war zuletzt die große Zahl der Vorfälle mit dieser frei verkäuflichen Waffe. Nun meldet die Polizei nicht nur Fahndungen nach unbekannten Tätern. Im jüngsten Fall konnte ein Ladendetektiv mithilfe zweier Ordnungsamtsmitarbeiter einen Handydieb fassen und der Polizei übergeben. Auch der polizeibekannte 29-jährige Algerier ohne festen Wohnsitz hatte bei der Festnahme ein &bdquo;Reizstoffsprühgerät“ bei sich. Er ist möglicherweise Teil einer besonders problematischen Gruppe. Festgenommener kommt für weitere Straftaten infrage Wie die Polizei mitteilt, ereignete sich der Handydiebstahl am Freitag, 23. August, gegen 13.15 Uhr vor einem Geschäft an der Bahnhofstraße. Dort hatte eine 39-jährige Frau mit ihrem Kinderwagen gestanden. Der mutmaßliche Täter nutzte eine Unachtsamkeit und griff sich das Handy der Frau, das in einer Handtasche am Kinderwagen baumelte. Pech für den Dieb: Ein Ladendetektiv hatte die Tat beobachtet, sofort die Verfolgung aufgenommen und den Mann mithilfe der Ordnungsamtsmitarbeiter gestoppt. Das Handy gaben sie der Frau sofort zurück. Die herbeigerufene Polizei fand bei der Durchsuchung des Mannes nicht nur Pfefferspray, sondern noch weiteres Diebesgut. Dadurch ließ sich rekonstruieren, dass der 29-Jährige noch für einen weiteren Diebstahl und eine Raubtat infrage kommt. Die Ermittlungen zu weiteren Straftaten, die auf seine Kappe gehen könnten, dauern laut Polizei an. Der 29-Jährige kam wegen Wiederholungsgefahr in U-Haft. Junge, nordafrikanische Männer fallen negativ auf Die Beschreibungen vieler Pfefferspray-Täter deuten derzeit auf nordafrikanische Männer hin. Nicht zum ersten Mal sorgen Geflüchtete, insbesondere aus Algerien und Marokko, für einen Anstieg der Kriminalität in der Stadt. 2016/17 waren es vermehrt Antanz-Diebe, die auch durch ihren Medikamentenkonsum im Gefängnis als höchstproblematisch aufgefallen waren. Später zeigte sich, dass Drogendealer aus dem nordafrikanischen Raum selbst innerhalb der Szene als höchst unberechenbar und aggressiv gelten. Aktuell fallen vermehrt junge Männer aus dieser Region auf, weil sie alleine oder in der Gruppe unter Einsatz von Pfefferspray Raubtaten verüben. Bielefelder Flüchtlingshelfer und Sozialarbeiter berichteten vorher bereits, dass viele junge Männer aus dem nordafrikanischen Raum eher als problematisch auffallen als andere Gruppen. Kriminelle Sozialisation in der Heimat oder in Südeuropa Erklären könne man das teilweise durch die &bdquo;kriminelle Sozialisation der Migranten“, die entweder schon im Heimatland auf der Straße gelebt hätten oder sich spätestens auf ihren teilweise (jahre-)langen Fluchtwegen von Südeuropa nach Deutschland nahezu ohne Hilfe auf der Straße durchschlagen mussten. Das dabei &bdquo;angelernte kriminelle Verhalten“ sei bei vielen nicht sofort wieder abzulegen, sagt ein erfahrener Sozialarbeiter. Lesen Sie auch: Reportage: Zwischen Chillen, Gewalt und Angst – eine Nacht am Bielefelder Kesselbrink Wenn man das Beispiel des Handydiebes verfolgt, dann sieht man, dass die Männer nirgends gemeldet sind. Sie beziehen womöglich also keine Sozialhilfe und sehen sich dazu gezwungen, ihr Leben mit dem Verkauf von Drogen oder mit dem Verkauf geraubter Wertsachen zu finanzieren. Wie ein Kesselbrink-Insider berichtet, tauchten diese jungen Männer schnell ab und verließen die Stadt, oft bevor Sicherheitsbehörden und Justiz in der Lage sind durchzugreifen. Junge Menschen aus Maghreb-Staaten in ganz Europa unterwegs In einem bemerkenswert offenen Interview von Radio Bremen berichtet ein Sprecher der Bremer Sozial- und Jugendbehörde von den &bdquo;jungen Räubern aus Nordafrika“: &bdquo;Es gibt tatsächlich eine Gruppe von jungen Menschen aus den Maghreb-Staaten, die in ganz Europa unterwegs ist. Sie sind in vielen Städten Europas unterwegs und tauchen immer wieder mal hier und mal da auf. Es ist Teil ihrer Lebensweise, sich mit kleineren und größeren Straftaten irgendwie über Wasser zu halten.“ Er spricht von einer sehr dynamischen Szene, ein Teil dieser jungen Männer habe zuvor schon länger in Frankreich, Spanien oder Italien gelebt, sei vielleicht sogar dort aufgewachsen. Sie kämen aus einer Welt, in der Resozialisierung weniger im Vordergrund stehe als Bestrafung. Ihnen längere Hilfsangebote zu machen – etwa eine Drogentherapie – sei teilweise erst möglich, wenn sie in Haft kämen. &bdquo;Da haben wir längeren Zugriff auf sie und können auf sie einwirken. Die jungen Leute machen dort die Erfahrung, dass sie nicht überall abgelehnt werden. Denn in Haft sind sie nicht wie in ihren Heimatländern Aussätzige, hier werden sie auch sozialpädagogisch begleitet.“

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