Heldin der Krise: Herausragende Bielefeld-Expertin verabschiedet sich

Bielefeld. &bdquo;Wenn der Begriff krisenfest für irgendjemand erfunden wurde, dann für Christiane Krumbholz“, das sagt Ralf Kleimann, der die 65-Jährige seit seiner Ausbildung in der Stadtverwaltung (vor rund 47 Jahren) als Kollegin und Vorgesetzte kennen und vor allem als Menschen schätzen gelernt hat. Aktuell ist die Verwaltungsdirektorin noch stellvertretende Ordnungsamtsleiterin, in dessen Funktion sie eine der größten Krisen der Stadt – die Corona-Pandemie – maßgeblich begleitet hat. Anfang August hat sie ihre letzten Tage im Büro, bevor sie im Dezember offiziell in den Ruhestand geht - in diesen letzten Tagen erfährt sie Wertschätzung von allen Seiten. Die gebürtige Bielefelderin Christiane Krumbholz packt die Dinge gerne an, sucht nach Lösungen und nicht nach Problemen. Das hört man von verschiedenen Leuten, die mit ihr zu tun hatten. Dabei hat sie sich während ihrer Karriere auch immer Stellen mitten im Wind der öffentlichen Wahrnehmung gesucht. Etwa 1997 als Teamleiterin der Straßenverkehrsbehörde - damals noch zuständig für Politessen, die neuen Blitzer auf der A2 und auf dem OWD und alle Probleme rund um den Verkehr. Bielefelderin nimmt Beschwerden der Bürger ernst &bdquo;Gerade beim Thema Verkehr kennt sich ja jeder aus. Jeder will dabei mitreden.“ Krumbholz hat sich spätestens in dieser Zeit immer zur Maxime gemacht, die Probleme, Kritik und Sorgen der Bürger ernstzunehmen: &bdquo;Ich habe die Nöte und Beschwerden immer verstanden. Auch wenn sich nicht immer alles einfach ändern oder umsetzen ließ.“ Sie habe immer versucht, die Probleme aufzunehmen und dann &bdquo;unsere Sicht zu erklären“. Für diese Sachlichkeit in teilweise aufgeheizten Debatten (etwa die zweite Welle der Parkraumbewirtschaftung) wurde sie stets geschätzt. Auch später im Ordnungsamt: &bdquo;Uns verlässt eine sehr kompetente Kollegin, die für hohe Fachlichkeit steht und über einen sehr guten Wertekompass verfügt“, sagt ihr aktueller Vorgesetzter, Ordnungsamtsleiter Maik Maschmeier. &bdquo;Christiane Krumbholz hat immer die Folgen der Entscheidungen im Sinn. Sie erkennt, was richtig und was falsch ist. Der Name Krumbholz steht bei der Stadt seit Jahren für ein Qualitätssiegel“, sagt Maschmeier, der spürbar traurig ist, eine so kompetente Kollegin verabschieden zu müssen. Lesen Sie auch: Stadtsportbund: Bielefelder Kesselbrink braucht mehr grüne Oasen und Sportangebote Teil eines besonderen Managements in der Corona-Krise Die 65-Jährige hingegen freut sich richtig auf ihren Ruhestand: &bdquo;Ich werde aber die vielen Kollegen vermissen - egal ob beim Treffen auf dem Flur oder in der Besprechung. Für mich waren die Kollegen auch ein Teil Familie.“ Denn Krumbholz war bekannt dafür, sich in ihre Aufgaben reinzuhängen: &bdquo;Als plötzlich Corona über uns hereinbrach, habe ich 15 Tage hintereinander ohne Pause gearbeitet, teilweise 13 Stunden am Stück.“ Eine größere Krise habe es in ihrer Karriere nicht zu meistern gegeben. Und ausgerechnet, als es losging, waren viele Entscheidungsträger in ihrer Behörde nicht im Dienst. Sie habe dann sechs Leute zu einem Team zusammengeholt und gemeinsam habe dieses Team dann richtig gute Arbeit geleistet. &bdquo;Darauf bin ich stolz. Diese Krise hat gezeigt: Die Leute funktionieren, wenn es drauf ankommt.“ Und der Humor sei trotz all der Probleme auch nicht verloren gegangen. Dass die Arbeit in dieser Phase gut gewesen sein muss, sieht Krumbholz auch nachträglich bestätigt: &bdquo;Wir sind ja für mehrere Entscheidungen verklagt worden. Wir haben immer recht bekommen.“ Bielefelder Bombenentschärfungen, Evakuierungen, Krisenstab Ihre Krisentauglichkeit hatte die Verwaltungsexpertin, die bereits im September 1974 ihre Ausbildung bei der Stadt gemacht hat und seitdem den Arbeitgeber nicht mehr wechselte, spätestens in ihrer Zeit als Verwaltungsleiterin der Feuerwehr (2010 bis 2018) erlernt. &bdquo;In dieser Zeit haben wir mit Dezernentin Anja Ritschel den Bielefelder Krisenstab aufgebaut und wir haben viele Evakuierungen für Bombenentschärfungen organisiert.“ Sie habe von Anfang an ein Faible für diese Arbeit gehabt. &bdquo;Feuerwehrleute suchen sofort Lösungen für Probleme – ähnlich wie beim Brandeinsatz. Da wird auch nicht vorher ein Konzept erstellt. Diese anpackende Herangehensweise ist mir sehr entgegengekommen.“ Gestaltungsproblem: Der Kesselbrink ist einfach ein Riesenplatz Auch nennt sie die Dinge gerne beim Namen: Stichwort Kesselbrink. Bereits 2021 hatte sie im Ausschuss die Zustände als &bdquo;teils unhaltbar“ bezeichnet – &bdquo;vor allem nachts“. Natürlich habe auch sie keinen einfachen Lösungsansatz. Das Ordnungsamt sei inzwischen mehrmals täglich dort vor Ort und spreche auch immer mehr mit Anwohner und Geschäftsinhabern, um neue Probleme früh zu erkennen. Sie sei aber froh, dass &bdquo;wir diese Probleme jetzt thematisieren“. Es habe auch Zeiten gegeben, als nicht darüber geredet wurde. &bdquo;Jetzt sind die Probleme aber Teil der Diskussion.“ Ein Teil des Problems sei die Gestaltung: &bdquo;Das ist nun mal ein Riesenplatz“. Diese Freifläche werde aber für den Markt benötigt. &bdquo;Dafür gibt es keine Alternativen.“ Das stehe manchen Ideen im Weg. Dennoch ist sie davon überzeugt, dass &bdquo;wenn alle an einem Strang ziehen“ – der neue &bdquo;runde Tisch Kesselbrink“ hat jetzt alle möglichen Player zusammengebracht –, dass es Lösungen geben wird: &bdquo;Die Probleme dort kann keine Fachrichtung alleine lösen.“ Lesen Sie auch: Überraschende Idee: Bielefelderin wünscht sich einen Supermarkt auf dem Kesselbrink Christiane Krumbholz hatte einen der vielfältigsten Jobs Bielefelds Christiane Krumbholz blickt zufrieden auf ihre berufliche Karriere zurück. &bdquo;Ich bin mit mir im Reinen. Ich konnte in der Regel meine Standpunkte immer gut vertreten.“ Es sei natürlich nicht immer alles Sonnenschein gewesen. So sei aus der Politik früher viel Gegenwind gekommen, teilweise sei der Umgang unfair und die Kritik ungerechtfertigt gewesen. &bdquo;Das hat sich aus meiner Sicht aber in den letzten Jahren deutlich verbessert.“ Und allzu viel Kritik dürfte sie auch persönlich nicht erfahren haben. Maik Maschmeier sagt: &bdquo;Wenn unter einem Papier ihr Name steht, dann kann ich mich darauf verlassen, dass alles passt.“ Die Bielefelderin, die in Schildesche aufgewachsen ist und inzwischen in Jöllenbeck lebt, hat die Stadt Bielefeld von den verschiedensten Seiten kennengelernt und als Teil der Verwaltung daran gearbeitet, viele Probleme zu lösen. Zuletzt hatte sie laut ihres Vorgesetzten &bdquo;einen der vielfältigsten Jobs der Stadt“. Ihr Bereich mit immerhin 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern befasst sich mit allen Ordnungs- und Sicherheitsfragen (Außendienst, Stadtwache, Leitstelle), der Cannabis-Gesetzesnovelle, Pyrotechnik, Listenhunden, Fundbüro, Fischerei und dem Gaststättengewerbe. Ihr Nachfolger wird übrigens Björn Palma, der aus dem Stab von Dezernent Ingo Nürnberger ins Ordnungsamt wechseln wird. &bdquo;Endlich ausschlafen“ Für Christiane Krumbholz steht die nächsten vier Wochen erst mal ausschlafen im Fokus: &bdquo;Ich bin wirklich kein Frühaufsteher. Ich freue mich auch zwei Stunden mehr Schlaf am Morgen.“ Anschließend geht es mit dem Ehemann, der auch bei der Stadt tätig ist, an die Nordsee in den wohlverdienten Urlaub.

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