Unzulässige Werbung? Was man über Autoankauf-Kärtchen in Bielefeld wissen sollte

Bielefeld. Jeder kennt sie: bunte Visitenkarten an der Scheibe des Autos. Meist heißt es: &bdquo;Wir kaufen Ihr Auto.“ Genervt pfeffern viele das ungefragt ausgesprochene Angebot auf die Straße und fahren los. Und fragen sich: &bdquo;Dürfen die das? Was kann ich dagegen tun?“ Es ist eine Geschichte, die Journalisten gerne Zickendrahtgeschichte nennen. Weil es überall Haken und Ösen gibt. Tatsächlich dürfen die aufdringlichen Händler das alles auf den ersten Blick. Aber: Sie müssen es laut dem Versicherungskonzern ARAG vorher bei der zuständigen Straßenbaubehörde anmelden. Weil es sich sonst, das bestätigt die Stadt, &bdquo;um eine unerlaubte Sondernutzung einer Verkehrsfläche handelt“, so Maik Maschmeier, Chef des Ordnungsamtes. Doch keinem Kollegen aus dem Amt für Verkehr sei in Erinnerung, dass es jemals einen solchen Antrag gegeben hätte. Entsteht ein Schaden, wird es zivilrechtlich spannend Das vorsichtige Befestigen der Karte – meist an der Seitenscheibe – sei vermutlich erlaubt, so Maschmeier. Entstehe dabei aber ein Schaden, laufe das dann auf der zivilrechtlichen Ebene weiter. Klarer sei die Rechtslage, wenn ein Aufkleber im Sinne von &bdquo;Verkaufe mein Auto nicht“ an der Seitenscheibe klebe – &bdquo;dann dürfte das einem Briefkasten mit einem ,Keine Werbung’-Aufkleber gleichgestellt sein und könnte der Eigentümer privatrechtlich gegen den Kärtchenverteiler vorgehen“. Für den entstehenden Müll könne aber zunächst einmal niemand haftbar gemacht werden. Außer, der genervte Autofahrer wirft das Teilchen weg und wird dabei gesehen. &bdquo;Dann wäre das eine Ordnungswidrigkeit, die 50 Euro kostet“, sagt Maschmeier – um aber sofort zu betonen, dass das zwar die rechtliche Ebene sei, ihm aber kein einziger Fall einer solchen Ordnungswidrigkeit in Bielefeld bekannt sei. Verkauftes Auto taucht in TV-Kriegsbericht auf Er lässt großes Verständnis für genervte Autofahrer durchblicken, bittet aber jeden: &bdquo;Denken Sie an unsere schöne Heimatstadt – und werfen Sie es zu Hause in den Müll, oder sammeln Sie die Dinger im Auto und entsorgen Sie sie später.“ Denn: Was für den Einzelnen ein weggeworfenes Autokärtchen ist, wird entlang eines Straßenzuges schnell zur bunten Plage auf Straßen und Gehwegen. &bdquo;Total ärgerlich“, so Maschmeier. Er muss bei der nächsten Nachfrage schmunzeln: &bdquo;Was ist, wenn das Teil während der Fahrt abfliegt?“ – und sagt dazu: &bdquo;Wie da die Schuldfrage aussieht, das erscheint mir sehr kompliziert, das weiß ich auch nicht genau.“ Doch auch da verweist er auf seine Bitte an die Bürgerinnen und Bürger: ordentlich entsorgen – und nicht nach dem Motto &bdquo;nicht bemerkt“ herumfliegen lassen. Achtung: Prepaid-Nummern und weitere Kosten Wer sein Auto tatsächlich verkaufen will, dem wird aus Erfahrungsberichten geraten, vorsichtig und auch schnell zu sein. Denn oft lägen hinter den Mobilnummern nicht Nummer, die Händler über Jahre hätten, sondern Prepaid-Nummer, die binnen weniger Tage nicht mehr funktionierten – der Nachverfolgung wegen. Einige arbeiteten auch mit Nummern, die zusätzliche Kosten verursachten. Ein Bielefelder, den die Kärtchen erst so sehr nervten, dass er sie aus Trotz sammelte (&bdquo;Ich kam auf gut 70 in einem Jahr“) verkaufte dann tatsächlich seinen Uralt-Wagen. Er berichtet von einer kuriosen Verkaufsaktion: &bdquo;Es war ein markanter orangefarbener Passat mit schwarzem Austauschkotflügel – und ein paar Monate nach dem Verkauf sah ich meinen ehemaligen Wagen bei einer Kriegsberichterstattung aus dem Irak plötzlich durchs Bild fahren.“ Afrika und Vorderasien – dahin verschlägt es die meisten der per Kärtchen eingeworbenen Autos. Bessere BMW und Mercedes sollen dagegen meist in Osteuropa landen.

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