Verstörende Bilder aus Bielefeld: Die zehn dramatischsten Einsätze der Feuerwehr

Bielefeld. Es war ein Großeinsatz, der im Gedächtnis bleiben wird: Am 7. Juli stand das Verlagsgebäude des &bdquo;Westfalen-Blatts“ an der Sudbrackstraße lichterloh in Flammen. Oberbrandrat Sebastian Bend von der Bielefelder Berufsfeuerwehr erklärt, dass vor allem drei Faktoren den Einsatz selbst für erfahrene Feuerwehrleute besonders gemacht habe. Für die NW blickt der 40-jährige Feuerwehrmann jetzt zurück auf die zehn größten Einsätze der vergangenen Jahre aus Sicht der Einsatzkräfte. &bdquo;Sehr dramatisch“ seien vor allem fünf Brände gewesen, die innerhalb von nur zwei Jahren in der Stadt ausbrachen. 10. Mehr als 24 Stunden Löscharbeiten Es war einer der wohl längsten Löscheinsätze für die Bielefelder Feuerwehren: Rund 26 Stunden sind sie am 26. November 2020 im Dauereinsatz. Noch länger als beim jüngsten Großbrand an der Sudbrackstraße. Ein Kraftakt. &bdquo;Eine Scheune voller Strohballen stand in Jöllenbeck auf 10 mal 40 Metern im Vollbrand“, erzählt Bend. Einen Brand auf einer solchen Fläche zu bekämpfen, sei für die Feuerwehr eine Herausforderung. Zumal die Strohballen dem Feuer immer neue Nahrung geben. Am Ende steht fest: Es war Brandstiftung. NW-Bericht mit Video: Löscharbeiten auf Bielefelder Bauernhof nach 26 Stunden beendet 9. Explosionen und brennende Busse Busse gingen in Flammen auf, Explosionen waren zu hören, giftiger Rauch zog über die Stadt: Am 15. Januar 2019 stand die Werkstatt- und Abstellhalle für Busse der bahneigenen BVO (Busverkehr Ostwestfalen) schon im Vollbrand, als die Feuerwehr eintraf. Das Kuriose: Die Feuerwehr-Leitstelle habe das Feuer beim Blick aus dem Fenster selbst entdeckt und den Alarm ausgelöst, erzählt Bend. 120 Einsatzkräfte und zehn Löschabteilungen sind damals an der Wilhelm-Bertelsmann-Straße in Mitte im Einsatz. Das Feuer unter Kontrolle zu bekommen, habe die Feuerwehren sehr gefordert, erinnert sich Bend. Trotz aller Bemühungen brennt die Halle komplett nieder, das Dach stürzt ein. Der Schaden wird auf 1,5 Millionen geschätzt. 8. Gefährlicher Einsatz im &bdquo;Obdachlosen-Hotel“ Weil unklar ist, wie viele Menschen sich im Gebäude aufhalten, gehen Feuerwehrleute am 17. April 2021 in Bielefeld ein großes Risiko für Leib und Leben ein: Obwohl das ehemalige Hotel Kaiser an der Schildescher Straße in Brand steht und einsturzgefährdet ist, durchsuchen sie das Gebäude, das die Stadt als Notunterkunft für obdachlose Menschen nutzt. &bdquo;Das war ein sehr gefährlicher Einsatz für die Retter“, sagt Bend rückblickend. Vier von Rauch und Flammen eingeschlossene Männer werden über eine Drehleiter von einem Vordach aus in Sicherheit gebracht. &bdquo;Hinzukam, dass der Rauch in den Stadtbahntunnel der Linie 1 gegenüber gezogen war, der entlüftet werden musste“, so Bend. 114 Einsatzkräfte sind damals vor Ort gewesen. Das Technische Hilfswerk (THW) rückt obendrein mit schwerem Gerät an, um für die schwierigen Löscharbeiten Teile des Gebäudes einzureißen. Zurück bleibt eine Brandruine. 7. Chemikalien kontaminieren das Löschwasser Ein eigentlich nur einstündiger Löscheinsatz an der Bornholmstraße in Brake stellt die Bielefelder Feuerwehren am 29. November 2021 vor Herausforderungen ganz anderer Art: Chemikalien kontaminieren das Löschwasser beim Brand in einem Industriebetrieb. In großen Tauchbecken sind dort für die Oberflächenveredlung Laugen gelagert. Eine Umweltkatastrophe droht. &bdquo;Dass wir es zugleich mit einem Industriebrand und mit einem ABC-Einsatz zu tun haben, bei dem Gefahrstoffe eine Rolle spielen, ist sehr selten“, sagt der erfahrene Feuerwehrmann Bend. Das Umweltamt sei informiert worden, Experten überprüften das Grundwasser. &bdquo;Zum Glück konnten wir das kontaminierte Löschwasser aber auffangen.“ 6. Tiere verenden in den Flammen Im Frühjahr 2022 häufen sich Fälle von Brandstiftung in Bielefeld. Ein Einsatz wird zu einem traurigen Höhepunkt für die Bielefelder Feuerwehr: Am 1. April 2022 kommt ihre Hilfe für einige Lämmer und Schafe beim Brand in einem Stall in Sieker zu spät. &bdquo;Der Einsatz hatte eine große Anfangsdramatik für die Einsatzkräfte. Sie mussten erst über ein Feld, um zum Brandort zu gelangen. Ein Teil des Stalldaches Am Strebkamp war eingestürzt und es war schwierig, Tiere daraus zu retten“, sagt Bend rückblickend. Zehn Tiere können die Einsatzkräfte damals in Sicherheit bringen, weitere sieben verenden in dem Feuer, das Unbekannte laut Kripo-Ermittlungen vorsätzlich gelegt haben. Lesen Sie auch: Als sich ausgerechnet Feuerwehrleute in Bielefeld als Feuerteufel entpuppten 5. Hotelbrand in der Sommerhitze Mit enorm hohem Kräfteaufwand bekämpfen die Bielefelder Feuerwehren am 20. Juli 2022 rund 12 Stunden lang das Feuer im Hotel &bdquo;Golden Tulip“ am Bunnemannplatz in der Altstadt. Zunächst ist völlig unklar, wie viele Menschen im Inneren noch in Gefahr sein könnten. &bdquo;Der Dachstuhlbrand hatte sich sehr weit ausgedehnt“, erinnert sich Bend. &bdquo;Durch die Sommerhitze an diesem Tag waren die Einsatzkräfte zudem extrem belastet, was die Löscharbeiten erheblich erschwert hat.“ Feuerwehrleute müssen das Innere Etage für Etage absuchen, weil zunächst unklar ist, ob noch Personen im Gebäude sein könnten. Glück im Unglück: In den oberen Hotelstockwerken, in denen das Feuer wütet, sind zu diesem Zeitpunkt keine Gästezimmer belegt. Alle 29 Hotelgäste, das Hotelpersonal und die Mitarbeiter von Restaurant, Imbiss und Kneipe im Erdgeschoss können sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Mit 3 Drehleitern, 16 Löschabteilungen, 21 Einsatzwagen und letztlich 160 Kräften war die Feuerwehr laut Bend im Einsatz. 4. Großbrand erfordert fünf Drehleitern Eine massive Ausbreitung in der Fläche schon zu Beginn des Einsatzes. Löscharbeiten, die von fünf Drehleitern aus gleichzeitig laufen. Mehr als 200 Kräfte, von denen ein Teil aus Nachbarstädten zur Unterstützung angefordert werden muss. Diese drei Faktoren machten den Großbrand an der Sudbrackstraße (7. Juli bis 8. Juli 2024) zu einem der größten Einsätze, die die Feuerwehr Bielefeld in den vergangenen fünf Jahren erlebt hat, sagt Bend. &bdquo;Dass so viele Drehleitern über einen so langen Zeitraum im Einsatz sind und überhaupt aufgebaut werden können, ist sehr selten.“ Erst nach 24 Stunden kann der Einsatz im Verlagssitz des &bdquo;Westfalen-Blatts“ beendet werden. Mit einem hohen Preis für die Umwelt: Löschschaum und Löschwasser führen in Bächen zu einem Fischsterben. Im Johannesstift sind zudem OP-Säle wegen der starken Rauchentwicklung tagelang nicht nutzbar. NW-Bericht mit Video: Bielefelder Verlagsgebäude nach verheerendem Großbrand nicht mehr zu retten 3. Abrissbagger und 300 Kräfte im Einsatz Ein 35 Meter hoher Schornstein wird zur noch größeren Herausforderung für die Bielefelder Feuerwehr beim Großbrand auf dem Industriegelände des Textilherstellers Delcotex Delius Techtex am 9. November 2023. Nach einer Verpuffung steht dieser in Brand, das Feuer greift auf die alten Produktionshallen über und sorgt aus Sicht der Feuerwehr Bielefeld für den aufwendigsten Einsatz der vergangenen Jahre. Über Stunden gelingt es nicht, den Brand unter Kontrolle zu bekommen. &bdquo;Aufgrund der ungewöhnlichen Dachkonstruktion war dieser Brand sehr schwer zu löschen“, erklärt Bend. &bdquo;Wir haben dann das Unternehmen einbezogen und entschieden, Teile des Dachs mit einem Abrissbagger einzureißen, um effektiv löschen zu können.“ Ein großer Greifbagger der Firma Hagedorn wird angefordert und bringt endlich den erhofften Fortschritt. 300 Einsatzkräfte, rund 100 mehr als beim jüngsten Großbrand &bdquo;Westfalen-Blatt“-Gebäude, waren laut Bend letztlich involviert. 2. Drei Wohnhäuser brennen gleichzeitig Der Albtraum trifft gleich drei Familien: Ein freistehendes Familienhaus und zwei Doppelhaushälften werden am 8. April 2023 an der Pankoken Heide im Stadtteil Oldentrup ein Raub der Flammen. Die Rauchwolken sind kilometerweit zu sehen. &bdquo;Dass drei benachbarte Häuser gleichzeitig in Brand geraten, ist sehr ungewöhnlich“, sagt Bend. &bdquo;Das Feuer hatte sich bis zum Eintreffen der Kräfte schon sehr weit entwickelt und war auf die Nachbarhäuser übergesprungen.“ Zum Schluss sind die Häuser nicht mehr bewohnbar. Der Schock bei den betroffenen Familien sitzt tief. Doch verletzt wurde niemand. Eine Welle der Hilfsbereitschaft rollt an, Freunde und Verwandte starten eine Spendenkampagne. Die Doppelhaushälften müssen komplett abgerissen werden. Die Brandursache: Eine Familie hatte einen benutzen, heißen Räucherofen zu früh wieder unter den Carport aus Holz geschoben. NW-Bericht mit Video: Drei Häuser brennen in Bielefeld: Feuerwehr die ganze Nacht im Einsatz 1. Elf Menschen zum Teil schwer verletzt Das Video gibt einen Eindruck von dem laut Bend wohl dramatischsten Einsatz für die Bielefelder Feuerwehrleute in den vergangenen Jahren: In letzter Minute können sie elf Menschen aus einem Wohn- und Geschäftshaus an der Heeper Straße befreien, das am Abend des 27. Januars 2023 lichterloh in Flammen steht. &bdquo;Der Treppenraum stand bei Eintreffen der Einsatzkräfte bereits in Vollbrand“, erzählt Bend. &bdquo;Das Feuer hatte sich innerhalb kürzester Zeit so stark ausgedehnt, wie wir es selten erleben. Die Bewohner kamen nicht mehr raus, wir nicht rein. Nur zwölf Kräfte waren als Erste vor Ort und konnten alle elf Personen über Leitern aus den oberen Stockwerken retten.“ Sieben der Geretteten haben da bereits teils schwere Verbrennungen erlitten. Darunter ist eine 61-jährige Großmutter, die ihre Enkelkinder zu Besuch hatte: Die Frau harrte im brennenden, dritten Stock so lange aus, bis alle Enkelkinder im Alter von 6 bis 19 Jahren nach und nach über den Drehleiterkorb gerettet werden konnten. Das sei ein Einsatz gewesen, sagte Bend, der bei den Feuerwehrleuten wohl noch lange nachwirken werde. Mehr zum Thema: Dramatisch: Feuerwehr rettet Menschen aus brennendem Haus in Bielefeld

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