Bäume in der Innenstadt leiden: Stadt Bielefeld bittet Bürger dringend um Hilfe

Bielefeld. Die Pflege der städtischen Bäume ist in den vergangenen Jahren für den Umweltbetrieb zu einer echten Herausforderung geworden – auch durch den Klimawandel. Die früher zu erwartenden 80 Lebensjahre könne ein Baum in der Stadt aufgrund des erhöhten Stresses heute gar nicht mehr erreichen, erklärt Sebastian Richter, Abteilungsleiter der Grünunterhaltung beim Umweltbetrieb. Zu den Stressfaktoren zähle auch die zunehmende Trockenheit. Mit dem Projekt Gießkannenhelden will die Stadt ihr nun noch stärker entgegenwirken. &bdquo;Wasser sammeln, wenn es regnet und damit Bäume gießen, wenn es zu trocken ist“, so beschreibt sie auf ihrer Website die Aufgabe der 50 gesuchten Gießkannenhelden. Kanister und Bauteile aus recyceltem Material Jeder Gießkannenheld erhält dafür einen kostenlosen 1.000 Liter umfassenden Kanister mit Anleitung zum selbst Aufbauen sowie eine Gießkanne. Dabei enthalten sind auch ein sogenannter Regendieb und ein Schlauch, die es ermöglichen, Wasser aus einem Fallrohr in einen Kanister zu leiten. Wie in einer gewöhnlichen Regentonne soll so das Regenwasser gesammelt werden. &bdquo;Wir wollen nicht, dass das Wasser einfach in die Kanalisation fließt“, sagt Gabriele Moritz, Klimaanpassungsmanagerin beim Umweltamt. &bdquo;Im Sinne der Nachhaltigkeit“ würden die einzelnen Kanister aus der Lebensmittelindustrie stammen, erklärt Sebastian Richter. Die Auslieferung der Kanister sowie aller Bauteile übernimmt der Bielefelder Verein Profil, der junge Arbeitslose fördert. Um beim Projekt mitzumachen, stellt die Stadt auch Anforderungen: Mindestens 15 Quadratmeter Dachfläche sowie ein städtischer Baum in der Umgebung werden vorausgesetzt. Bevorzugt würden hierbei besonders junge Straßenbäume – aufgrund ihres erhöhten Stresses. Darüber hinaus müssen sich Teilnehmer auch an Verpflichtungen halten: Innerhalb von sechs Wochen müssen sie den Aufbau des Kanisters durch ein Foto bestätigen. Wer mitmacht, soll außerdem garantieren, dass er dem Projekt für mindestens drei Jahre treu bleibt: &bdquo;Wir fordern eine Verpflichtung von 36 Monaten, in denen man städtisches Grün gießt“, so Richter, der das Projekt leitet. Lesen Sie auch: Zwei Bielefelder Bäume gehören zu den außergewöhnlichsten in ganz Nordrhein-Westfalen Dass sich die tatsächliche Beteiligung der Teilnehmer kaum überprüfen lässt, weiß auch er und setzt deshalb auf Vertrauen. Das Wasser dürfe zwar auch für private Zwecke genutzt werden, jedoch sollen die städtischen Bäume dabei nicht vernachlässigt werden, ergänzt er. 2025 könnten weitere Kanister bereitstehen Mit den Gießkannenhelden zählt nun auch Bielefeld zum Teilnehmerkreis des Projektes, das in Städten wie Gelsenkirchen, Essen oder Düsseldorf längst etabliert ist. Den Vorstoß für einen ersten Anlauf habe der Klimabeirat Ende vergangenen Jahres gemacht, so Richter. &bdquo;Wir freuen uns, nun ein Mitglied der Gießkannenfamilie zu sein“, sagt er. Zudem wünsche er sich, dass das Projekt gut angenommen wird, sodass die Politik im kommenden Jahr weitere Fördermittel für neue Kanister freigeben könnte. Aktuell gibt es rund 112.000 städtische Bäume in Bielefeld, etwa zehn Prozent davon sind Jungbäume (bis zu fünf Jahre alt), die intensiv begossen werden müssen. Das bekommt auch die Stadt zu spüren: &bdquo;In den warmen Sommern kommen wir an unsere Grenzen“, sagt Moritz. Um ressourcensparender zu arbeiten, setze der Umweltbetrieb bei Neupflanzungen bereits auf Gießringe oder Gießsäcke, erklärt Richter. Zukünftig wolle man zudem eine Sensorik einsetzen, die auf Trockenheit der Bäume hinweisen kann. Trotzdem wird die Stadt weiterhin auch auf das Engagement ihrer Bürger angewiesen sein. Neben den bereits bestehenden Baumpaten sollen nun also die Gießkannenhelden anpacken. Alle weiteren Infos zur Bewerbung finden Sie hier.

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