Letzte Rettung: Chirurg in Bielefeld bietet Hilfe bei starkem Schwitzen und Erröten

Bielefeld. Sie halte es nicht länger aus, habe jahrelang Antidepressiva genommen und wollte ihren Job als Lehrerin aufgeben: Wenn Sandra B. (Name von der Redaktion geändert) vor ihrer Klasse stand, wurde sie bei jeder Gelegenheit rot – und von den Kindern ausgelacht. Hautarzt, Neurologe, Psychologe, Verhaltenstherapie und eine jahrelange Odyssee – und nichts habe geholfen, berichtet Morris Beshay. Bis er sie operiert hat. Menschen, die extrem erröten oder unfassbar viel schwitzen, sind eines seiner Spezialgebiete. &bdquo;Sie haben eine sehr aktive Nervenfunktion“, sagt der 58-Jährige, der aus Kairo stammt und dort Medizin studiert hat. Patienten aus ganz Deutschland kommen für die Eingriffe, die sie von ihren oft jahrelangen Leiden erlösen, ins Evangelische Klinikum Bethel (EvKB). Dort ist der Facharzt Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie. &bdquo;Hauptsächlich operieren wir hier Patienten mit Lungenkrebs“, sagt Beshay. In der Schweiz hat er über Jahre hinweg aber auch Menschen behandelt, die extrem erröten oder schwitzen – und dieses Spezialwissen mit nach Bielefeld gebracht. Lesen Sie auch: Chefarzt-Behandlung und klimatisierte Zimmer: So sieht Bielefelds Luxusklinik aus Beide Phänomene treten fast immer in der Pubertät auf Bei beiden Phänomenen, die bei etwa 80 Prozent der Fälle oft erst in der Pubertät auftreten, werde der Teil der nicht kontrollierbaren, sogenannten sympathischen Nerven, der das Schwitzen oder Erröten in der zugehörigen Region reguliert, in Höhe der zweiten bis vierten Rippe mit einer videoassistierten, minimal-invasiven Technik durchtrennt oder entfernt. &bdquo;Unter Vollnarkose werden pro Seite zwei kleine Schnitte am Brustkorb gemacht, die Operation dauert nur etwa 20 Minuten“, berichtet Beshay. Die meisten Patienten könnten bereits abends wieder nach Hause – und seien dauerhaft von ihren mit vielen Einschränkungen verbundenen Leiden befreit. Starke Schweißausbrüche machen Abi-Klausuren unlesbar Die Fälle seien krass: &bdquo;Der Abiturient, der beim Klausurenschreiben so stark schwitzte, dass seine ganzen Arbeitsblätter durchnässt waren und nicht nichts mehr darauf lesbar war.“ Oder &bdquo;ein Hausarzt, der so stark an den Händen geschwitzt hat, dass sich beim Gespräch am Tisch auf dem Boden darunter nach einer Minute schon eine Pfütze gebildet hat und der keine Handschuhe tragen konnte“, berichtet Beshay. Es gehe also nicht um Personen, die bei Aufregung etwas erröten oder leicht feuchte Hände bekommen. Die übermäßige aktive Nervenfunktion, oft doppelt so hoch wie normal, lasse sich neurologisch messen. Etwa 60 dieser Fälle, etwas mehr Frauen als Männer, operiere er pro Jahr. Etwa 20 Prozent litten sogar unter beiden Beeinträchtigungen. Die vermehrte Schweißproduktion, oftmals verbunden mit einem unangenehmen Geruch, trete am stärksten an Händen, Achselhöhlen oder Füßen auf, könne aber auch den ganzen Körper betreffen oder nur an bestimmten Körperstellen besonders ausgeprägt sein. Folge von übermäßigem Schweiß können Depressionen sein &bdquo;Viele der Betroffenen glauben sich mit dem vermehrten Schwitzen abfinden zu müssen“, sagt Beshay. Viele litten unter stark eingeschränktem Selbstbewusstsein, bis hin zu Depressionen, und könnten oft ihren Beruf nicht mehr vollständig ausüben. Dass er einmal in Bielefeld landen würde, hätte er nicht gedacht. Eigentlich sei er sehr zufrieden gewesen als Oberarzt in der Klinik für Thoraxchirurgie an der renommierten Uniklinik in Bern. Und auch privat. &bdquo;Wir hatten gerade ein Haus gekauft und drei kleine Kinder“, berichtet Beshay. Facharztausbildung in Edinburgh Aber dann sei 2005 das &bdquo;sehr attraktive“ Stellenangebot vom EvKB gekommen, mit der Aussicht auf die Chefarztposition. Er habe seine Ehefrau, eine Schweizerin, die er bei seiner Facharztausbildung in Edinburgh kennengelernt hat, überzeugen können. Mittlerweile seien alle vier Kinder groß, zwei auch auf dem Weg in die Medizin, der jüngste habe gerade Abitur gemacht. &bdquo;Wir fühlen uns sehr wohl hier in Bielefeld“, sagt Beshay. &bdquo;Eine kleine, aber feine Stadt.“ Viel Natur, viel Grün, der Teuto, &bdquo;und man ist schnell in Berlin oder am Flughafen in Düsseldorf.“ In seiner Freizeit spielt er Golf. Oder engagiert sich ehrenamtlich. Gerade hat er eine Woche frei genommen, um bei &bdquo;Teenstreet“, einer internationalen, christlichen Konferenz mit 3.500 Jugendlichen aus ganz Europa, das &bdquo;Medical-Team“, das für eventuelle kleine und größere Notfälle mit vor Ort ist, zu unterstützen. &bdquo;Unsere Kinder waren da früher immer“, sagt Beshay. Die ganz Familie sei vom Projekt begeistert. &bdquo;Es ist einfach eine ganz tolle Sache.“ Wie Betroffene unter übermäßigem Schwitzen leiden

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