CDU-Fraktionsgeschäftsführer

Bielefelds dienstältester Politikmanager Detlef Werner geht in Rente

Detlef Werner war 34 Jahre lang CDU-Fraktionsgeschäftführer und damit der dienstälteste Politikmanager hinter den Rathaus-Kulissen. Er hat mehrere Oberbürgermeister, Wahlsiege und Niederlagen erlebt. Doch eine Sache vermisst er heute in der Politik.

Detlef Werner war 34 Jahre lang Geschäftsführer der CDU-Ratsfraktion. In den Ruhestand verabschiedet er sich "fließend". | © Peter Unger

Michael Schläger
29.07.2024 | 29.07.2024, 12:24

Bielefeld. Er ist Berater. Er ist Gestalter. Er ist Manager und Kommunikator. Vielleicht fasst das am besten zusammen, was Detlef Werner seit 34 Jahren macht. Noch bis zum Monatsende ist er Geschäftsführer der CDU-Ratsfraktion. Dann geht er mit 68 Jahren in den Ruhestand. In so einem Job steht man vielleicht nicht immer in der ersten Reihe, aber ohne einen wie ihn würde Politik im Rathaus nicht funktionieren.

34 Jahre sind im politischen Geschäft eine Ewigkeit. So leicht kann man Werner da nichts mehr vormachen. Er hat alles erlebt. Wahlsiege. Wahlniederlagen. „Opposition ist Mist“, hat der SPD-Grande Franz Müntefering einmal gesagt. „Stimmt“, sagt Detlef Werner. „Mitgestalten zu können, ist spannender.“

Wahlkampf-Manager für den Oberbürgermeister

Konnte er auch. Gleich zu Beginn seiner Laufbahn zum Beispiel. 1989 war Werner der Wahlkampfmanager von Eberhard David, der seinerzeit die jahrzehntelange SPD-Dominanz an der Stadtspitze beendete und zum Oberbürgermeister gewählt wurde. Auf einmal war eine „bürgerliche Koalition“ am Ruder, regierten CDU, FDP und die seinerzeit neu gegründete Bürgergemeinschaft. „Damals war eine deutliche Wechselstimmung in der Stadt zu spüren“, sagt Werner. Auf den Wahlplakaten trug David fast schon provokativ eine rote Strickjacke, sah aus wie einer, der es sich gerade gemütlich macht. Amtsinhaber Klaus Schwickert (SPD) war mit einem Trenchcoat auf dem Arm zu sehen. „So wie einer, der gerade gehen will“, sagt Werner.

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Seit 1982 mit Leidenschaft bei der CDU

Eigentlich sollte der Job als Wahlkampfmanager für den Betriebswirt nur ein Zwischenspiel sein. Doch dann kam die Anfrage, ob er nicht die Fraktionsgeschäftsführung übernehmen wolle. Und so wuchs er hinein in die Rolle desjenigen, der den Fraktionsvorsitzenden unterstützt, selbst Initiativen ergreift, Anträge formuliert. Er musste für den Zusammenhalt der Fraktion sorgen und organisierte auch deren Öffentlichkeitsarbeit.

Zur CDU war Werner als junger Mann 1982 gekommen. Damals wurde über die Nachrüstung diskutiert. Der Student wollte einen Kontrapunkt setzen zur eher links dominierten öffentlichen Debatte. „Ich stand zum Nato-Doppelbeschluss“, sagt er. 1994 wurde er selbst Mandatsträger, holte bei der Kommunalwahl seinen Wahlkreis in Quelle direkt. Er wurde Mitglied im Finanzausschuss, ist bis heute finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion.

Ein Bild aus dem Jahr 2003: Die Organisation des "Politischen Aschermittwoch", einem erfolgreichen Veranstaltungsformat der CDU-Ratfraktion, gehörte zu Detlef Werners Aufgaben. - © Oliver Krato
Ein Bild aus dem Jahr 2003: Die Organisation des "Politischen Aschermittwoch", einem erfolgreichen Veranstaltungsformat der CDU-Ratfraktion, gehörte zu Detlef Werners Aufgaben. | © Oliver Krato

„Die Politik hat mich gepackt“, sagt der Vater zweier erwachsener Töchter. Den Ausstieg vollzieht er jetzt fließend. Den Job als Fraktionsgeschäftsführer gibt er auf, sein Ratsmandat behält er noch bis 2025. Auch sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender beim Klinikum Bielefeld.

Werner vermisst respektvollen Umgang im Rat

Nicht als politischen Gegner, sondern als Freund und Weggefährten bezeichnet er seinen langjährigen sozialdemokratischen Counterpart Hans Hamann. Viel zu früh verstorben sei der. In der Sache sei es zuweilen hart hergegangen, aber bei einem „Hamann-Gedeck“, einem Glas Weißwein samt Espresso, wurde dann schnell Frieden geschlossen. Streiten um der Sache willen, aber einen respektvollen Umgang pflegen – das vermisst Detlef Werner im heutigen Rat zuweilen. Mit elf Fraktionen, Gruppen und Einzelvertretern sei die Arbeit schwieriger geworden.

Und als Rentner? „Werde ich keine Zeit haben“, sagt Werner mit einem Schmunzeln. Er bleibt Vorsitzender der Deutsch-Polnische Gesellschaft, will noch einmal die Hörsaalbank an der Uni drücken und - wenn es geht - zusammen mit seiner Frau viel auf Reisen gehen.