Flucht vor Ukraine-Krieg: Vater findet Job in Schüco-Arena in Bielefeld

Bielefeld. Seit zweieinhalb Jahren leben viele Ukrainerinnen und Ukrainer in Bielefeld, die aus ihrer Heimat im Kriegszustand geflüchtet sind. Wir haben mit dreien von ihnen gesprochen und sie nach ihren Erfahrungen, Wünschen und Plänen für die Zukunft gefragt. Heizungsingenieurin Viktoriia vermisst ihren Sohn, der in der Ukraine geblieben ist. Der alleinerziehende Vater Oleksander Kotuza flüchtete mit seinen beiden Kindern nach Deutschland und hat bereits Arbeit in der Schüco-Arena gefunden. Valeriia Tolstopiatenko kehrte aus Heimweh in ihre Heimat zurück, bevor sie noch einmal fliehen musste. So geht es ihnen heute. Alleinerziehender Vater floh mit Söhnen nach Bielefeld &bdquo;Um vier Uhr morgens gingen über Charkiw die Raketen nieder, um sechs Uhr standen russische Panzer in den Straßen“, erinnert sich Oleksander Kotuza (48) an den Beginn des russischen Angriffskriegs am 22. Februar 2022. Zwei Wochen später flüchtete der Elektroingenieur aus Charkiw mit seinen Kindern nach Deutschland. Russische Bomben hatten das Haus zerstört, in dem der alleinerziehende Vater mit seinen beiden Söhnen (12 und 15 Jahre) gelebt hatte. Da seien sie gerade vom Einkaufen gekommen. Oleksander holt sein Mobiltelefon aus der Tasche und zeigt auf ein Bild von einem brennenden Hochhaus. &bdquo;Da war mal unsere Wohnung“. Oleksander ist sichtlich ergriffen. Flugzeuggeräusche machen ihn immer noch nervös. Der Ostukrainer kam mit seinen Jungen bei seinem früheren Kommilitonen, Oleg Rudjaka, in Bielefeld unter. Der half bei allen bürokratischen Schwierigkeiten weiter. Nach zwei Deutschkursen versteht er die neue Sprache besser, als er sie sprechen kann. Das ist ihm unangenehm. Er habe einen Minijob gefunden, sagt er daher stolz: &bdquo;Ich bin jetzt Griller in der Schüco-Arena.“ Hier versorgt er Fußballfans mit Bratwürstchen. Aktuell möchte er nicht in die Ukraine zurück, schon aus Sorge um seinen Sohn, der gerade 18 Jahre alt geworden ist. &bdquo;Er würde sofort zum Militärdienst eingezogen“, fürchtet Oleksander. Heizungsingenieurin hofft auf Neuanfang in Bielefeld Vier Wochen nach Putins Überfall auf die Ukraine verließ Viktoriia Shelkova (56) ihre Heimatstadt Kiew. Mit dem Zug reiste sie über Lemberg nach Deutschland. Sie habe Verwandte in Bielefeld, erklärt die 56-Jährige. Stolz trägt sie zwei Bänder in den gelb-blauen Farben der ukrainischen Flagge am Handgelenk. Ihr Sohn ist in Kiew geblieben. Dort arbeitet er als Systemprogrammierer. Dort wird er gebraucht. In Gedanken ist sie bei ihm – jeden Tag. Viktoriia vermisst ihren Sohn und die Heimat. Sie lerne Deutsch und wolle sehr gerne in ihrem Beruf als Heizungsingenieurin arbeiten, sagt sie. Sie habe viele Bewerbungen geschrieben: &bdquo;Auch an die Stadtwerke Bielefeld.“ Es sei schwer, eine Arbeit in Deutschland zu finden. Aber sie wolle ihre Chance nutzen und in Bielefeld einen Neuanfang wagen. An ein schnelles Ende des Krieges glaubt Viktoriia nicht mehr. Zum Thema: Bewegende Demo zum Jahrestag des Angriffs: Bielefelder bekunden ihre Solidarität mit der Ukraine Juristin muss zweimal aus ihrer Heimat fliehen Drei Wochen nach Kriegsbeginn fasste Valeriia Tolstopiatenko den Entschluss, Charkiw mit ihren beiden erwachsenen Kindern zu verlassen. Da hatten sie die letzte Woche aus Angst um ihr Leben, wegen des Dauerbeschusses durch das russische Militär, im Keller gelebt. Gemeinsam mit ihrer Nachbarin, deren zwei Kindern und ihrer neunjährigen Katze Persik fuhren sie mit dem Auto in die Westukraine und überquerten dort die Grenze zu Fuß. In Polen stiegen sie in den Zug nach Deutschland. Bekannte aus Spenge halfen ihnen, über ein Netzwerk eine Wohnung in Bielefeld zu finden. Doch sie blieben nicht lange. &bdquo;Wir hatten Heimweh, und mein Sohn wollte sein Mathematik-Studium in Kiew beginnen“, erklärt die Juristin. Im Sommer 2022 fuhren sie zurück in die Ukraine. Valeriia fand in der Hauptstadt eine Arbeit, die Familie eine Wohnung. Im Oktober 2022 wurde Kiew von den Russen ins Visier genommen und massiv bombardiert. Die Familie floh erneut nach Bielefeld. Nach und nach schwand die Hoffnung auf ein schnelles Ende des Krieges und eine baldige Rückkehr in die Heimat. Valeriia besucht nun einen Deutschkurs und möchte versuchen, später als Juristin in Deutschland zu arbeiten. &bdquo;Wenn das nicht klappt, werde ich eine Umschulung machen“, gibt sich Valeriia zuversichtlich. Lesen Sie auch: Wie der Ukraine-Krieg die Stadt Bielefeld verändert hat Wir haben die drei Geflüchteten auf dem Kesselbrink getroffen – bei einer Gedenkfeier des gemeinnützigen Vereins &bdquo;GUT Bi – Germany Ukraine Together“ anlässlich des Unabhängigkeitstags der Ukraine.

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